Danke für die intelligente Antwort. So etwas ist sehr selten heutzutage.
Die Menschen motivieren ist sicherlich das vordringlichste Problem um im aktuellen Politikbetrieb etwas zu erreichen. Allein Aktionismus bringt aber auch nicht das gewünschte Ergebnis, es bietet meist genau die Angriffsfläche, die juristisch oder medial ausgenutzt werden kann und wird. Ich habe meine direkten Kämpfe auf der Strasse in den 70ern gehabt. Rückblickend war bei aller Theorielastigkeit jener Zeit am Ende doch das Hauptproblem, dass kein Gegenentwurf des polit-ökonomischen Systems eine ernsthafte Alternative zum herrschenden Kapitalismus glaubhaft vermitteln konnte. Bei den meisten Menschen herrscht nun mal die "Erst kommt das Fressen, dann die Moral" als Motivation und Gewissensberuhigung vor.
Den Menschen die Konsequenzen des Systems in aller gebotenen Eindringlichkeit vor Augen zu führen, erzeugt zudem Verdrängungsaffekte, gegen die man eh nicht argumentieren kann, Gefühle sind da wie ein Torwächter des Systems.
Meine logische Schlussfolgerung ist, ein Interesse an Systemveränderung muß mit positiver Verstärkung arbeiten. Versprich den Menschen 4000€ Grundeinkommen und du hast zumindest ihr Gehör und ihren Spott, weil sie das für utopisch halten.
Leider hast du dich ja sehr negativ über den theoretischen Umgang mit dem Thema geäußert, was ich rein menschlich verstehen kann. Als logisch denkender Mensch muss ich aber die Frage einwerfen: Wo soll es denn hingehen. Was sind die Ziele des notwendigen Wandels, wer soll das administrieren, wer kontrollieren, wie wird Missbrauch vorgebeugt, wie kann der Einzelne daran mitwirken, wie verhindert man Unterwanderung und Obstruktion, will man sich an die geltenden Gesetze halten oder alles umstoßen. Genau um solche Fragen zu beantworten braucht es Denker, die versuchen das Dickicht in einen Garten zu verwandeln. Nur weil die Macht sich immer wieder Denker bemächtigt, mit Geld, Gewalt oder Perfidie, heißt doch nicht, dass das Denken an sich verderblich ist. Oder doch?
Es mag dir widerstreben anderen zuzugestehen, dass sie manche Probleme lösen können, was dir verwehrt blieb. Aber deshalb alles zurück zu weisen, was zB ich in 40 Jahren durchdacht habe, erscheint mir doch recht radikal. Ich befürchte diese Haltung führt in die selbe Sackgasse, in der so viele in den 70ern gelandet sind. Heute sind es diese Ex-Linken, die der linken Denkungsart mehr geschadet haben als alle Rechten zusammen. Es gibt eben eine Wasserscheide, die links von rechts trennt und die lautet: Will ich zusammen mit allen Menschen ein glückliches erfülltes Leben leben, oder will ich nur selbst glücklich und erfüllt sein. Zweites ist der Kern des Neoliberalismus und war schon immer Kern des Kapitalismus. Ich privatisiere für mein Vorankommen, gegen alle anderen. Survival of the fittest. So etwas endet dann in extremster Menschenverachtung, wie sie heute bei den Superreichen ebenso zu finden ist wie bei Warlords oder Anlageberatern
Wenn du also das zweite, rechte bevorzugst und nur eine "gerechtere" Verteilung willst, dann ist dir Ökokom sicher zu gleich"macherisch", jedoch wird es auch mit der eigennützigen Motivation funktionieren.
Du kannst dich ja noch mal auf der Seite umschauen. In der FAQ gibt es Ökokom als stichwortartige Beschreibung. Der philosophische Unterbau ist die Verfassung in ihrer jetzigen Form. Man könnte eine Partei gründen, wenn es denn gelänge die Menschen dafür zu interessieren. Ich kann mich selbst nur nicht als politische Gallionsfigur sehen. Daher tritt es schon fast 10 Jahre auf der Stelle. Ich bin kein Volkstribun, kein Lenin, ich bin nur ein vorurteilsfreier Denker mit einem großen Herzen und Hang zum Querdenken.
http://oekologisches-grundeinkommen.de
Ökokom - gleiche Teilhabe für alle