Joah-Mei schrieb am 05.10.2023 09:04:
Also im September 2023 war es die Sonne…
Du hast das kleine Wörtchen "noch" vergessen. NOCH war es die Sonne.
Wir haben jetzt Oktober. Ich betreibe selbst eine Solaranlage und was soll ich sagen: In den letzten 4 Tagen habe ich im Schnitt pro Tag 10 KW eingespeist und 5 - 6 KW selbst verbraucht. Im Sommer waren es im Schnitt 55 KW, die ich pro Tag eingespeist habe. Mein Eigenverbrauch blieb ziemlich stabil. Spitzenwerte waren auch mal über 80 KW die ich an einem Tag eingespeist habe. Da war ich (stellvertretend für Deutschland?) Exporteur.
Nun verbrauche ich in den warmen und sonnenstarken Monaten selbst aber kaum Strom. Ich schaffe es sogar nie, den Speicher im Keller auch nur auf die Hälfte zu leeren.
Im Oktober stelle ich nun aber fest, dass der Ertrag ganz schön eingebrochen ist, und ich den Speicher im Keller (6 KW) zum ersten Mal leergesaugt habe, weil die Sonnenscheindauer um einige Stunden abgenommen hat. Ich irre halt ungern im Dunkeln durchs Haus, liebe eine warme Mahlzeit am Tag und dusche nur ungern mit kaltem Wasser. Am Morgen war ich dann mit leergelutschtem Akku erstmals seit dem vergangenen Winter wieder Importeuer von Strom.Und jetzt überlegen wir mal, ob ich im Winter, wenn meine Heizperiode beginnt, wohl genug Strom für meine strombefeuerte Heizung zusammenbekomme und ob mein Elektroauto (welches ich nicht habe) wohl geladen werden könnte, ohne Strom zu importieren. Die Antwort ist wohl klar: Nö, klappt nicht. Ich werde auf Importe angewiesen sein. So und nicht anders wird es auch in Deutschland im Winter sein, selbst mit sich drehenden Windrädern.
Im letzten Winter haben wir trotz Kernenergie solidarisch gefroren. In diesem Winter werden die steuerzahlenden Menschen dies kaum noch akzeptieren. Wir haben Hunderttausende von Menschen in unser Land aufgenommen, die ebenfalls nicht frieren wollen und ihrerseits zusätzlich Strom verbrauchen (nein, da ist keine Hetze, sondern eine Tatsache: Mehr Menschen verbrauchen mehr Strom). Wir schalten also zuverlässige Kraftwerke ab, und wir planen den Verbrauch zu erhöhen. Wir setzen auf Photovoltaik, die im Winter nur einen Bruchteil dessen produziert, was sie im Sommer generiert und jahreszeitenunabhängig ganz schlechte Werte in der Nacht hat. Wir bauen auf Windenergie, die ebenso zuverlässig ist wie die Sonne. Wann die meisten Elektroautos künftig geladen werden, ist auch wohl jedem klar. Firmenparkplätze mit dutzenden Stellplätzen und Ladesäulen können kaum die angepeilten 100% E-PKWs laden, da die Leitungen wohl armdick sein müssten. Also wird am Abend an der heimischen Steckdose geladen. Ein Mitarbeiter meines örtlichen Netzbetreibers sagte mir bei der Inbetriebnahme meiner Photovoltaikanlage schon klar, dass ÜBERALL neue und kräftigere Leitungen verlegt werden müssen, wenn die e-Autos sich durchsetzen sollen. Der Mitarbeiter erklärte mir auch, dass die Zukunft wohl so aussieht, dass aus der Ferne konfigurierbare Stromzähler installiert werden, bei denen der Netzbetreiber festlegt, ob mein e-Auto am Morgen geladen ist, oder ob meine Wärmepumpe läuft oder nicht. Auch über Akkus im Winter konnte er berichten, da er selbst ein e-Mobil von seinem Arbeitgeber zur Verfügung gestellt bekommt. Kritisch besonders im Winter, denn wie sich Akkus im Winter verhalten, ist auch jedem klar, der ein E-Auto besitzt oder dem mal im Winter der Akku im Verbrenner den Dienst verweigerte.
Das Argument, dass eine Wärmepumpe weniger Strom frisst als Nachtspeicher stimmt sicherlich (mit Strom heizen, oder mit Strom einen Kompressor betreiben). Aber eine Wärmepumpe, die eine Ölheizung ersetzt, ist ein zusätzlicher Verbraucher. Auch ein Elektroauto, welches einen Verbrenner ersetzt, ist ein zusätzlicher Verbraucher. Beide kommen bei Inbetriebnahme zu 100% hinzu.
Statistiken, die wir heute heranziehen um die Unbedenklichkeit der eingeschlagenen Ideologie zu untermauern beziehen sich auf einen milden Winter, eine geringe Anzahl an Elektroautos und erst vereinzelt installierte Wärmepumpen. Diesen Stromverbrauch sehen wir als Argument, Atomkraftwerke abzuschalten, WISSEND, dass wir künftig besonders im Winter MEHR Strom benötigen und WISSEND, dass wir uns über einen milden Winter 2022/23 freuen durften. Wie blöd muss man sein? Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns von fossilen Energieträgern ja zu 100% lösen wollen. Gaskraftwerke oder Kohlekraftwerke sind ja künftig auch keine Stromlieferanten mehr.Wenn ich dann noch lese, dass die Grünen es gerade feiern, dass der Gasverbrauch in Deutschland rückläufig ist, und man hier besonders der Industrie dankt, die deutlich weniger Gas verbraucht, dann frage ich mich persönlich, ob es wirklich Anlaß zur Freude ist, denn: der geringere Verbrauch von Gas durch die Industrie ist der mauen wirtschaftlichen Situation geschuldet und sicher auch der Pleite sowie der Abwanderung von Unternehmen.
Nochmal: Wollen wir den Stromverbrauch und die Stromproduktion HEUTE als Beweis dafür heranziehen, dass der eingeschlagene Weg richtig ist und alle Bedenken nur rechtsradikale Energielobby-Propaganda ist auf die man niemals hören darf, weil die eigene Ideologie die einzig Richtige ist, da ein Land wie KENIA unser Vorbild ist? Ein Land, in dem kaum jemand eine Heizung benötigt und die Agrarökonomen mit Ochsenkarren ihre Felder bestellen?
Wind und Sonne helfen erheblich dabei, die Notwendigkeit fossiler Energiegewinng zu reduzieren. Das senkt zuallererst mal die Kosten und die Abhängigkeit von ebendiesen, da Deutschland bekanntermaßen nur bei Braunkohle über ausreichend eigene Ressourcen verfügt. Ich habe bewusst nicht geschrieben, dass man aktuell auf fossile Energiegewinnung komplett verzichten kann.
Zweitens müssen alle Kommunen in den nächsten Jahren eine kommunale Wärmeplanung vornehmen. Dazu gehört auch der Ausbau von Fernwärme sowie der Stromnetze.
Drittens bist Du doch bestens mit den Komponenten vertraut, die zukünftig die Stromnetze entlasten werden: dezentrale Energiegewinnung (z.B. PV), Smart Meter, Stromspeicher (Akkus) und flexible Stromtarife. Darüber lassen sich Lastspitzen abfedern und der Verbrauch lenken (Stichwort Preissignalfhigkeit - muss ab 2025 jeder Stromanbieter anbieten).