ÖKOKOM schrieb am 15.12.2018 01:59:
Danke für die intelligente Antwort. So etwas ist sehr selten heutzutage.
Keine Ahnung ob sie jetzt wirklich intelligent war ;-)
Mir erscheint sie erst einmal "nur" logisch - aber Danke für die Blumen.
Die Menschen motivieren ist sicherlich das vordringlichste Problem um im aktuellen Politikbetrieb etwas zu erreichen.
Wobei ich halt sagen würde das Motivieren setzt überhaupt erst einmal das Verstehen an sich voraus - also nicht grundsätzlich dass des Politikbetriebs, sondern allein die Erkenntnis die ich als gesichert ansehe, das viele sich beteiligen müssen um etwas zu ändern. Wenn viele den Ist-Zustand wirklich erkennen, also gewissermaßen "die Matrix" in der sie leben, dann wird es vielleicht auch einmal etwas mit der Motivation, je nachdem ob dann die "rote Pille oder die Blaue" geschluckt wird.
Allein Aktionismus bringt aber auch nicht das gewünschte Ergebnis, es bietet meist genau die Angriffsfläche, die juristisch oder medial ausgenutzt werden kann und wird. Ich habe meine direkten Kämpfe auf der Strasse in den 70ern gehabt. Rückblickend war bei aller Theorielastigkeit jener Zeit am Ende doch das Hauptproblem, dass kein Gegenentwurf des polit-ökonomischen Systems eine ernsthafte Alternative zum herrschenden Kapitalismus glaubhaft vermitteln konnte. Bei den meisten Menschen herrscht nun mal die "Erst kommt das Fressen, dann die Moral" als Motivation und Gewissensberuhigung vor.
Den Menschen die Konsequenzen des Systems in aller gebotenen Eindringlichkeit vor Augen zu führen, erzeugt zudem Verdrängungsaffekte, gegen die man eh nicht argumentieren kann, Gefühle sind da wie ein Torwächter des Systems.Meine logische Schlussfolgerung ist, ein Interesse an Systemveränderung muß mit positiver Verstärkung arbeiten. Versprich den Menschen 4000€ Grundeinkommen und du hast zumindest ihr Gehör und ihren Spott, weil sie das für utopisch halten.
Ich weiß gar nicht ob sie das tatsächlich für utopisch halten, vielfach ist es ja so dass sie den Ist-Zustand gar nicht einmal ansatzweise kennen weil sie in einer Art "Matrix" leben die im Grundtenor einer gewissen ideologisch-dogmatischen Maxime folgt.
Das ist so ein bisschen wie Religion, wo z.B. laut alten Testament am Anfang Gott die Erde innerhalb 6 Tage die Erde schuf und einen Tag frei nahm. Die Grundannahme dass es Gott (bzw. in anderen Religionen mehrere Götter) gibt gilt es zu hinterfragen.
Was z.B. den Kapitalismus angeht z.B. dann die Grundannahme was es für einen Sinn macht dass dort praktisch jeder Mensch einen Großteil seiner geldwerten Wertschöpfung der eigenen Arbeitsleistung an einige wenige andere "verschenkt" damit die dadurch "Beschenkten" viel Geld von vielen Einzelnen "einsammeln" um sich ein schönes Leben damit zu machen - legitimiert dadurch dass dieses "einsammeln" ja eine recht "anstrengende" Arbeit ist und sie daher einen Anspruch darauf haben viel Geld dafür zu bekommen.
Wobei ich hier jetzt nicht darauf abziele das grundsätzlich in Frage zu stellen, also nicht zuerst. Mir geht es um die Parallelen bei Religionen und dann eben hier dem Kapitalismus bzw. auch politischen Systemen, das wäre z.B. der dahinterstehende hierarchische Gedanke als das alles tragende Prinzip. An das man lediglich glaubt und zwar ohne es zu wissen ob es Sinn macht oder nicht - man folgt einer dogmatischen Ideologie, ob religiös, politisch oder wirtschaftlich und weiß oft nicht einmal warum.
