Sie sind ja ziemlich weltfremd.
1. In Berlin steht der Großteil der Wohnungen nun mal zur Miete bereit und nicht zum Kauf.
2. Die Wohnungen, die zum Kauf bereit stehen, kosten exorbitant viel. Wenn sie jetzt nicht in Marzahn wohnen wollen oder können, dann finden sie einefach keine bezahlbaren Angebote. Eine 60 m2 Wohnung kostet gut und gerne 200.000 € + Maklergebühr, Grundsteuer etc. Und dann müssen sie ja trotzdem jeden Monat noch den Anteil für die Hausinstandhaltung zahlen, was idR. auch mehrere hundert € sind. Also deutlich teurer als Mieten.
3. In Berlin wohnen hunderttausende Rentner und Leute die kurz vorm Rentenalter stehen. Die durchschnittliche Rente liegt dabei knapp über 1000 €. Sollen die sich eine Wohnung kaufen? Oder die 100.000 Studenten, von denen vielen noch nicht einmal diese 1000 € im Monat zur Verfügung stehen? Zudem gibt es auch noch eine Menge Geringverdiener, wozu teilweise auch Lehrkräfte und Pflegepersonal gehören; sollen die sich etwa eine Wohnung kaufen? Was denken sie denn, was für ein Gehalt benötigt wird, um einen Kredit über 200.000 € zu bekommen? Wobei das halt die günstigen Wohnungen sind, die sie dafür in Berlin finden. Und sollen sich junge Familien etwa eine solche Wohnung kaufen und dann auf Jahrzehnte in 2 Zimmern leben mit ihren Kindern??
4. Nur weil die Mieten in den letzten Jahren so in die Höhe geschossen sind, denken sie wirklich, dass es jetzt für viele (gerade in dieser angespannten Zeit) eine gangbare Option darstellt, sich einen Kredit in solchen Größenordnungen aufzubürden?
So nun zu mir:
Ich wohne in Berlin zur Miete und ich studiere hier. Ich habe fast 1 Jahr nach einer Wohnung gesucht, bis ich dann ein Angebot von einem großen skandinarvischen Wohnungsunternehmen bekommen habe und die Wohnung mich auf Grund ihrer Lage überzeugt hat, und auch einfach deshalb, weil ich selbst nach Besichtigungen kaum Angebote bekommen habe. Es war einfach das erstbeste Angebot und ich war es leid zu suchen. (Die Wohnung liegt in Tiergarten & hat sogar Spreeblick, das fühlt sich für mich schon ein bisschen wie Luxus an.)
Das Schlimme war jedoch, dass ich die Wohnung komplett selbst renovieren musste (was ich ja an sich schön fand, weil ich mich gerne handwerklich betätige), jedoch wurde durch das Unternehmen wirklich gar kein Finger krumm gemacht: der Estrich-Boden war schief, Elektroarbeiten waren auf meine Kosten auszuführen, natürlich alles streichen, komplette Küche rein und komplett neuen Boden verlegen (hat mich mehrere tausend € gekostet. Ich hatte vorher etwas angespart, aber auch dank Unterstützung meiner Familie konnte ich mir das überhaupt leisten .)
Die Miete war durch den Mietendeckel auf einem für mich sehr verträglichen Niveau.
Jetzt steigt sie für mich um über 100 € monatlich auf die maximal zulässige Miete (ortsübliche Vergleichsmiete + 10 %). Das ist halt eine einzige Frechheit, dafür das das Unternehmen hier komplett leerstehende Wohnungen vermietet hat.
Zudem haben sie bei allen neuen Mietern, die Verträge auf 5 Jahre befristet, da sie vorhaben dann eine Luxussanierung im ganzen Haus durchzuführen, wie es für dieses Unternehmen typisch ist. Das wollten sie vor ein paar Jahren bereits machen, aber da hat sich die Nachbarschaft hier erfolgreich gegen gewehrt. Die Mieten werden dann sicher um 50 - 100 % oder sogar mehr steigen. Sicher, bei dem Haus hier muss einiges gemacht werden, aber die Firma ist leider bekannt dafür, nach völlig überteuerte Sanierungen durchzuführen und diese dann komplett auf die Mieter umzulegen. Einfache Mieter werden immer mehr an den Rand der Stadt gedrängt, während die Innenstadt zum Luxusgut wird. Und sie sagen: Kauft euch doch einfach Wohnungen... Danke für ihren so geistreichen Kommentar.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.04.2021 09:42).