Karsten W. schrieb am 15. Februar 2010 20:57
> Natürlich treibt es das hoch, aber erstens landet es auch in der
> Tasche der "armen" (indirekt über die Steuern, die die Reichen ja auf
> in viel großerem Maße zahlen) und zweitens ist es in der Summe wieder
> relativ wenig. Die großen Batzen liegen woanders: Der Staatshaushalt
> (Bund, Länder, Kommunen) hat momentan einen Umfang von mehr als 500
> Mrd EUR. Das ist fast ein drittel des Volkseinkommens! Was meinst du,
> wo das Geld herkommt? Und dazu kommen noch die diversen indirekten
> Abgaben, die Sozialversicherungen usw. Man kann also durchaus
> rechnen, das heute die hälfte des Volkseinkommens über den Staat
> fließt.
Die Steuern in D insgesamt sind im internationalen Vergleich noch
relativ niedrig. Die Sozialabgaben sind eher das Problem. Und eben
die Tatsache, dass in kaum einem anderen Land der Welt die
Geringverdiener so stark belastet werden.
> http://www.welt.de/finanzen/article3723322/Deutsche-Geringverdiener-tragen-hoechste-Last.html
> Ich merke, das du verzweiflt versuchst, "die Reichen" die Schuld in
> die Schuhe zu schieben. Aber kann es nicht vielleich doch sein, das
> einfach das Volkseinkommen als ganzes nicht so groß ist, wie du
> vielleicht denkst und "Reiche" nur deshalb reich sind, weil es so
> wenige Reiche gibt?
Nein, ich rede nicht von Schuld. Es ist das gute Recht der Reichen,
so viel zu verdienen und so wenig Steuern zu zahlen wie möglich. Die
Schuld hat die Politik, vor allem durch die Steuergesetzgebung und
die verfehlte Arbeitsmarktpolitik.
> Deine Sichtweise ist ja "emotionell" durchaus verständlich, denn
> emotional kann man ja große Zahlen eh nicht erfassen. Ob 100000 oder
> 10000000 - das sind emotional einfach nur "große Zahlen", zu denen
> einem jeder intuitive Zugang fehlt. Menschen können "direkt" nur mit
> Zahlen bis 7 rechnen, alles darüber wird zunehmend abstrakt. Wenn man
> also nicht wirklich konkret rechnet, dann spielt einem seine
> Intuition leicht einen Streich.
Ich kann mit großen Zahlen gut umgehen. Mir macht in erster Linie der
*Trend* Sorge, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer
wird.
> Ok. Sicherlich kann man immer einen Teil "oben" "abszwacken" und
> feststellen, das die im Durchschnitt sehr viel Reicher sind als der
> Rest. Aber ist das nicht trivial wahr?
>
> Willst du wirklich in einem Land leben, wo alle staatlich verordnet
> genau gleich viel haben? Ist dir Freiheit wirklich so wenig wert?
> Willst du wirklich den Staat, der alles komplett steuert, regelt und
> überwacht?
Nein, habe ich auch nie behauptet. Ich sehe hier Länder wie Schweden
oder Dänemark als Vorbild.
> > Aber wenn man z.B. die 900 Mio. Differenz auf 90.000 Arme aufteilt,
> > hätte jeder von denen 10.000 mehr, von denen er wirklich etwas hätte.
> > Genau darauf will ich eigentlich hinaus.
>
> Das Problem ist nur, das es weitaus mehr als 90000 "Arme" gibt. Und
> warum sollen nur "Arme" was bekommen und nicht auch Leute, die nur
> wenig haben, ohne gleich arm zu sein?
Das ganze war nur ein Beispiel, das wohlgemerkt auch nur von *einem
einzigen* Superreichen ausging.
> Habe ich als einzelner 1 Mrd, dann bin ich sehr reich. Wenn man die
> Mrd nun unter 3.2 Mio Menschen aufteilt, dann bekommt jeder 312 EUR.
> Nicht so viel, oder? Meinst du, sie sind dann damit nicht mehr arm?
> Und wenn man das auch noch die Armutsgefährdeten (denn warum sollte
> man die aussparen?) einbezieht, dann sind es nur noch 73 EUR für
> jeden.
>
> Nur mal zum Vergleich: Ein H4ler bekommt pro Jahr ca. 8400 EUR. Da
> müßte man dann also jedes Jahr 115 MRD aufteilen, damit jeder der
> "Armen und gefährdeten" ein H4-EInkommen extra bekommt.
H4ler sollten m.E. nicht viel mehr bekommen als momentan. Aber
Geringverdiener müssen entlastet werden. Durch geringere Steuern oder
sogar eine negative Einkommensteuer.
> Dann wird man aber auch mehr Leute wie Schuhmacher&Co kriegen, die
> ihren Wohnsitz ins steuerbilligere Ausland verlagern. Wenn so jemand
> dann hier gar keine Steuern mehr zahlt, fällt auch immer gleich recht
> viel auf einmal weg.
