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  • Sentinel

mehr als 1000 Beiträge seit 08.05.2023

Trumps Strategie und warum sie scheitern wird

Trump hat Berichten zufolge über 4000 Gerichtsprozesse in seinem Leben durchgemacht und hat sich noch immer irgendwie herausgewunden - er ist gewissermaßen ein "white collar criminal genius" - einer, der ohne mit der Wimper zu zucken, immer die letzten Ritzen und Lücken in den Gesetzen ausnutzt und dehnt, und aufgrund seiner Top-Anwälte in der Regel damit auch durchkommt.

Diesmal sehen die Indikatoren aber etwas anders aus als gewöhnlich. Bereits bei seinem kürzlichen Gerichtstermin in New York konnte man einen recht geknickten und fahrigen Trump erleben. Und auch jetzt sieht man von der für ihn typischen geschwollenen Brust kaum etwas sondern einen recht ratlos und dysphor dreinschauenden und deutlich gealtert wirkenden Mann.

Trumps Anwälte haben nun im Prozess in Washington DC ihre letzten Geschütze aufgefahren: sie wollen die Richterin für befangen erklären lassen, da sie weiland von Obama ernannt worden war, und sie wollen den Prozess in eine andere Stadt verlegen lassen, da Trump in DC nur 5% der Stimmen erhalten hat und dementsprechend die Quote ihm wohl gesonnener Geschworener eher dürftig aussehen würde. Last but not least wollen die Trump-Anwälte den Prozess zeitlich aufschieben - am besten nach der Wahl - mit der Begründung, dass Trump durch den Prozess keine Zeit mehr hätte, um seinen Wahlkampf zu machen.

Die bisherigen Analysen hierzu sagen, dass Trump mit all diesen Anliegen krachend scheitern wird, da sie nicht haltbar sind: Die Richterin müsste sich schon sehr konkret und offen in der Vergangenheit gegen Trump geäußert haben, um ihr eine Befangenheit nachzuweisen. Und die Geschworenen müssen ohnehin alle vorsprechen und können von den Trump Anwälten abgelehnt werden. Letztlich wäre der zeitliche Konflikt kein spezifisches Argument, da jeder, der zu Hause die Großmutter pflegen muss, oder zu sonst irgend einer Arbeit geht, mit dem gleichen Argument den eigenen Prozess um Jahre oder Jahrzehnte aufschieben lassen könnte.
Im gegenteil wäre ein Prozessbeginn nach der Wahl noch absurder, wenn Trump die Wahl gewonnen haben sollte: dann hätte er ja noch viel weniger Zeit, am Prozess teilzunehmen.

Fazit:
Trump wird sich voraussichtlich gegen seine republikanischen Mitbewerber durchsetzen. Ob er in der Wahl gegen Biden dann gewinnt oder nicht, wird man sehen, jedenfalls ist es absehbar, dass die Prozesse zumindest in den Swing States für spürbare Stimmenverluste sorgen könnten.
Selbst wenn er doch irgendwie gewinnen sollte - es könnte dann die kuriose Situation auftreten, dass er zu dem Zeitpunkt im Knast sitzt und der erste Präsident wäre, der das Oval Office nach Sing Sing verlegen lassen müsste.,

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.08.2023 12:09).

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