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  • TecDoc

mehr als 1000 Beiträge seit 17.05.2004

Niedriglohnarbeiten ...

[...]

[gekürzte Antwort - Wesentliches]

> Aber glaubst du tatsächlich, der Bedarf an
> Toilettenreinigungskräften, an Hotelreservation und Hotelreinigung
> z.B. würde sinken, nur weil die Toilettenkraft sagt "ich will mehr
> als nur 4 Euro pro Stunde?"?

Ja, daß würde recht schnell passieren. Ist eine Frage der
Kosten-Grenzgrößen.
Selbstreinigende Toiletten gibt es schon (und das ist ausbaubar),
einen Roboter zum Staubsaugen habe sogar ich schon, und so stehen in
vielen Bereichen Automatisierungstechniken bereit, wenn diese Löhne
fühlbar steigen würden.

Als Beispiel für einen anderen Aspekt möchte ich Skandinavien
(Schweden) anführen: Die Hotel- und Gastronomiedichte ist dort viel
geringer als bei uns, weil dort diese Löhne und Sozialabgaben so hoch
sind, daß sich ein Durchschnittshotel kaum rentiert. Entweder gibts
die großen Luxusketten, oder es werden diese netten Hütten vermietet
... weil es dort keine Service gibt, man alles selber machen darf
(muss), auch saubermachen vor der Abreise.
Service in Skandinavien ist aus diesem Grund generell kaum bezahlbar.

> > Vieles
> > können und werden die Nachfrager nach Arbeit dann nämlich
> > einschränken: Gastronomie, Freizeitbereich und andere
> > "Convenience"-Bereiche, die nicht zum (über-)Leben notwendig sind.
> > Ein weiteres Teil der Niedriglohn-Arbeit würde schlicht
> > automatisiert: Im Wachschutz oder der Gebäudereinigung z.B. (typische
> > Niedriglohnbereiche) ist das ne schlichte Grenzrechnungsfrage.

> Gerade bei der Gebäudereinigung zahlen jene, die lässig mehr zahlen
> könnten, wenig.

Wie kommst du darauf, daß sie "lässig" mehr zahlen könnten? - Reich
wird der Chef von solchen Läden doch nur dadurch, daß er an jedem
seinen vielen Angestellten pro Nase nur wenig verdient.
Lohnerhöhungen auf breiter Front würden sich auf die Hotelpreise
niederschlagen.

> Aber wenn die Kunden nicht mehr durch die Müllberge
> kommen (nein, bisher gibt es noch keine Automatisierung, die
> tatsächlich ein topgepflegtes Entree ermöglicht, so gut sind die
> Putzroboter usw. noch nicht)

Du unterschätzt dies, siehe oben. Und natürlich würde die
Niedriglohnbereiche bei Lohnerhöhungen nicht einfach "aussterben" -
aber sie könhten und würden gewaltig zusammenschrumpfen. Roboter etc.
können nicht alles, aber die Hälfte des Personals würde es dann auch
tun.

> oder alles schlierig ist, dann wird man
> sich überlegen, was man benötigt.

Sicher: Nur: Es werden weniger Arbeitskräfte sein, als heute.

> Der Streik der Müllmänner hat ziemlich oft schon gezeigt, dass manche
> Arbeiten schlichtweg nicht überflüssig sind, im Gegenteil.

"Überflüssig" habe ich nie gesagt, nur sind manche eben verzichtbarer
als andere. Müllmänner sicher nicht. 
Doch hier käme eher die Automation: Die ersten Müllwagen, die sich
die Tonne selbst vom Strassenrand holen können, gibt es schon (und
sparen so wenigstens einen der Männer im Müllwagen).

> > Hinzu kommen die ganzen nebeneffekte wie Abwanderung in die
> > Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung, Auslagerung ins Ausland, u.ä..

> Gerade bei "vor Ort"-Jobs nicht möglich.

Und wieder täuscht du dich: Viele "vor-Ort" Jobs sind ganz schnell
keine mehr. In den USA gibt es schon Sicherheitsdienste, die die
Überwachungskameras von Fabrikgebäuden, Banken, etc. etc. nachts über
das Internet von Indien aus (da ist dann Tag) überwachen lassen.
Und wenn die was sehen in Indienn, dann alarmieren die Inder per
Internet die dortige Zentrale/Polizei.

Mach dir besser nichts vor: Es ist schon heute so vieles möglich. Und
wird nur wegen des hohen technischen Aufwands und der entsprechenden
Kosten nicht gemacht.
Wenn du die Niedriglohnarbeiten merklich teurer machst, dann lohnt
sich auf enmal sehr viel Technik. Und viele (nicht alle) dieser Jobs
werden definitv verschwinden.

> > Da Hartz4 einen Grundgesetz-Anspruch erfüllt, ist es kein "Almosen".
> > Und daß dies ohne Gegenlesitung erfolgt, kann udn darf man laut
> > sagen. Erst recht, wenn man einer derjenigen ist, die die Zeche
> > zahlen.

> Die Gegenleistung ist der Verzicht auf Grundrechte wie Privatsphäre
> usw. usf. und die Verpflichtung, jegliche zumutbare Arbeit
> anzunehmen.

Anders gesagt: Die "Gegenleistung" besteht darin, nachzuweisen, daß
man von Hartz4 wieder wegkommen will.

> Und die Gegenleistung ist:
> du lässt uns nicht verrecken und wir lassen dich dafür leben.

Vorsicht, Hartz4ler sind immer noch in der Minderheit, wer da wen
"leben lässt", wäre dann noch die Frage.

Gruss,
   TecDoc

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