Mein Ansatz ist primär das überhaupt erst einmal nicht ändern zu wollen, ich will lediglich dass es zuerst einmal erkannt wird und auch offen so benannt wird. Denn erst dann kann sich überhaupt erst einmal die Fragestellung ergeben ob man etwas ändern möchte weil vielleicht die ideologische Dogmatik als falsch empfunden wird.
Bevor man den Ist-Zustand der "Matrix" in der man lebt nicht erfasst hat, braucht man mit Änderungen oder potentiellen Perspektiven in Form alternativer Konzepte überhaupt nicht beginnen und die einzige Möglichkeit den politischen Ist-Zustand erfahrbar zu machen ist eben sich daran aktiv zu beteiligen.
Leider hast du dich ja sehr negativ über den theoretischen Umgang mit dem Thema geäußert, was ich rein menschlich verstehen kann. Als logisch denkender Mensch muss ich aber die Frage einwerfen: Wo soll es denn hingehen. Was sind die Ziele des notwendigen Wandels, wer soll das administrieren, wer kontrollieren, wie wird Missbrauch vorgebeugt, wie kann der Einzelne daran mitwirken, wie verhindert man Unterwanderung und Obstruktion, will man sich an die geltenden Gesetze halten oder alles umstoßen. Genau um solche Fragen zu beantworten braucht es Denker, die versuchen das Dickicht in einen Garten zu verwandeln. Nur weil die Macht sich immer wieder Denker bemächtigt, mit Geld, Gewalt oder Perfidie, heißt doch nicht, dass das Denken an sich verderblich ist. Oder doch?
Wie gesagt, aus meiner Sicht machst du den zweiten Schritt vor dem Ersten, du fokussierst darauf wohin es gehen soll. Was ich für wenig sinnvoll halte wenn man gar nicht weiß wo man überhaupt ist weil man es für sich nicht erfahrbar gemacht hat. Zuerst einmal benötigt es eine "Standortbestimmung" und zwar nicht intellektuell-theoretisch durch Erklärungsmodelle die abgewägt werden, sondern vielmehr praktisch durch eigene Erfahrung und Selbst-Reflexion aus der dann vielleicht Erkenntnisse erwachsen die zur Entwicklung von Alternativen zum aktuellen Ist-Zustand entstehen.
Die einst unantastbaren religiösen ideologische Dogmatiken haben das teils über die Jahrtausende bzw. Jahrhunderte hinweg bereits erlebt, also in Form der Wissenschaft z.B. die ideologische religiöse Dogmatiken ad absurdum geführt hat. Was nun zwangsläufig noch nicht dazu geführt hat dass die Wissenschaft "obsiegt", aber es gibt Veränderungen bei (manchen) Religionen. Natürlich ganz langsam und auch nicht in allen Bereichen, sondern eben so "flott" wie bei der Kontinentalplattenverschiebung.
Beobachtet man das dort so über die Äonen hinweg dann sollte man in anderen Bereichen die grundsätzlich ähnliche ideologische Dogmatiken aufweisen auch nicht damit rechnen dass es schneller geht. Auch braucht es (noch gar) keine Fragestellung: "Wohin soll es gehen?" sondern viel mehr Hilfe bei der Frage: "Wo stehen wir eigentlich jetzt überhaupt?"
