Ansicht umschalten
Avatar von Irwisch
  • Irwisch

mehr als 1000 Beiträge seit 22.03.2005

Re: 120 Jahre!

Huhu! schrieb am 10.04.2019 15:35:

Ich frage mich, wie so etwas in einem "Rechtsstaat" durchgewunken werden kann und die Freie Presse.... dröhnendes Schweigen, bis auf ein paar Feigenblätter. Kein Nachhaken, keine Kritik, nix.

Nicht immer ist in der Verpackung das drin, was draufsteht. Deutschland ist nur dem Schein nach eine Demokratie und ebenfalls nur dem Schein nach ein Rechtsstaat. Wer über Einfluß und Kapital verfügt, ist vor dem Richter immer einem mittel- und einflußlosen Gegner überlegen und erhält Recht, auch wenn er tatsälich im Unrecht ist. Ich mußte das schon drei Mal in Mietangelegenheiten auf die bittere Tour erfahren.

Wir haben hier auch keine freie Presse, zumindest nicht in den Kreisen der etablierten Mainstreampresse. Die meisten Menschen lassen sich jedoch gerne von Worten täuschen, ohne auch nur auf den Gedanken zu verfallen, es könnte zwischem dem Wort und dem, was damit bezeichnet wird, ein Unterschied bestehen. Rainer Mausfeld spricht daher zu Recht vom weitverbreiteten Wortaberglauben.

Rainer Mausfeld: Warum schweigen die Lämmer, Seite 75
Die Wirksamkeit solcher Begriffe beruht darauf, dass wir von Natur aus zu einem gewissen Wortaberglauben neigen und somit zu der Überzeugung, dass Wörter auch Sachverhalte widerspiegeln. Wir tendieren dazu, vorgefundene Wörter zur Organisation unserer Gedanken naiv zu verwenden. Dabei übersehen wir, was diese Wörter an ideologischem Gehalt und an stillschweigenden Vorannahmen transportieren. Leider ist es ausgesprochen schwierig, unseren natürlichen Wortaberglauben zu überwinden und zu einer Haltung zu kommen, die – gerade im politischen Bereich – jedes Wort als ein Päckchen ideologischer Vorannahmen ansieht, das man zunächst sorgfältig aufschnüren muss. Eine solche Haltung, Wörter in ihrer Bedeutung und ihrem ideologischen Ballast kritisch zu hinterfragen, bedarf intensiver Schulung. Genau auf diesen Aspekt einer Ideologiekritik hatte die Aufklärung den Blick gerichtet und sehr wirksame Methoden der Identifikation verborgener Vorurteile und ideologischer Elemente entwickelt. Verständlicherweise haben die herrschenden Eliten kein Interesse daran, dass diese Methoden in den Sozialisationsinstanzen der Gesellschaft gelehrt und tradiert werden.
http://tinyurl.com/y4maxmtq

Das impliziert, daß man mit diesen falschen Begriffen – falsch insofern, weil ihr Gehalt fehlerhaft antizipiert wurde – nicht zu Schlußfolgerungen gelangt, mit denen man ein politisches Bewußtsein aufbauen kann. Die Indoktrination mit falschen Begriffen beginnt bereits im Elternhaus, wo die Kinder schon von den Eltern falsche Vorstellungen vermittelt bekommen, und setzt sich in der Schule bis zur Ausbildung fort. Täglicher Mainstream-Konsum verfestigt dann diese falschen Vorstellungen bis zum Tode dauerhaft. Deshalb widerstrebt es den meisten Menschen sehr, sich mit Literatur zu befassen, die nicht von falschen Begriffen durchsetzt ist. Am liebstenlesen die, die überhaupt lesen, jedoch Unterhaltungsliteratur. Wer einmal die Millionen-Auflagen von Fantasy- und Horrorliteratur mit den Auflagen von Sachbüchern vergleicht, weiß, wovon ich hier schreibe.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten