Die Spatzen pfeifen es mittlerweile von den Dächern, die Masseneinwanderung hat die Gesellschaft zerbrochen und in eine Vielzahl von identitären Grüppchen zersplittert, die sich separieren und in Konkurrenz sich gegenseitig ökonomisch ausstechen zu versuchen. Man kann nicht miteinander und man will nicht miteinander, man will nur die Dominanz übereinander und wenn diese nicht möglich erscheint, will man sich zumindest seinen Anteil an den Lebensressourcen erobern, die dieses Land produziert. Es ist das Dilemma der Stammesgesellschaften, der Clans, der Sekten, Glaubensgemeinschaften und sonstiger identitärer Grüppchen, sich immer in Abgrenzung von den Nachbarn zu definieren und idealer Weise als Opfer der anderen, die Gemeinschaft als Ganze hingegen zu verwerfen. Man ist antideutsch. Man ist nicht solidarisch, man fordert von einander den gegenseitigen Tribut.
Der Opferkult aber ist die unvermeidbare Konsequenz der Asylrechtsideologie, die aus dem Status der verfolgten Unschuld ein Ansiedlungsrecht in der Fremde transformierte. Da nur dieser Status die Einwanderer legitimiert, statt sie als Eindringlinge und Eroberer auszuweisen, muss der Opferstatus, der sich einst auf die Herkunftsländer bezog, in zweiter Generation sich auch auf die Gastgeberländer ausweiten, man fordert seinen Anteil nunmehr aufgrund seines Andersseins und weist den Anspruch von sich, sich gesellschaftlich in die soziale Gemeinschaft der Ureinwohner zu integrieren. Anpassen sollen sich allenfalls die andern, um damit ihre Schuld auszugleichen, den Fremden in seinem Anderssein wahrzunehmen, nämlich in dem Anderssein, das man an sich selbst ständig erkennt und als erlittenes Unrecht wie ein Schild vor sich herträgt.
Man separiert sich und beklagt, dass man dabei abgeschnitten ist von den Integrationsprozessen, ein erfolgreiches Mitglied der Gesellschaft zu sein.
Die Linke hat ihren Anteil an dem Dilemma, mit ihren Weltverbesserungsideen das Problem überhaupt erst geschaffen zu haben, das die Gesellschaft schwächt und zur wehrlosen Beute des internationalen Finanzkapitals degradiert. Das identitäre Denken ist das falsche Bewusstsein, das die wahren Brüche und Ungleichgewichte zwischen Herrschern und Beherrschten verdeckt.
Die gespaltene Bürgerschaft hat der Übermacht des Kapitals nichts mehr entgegenzusetzen, die Herrschenden spielen eine Gruppe gegen die andere aus. Es geht eben nicht darum, dass Oberschichtenfrauen jetzt auch ihren gerechten Millionärslohn und die Spitzenpositionen für die Ausbeutung der Prekarisierten erhalten, es geht darum, der Unterschicht seine Freiheit und Würde zurückzugeben und politisch zu stärken. Andernfalls zementiert man das Machtungleichgewicht.