Es mag dir widerstreben anderen zuzugestehen, dass sie manche Probleme lösen können, was dir verwehrt blieb. Aber deshalb alles zurück zu weisen, was zB ich in 40 Jahren durchdacht habe, erscheint mir doch recht radikal. Ich befürchte diese Haltung führt in die selbe Sackgasse, in der so viele in den 70ern gelandet sind. Heute sind es diese Ex-Linken, die der linken Denkungsart mehr geschadet haben als alle Rechten zusammen. Es gibt eben eine Wasserscheide, die links von rechts trennt und die lautet: Will ich zusammen mit allen Menschen ein glückliches erfülltes Leben leben, oder will ich nur selbst glücklich und erfüllt sein. Zweites ist der Kern des Neoliberalismus und war schon immer Kern des Kapitalismus. Ich privatisiere für mein Vorankommen, gegen alle anderen. Survival of the fittest. So etwas endet dann in extremster Menschenverachtung, wie sie heute bei den Superreichen ebenso zu finden ist wie bei Warlords oder Anlageberatern
Wenn du also das zweite, rechte bevorzugst und nur eine "gerechtere" Verteilung willst, dann ist dir Ökokom sicher zu gleich"macherisch", jedoch wird es auch mit der eigennützigen Motivation funktionieren.
Ich habe schon manchmal mit dem inkludierten "Deutungsanspruch" meine Schwierigkeiten dass es tatsächlich jemanden (instanzlich an "höherer Stelle") geben müsste der Probleme löst. Ich kann nicht sagen ob es so ist oder eben so nicht notwendig ist, mein Verstand sagt mir aber dass ein großer Teil der Probleme zuerst einmal darin begründet liegt dass kaum jemand von den ganz vielen Individuen auf der Welt (bzw. in einem Land) die grundlegenden ideologischen Dogmatiken wirklich kennt. Logisch wäre demnach sie überhaupt erst einmal bewusst kennenzulernen, was im Grunde nur geht wenn man aktiv und bewusst an etwas mitarbeitet um daraus (s)eine Selbsterkenntnis zu beziehen.
Wenn man so will, gilt es bewusst den Nachthimmel zu betrachten, dann nicht an das ideologisch-dogmatische Bild des göttlich aufgestellten Himmelszelts zu glauben, sondern sich zu fragen was sehe ich da eigentlich? Zuerst einmal also eine Positionsbestimmung betreiben, dann kommt man vielleicht darauf dass es Sterne sind bzw. Galaxien mit vielen Sternen darin, was vielleicht zu der Frage führt woher kommen sie, wie sind sie entstanden uswusf.? Irgendwann am Ende dieses Prozess steht dann vielleicht auch die Erkenntnis dass die dogmatische Ideologie eines göttlichen Himmelszelt falsch ist und durch eine alternative Betrachtungsweise abgelöst gehört. Oder eben auch nicht ;-)
Letzteres muss man eben den Menschen auch leider zugestehen - wobei ich persönlich nicht glaube dass diese ideologisch-dogmatische religiös geprägte Position ewig bestehen kann, denn dann wären wir ja nicht lernfähig, was der Evolution fundamental widersprechen würde.
Du kannst dich ja noch mal auf der Seite umschauen. In der FAQ gibt es Ökokom als stichwortartige Beschreibung. Der philosophische Unterbau ist die Verfassung in ihrer jetzigen Form. Man könnte eine Partei gründen, wenn es denn gelänge die Menschen dafür zu interessieren. Ich kann mich selbst nur nicht als politische Gallionsfigur sehen. Daher tritt es schon fast 10 Jahre auf der Stelle. Ich bin kein Volkstribun, kein Lenin, ich bin nur ein vorurteilsfreier Denker mit einem großen Herzen und Hang zum Querdenken.
http://oekologisches-grundeinkommen.de
Ökokom - gleiche Teilhabe für alle
Ja mal schauen, also irgendwann - dummerweise hat der Tag nur 24 Stunden.
Da du ja eine Parteigründung angesprochen hast, vielleicht gibt es so etwas ja schon - vielleicht mal bei der "Hanf-Partei" schauen (den Namen am besten einmal ignorieren). Zu der gab es unlängst auf der Telepolis ein Interview mit ihrem Bundesvorsitzenden, siehe hier:
https://heise.de/-4179264
Was für mich durchaus interessante und quer gedachte Ansätze enthielt zur üblichen Parteienlandschaft - vielleicht ja lesenswert für dich...