>
> Klar, man bekommt dafür von den anderen etwas mehr, aber wenn man die
> Steuern effektiv um 5 % anhebt (und dazu müßte man den
> Spitzensteuersatz noch stärker anheben), reicht es ja, wenn 5% der
> "Reichen" ins Ausland umziehen, damit sich das ganze aufhebt. Und je
> reicher jemand ist, desto eher kann er umziehen - und desto größer
> wird der Verlust fürs Finanzamt.
Der größte Teil der Steuereinnahmen kommt nicht von den Superreichen,
sondern von den Besserverdienern. Wenn ein Besserverdiener ins
Ausland ziehen will, soll er das machen. Dafür wird dann ein
Arbeitsplatz frei, und letztendlich bleibt alles beim Alten.
> Natürlich treibt es das hoch, aber erstens landet es auch in der
> Tasche der "armen" (indirekt über die Steuern, die die Reichen ja auf
> in viel großerem Maße zahlen) und zweitens ist es in der Summe wieder
> relativ wenig. Die großen Batzen liegen woanders: Der Staatshaushalt
> (Bund, Länder, Kommunen) hat momentan einen Umfang von mehr als 500
> Mrd EUR. Das ist fast ein drittel des Volkseinkommens! Was meinst du,
> wo das Geld herkommt? Und dazu kommen noch die diversen indirekten
> Abgaben, die Sozialversicherungen usw. Man kann also durchaus
> rechnen, das heute die hälfte des Volkseinkommens über den Staat
> fließt.
Die Steuern in D insgesamt sind im internationalen Vergleich noch
relativ niedrig. Die Sozialabgaben sind eher das Problem. Und eben
die Tatsache, dass in kaum einem anderen Land der Welt die
Geringverdiener so stark belastet werden.
> http://www.welt.de/finanzen/article3723322/Deutsche-Geringverdiener-tragen-hoechste-Last.html
> Ich merke, das du verzweiflt versuchst, "die Reichen" die Schuld in
> die Schuhe zu schieben. Aber kann es nicht vielleich doch sein, das
> einfach das Volkseinkommen als ganzes nicht so groß ist, wie du
> vielleicht denkst und "Reiche" nur deshalb reich sind, weil es so
> wenige Reiche gibt?
Nein, ich rede nicht von Schuld. Es ist das gute Recht der Reichen,
so viel zu verdienen und so wenig Steuern zu zahlen wie möglich. Die
Schuld hat die Politik, vor allem durch die Steuergesetzgebung und
die verfehlte Arbeitsmarktpolitik.
> Deine Sichtweise ist ja "emotionell" durchaus verständlich, denn
> emotional kann man ja große Zahlen eh nicht erfassen. Ob 100000 oder
> 10000000 - das sind emotional einfach nur "große Zahlen", zu denen
> einem jeder intuitive Zugang fehlt. Menschen können "direkt" nur mit
> Zahlen bis 7 rechnen, alles darüber wird zunehmend abstrakt. Wenn man
> also nicht wirklich konkret rechnet, dann spielt einem seine
> Intuition leicht einen Streich.
Ich kann mit großen Zahlen gut umgehen. Mir macht in erster Linie der
*Trend* Sorge, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer
wird.
> Ok. Sicherlich kann man immer einen Teil "oben" "abszwacken" und
> feststellen, das die im Durchschnitt sehr viel Reicher sind als der
> Rest. Aber ist das nicht trivial wahr?
>
> Willst du wirklich in einem Land leben, wo alle staatlich verordnet
> genau gleich viel haben? Ist dir Freiheit wirklich so wenig wert?
> Willst du wirklich den Staat, der alles komplett steuert, regelt und
> überwacht?
Nein, habe ich auch nie behauptet. Ich sehe hier Länder wie Schweden
oder Dänemark als Vorbild.
> > Aber wenn man z.B. die 900 Mio. Differenz auf 90.000 Arme aufteilt,
> > hätte jeder von denen 10.000 mehr, von denen er wirklich etwas hätte.
> > Genau darauf will ich eigentlich hinaus.
>
> Das Problem ist nur, das es weitaus mehr als 90000 "Arme" gibt. Und
> warum sollen nur "Arme" was bekommen und nicht auch Leute, die nur
> wenig haben, ohne gleich arm zu sein?
Das ganze war nur ein Beispiel, das wohlgemerkt auch nur von *einem
einzigen* Superreichen ausging.
> Habe ich als einzelner 1 Mrd, dann bin ich sehr reich. Wenn man die
> Mrd nun unter 3.2 Mio Menschen aufteilt, dann bekommt jeder 312 EUR.
> Nicht so viel, oder? Meinst du, sie sind dann damit nicht mehr arm?
> Und wenn man das auch noch die Armutsgefährdeten (denn warum sollte
> man die aussparen?) einbezieht, dann sind es nur noch 73 EUR für
> jeden.
>
> Nur mal zum Vergleich: Ein H4ler bekommt pro Jahr ca. 8400 EUR. Da
> müßte man dann also jedes Jahr 115 MRD aufteilen, damit jeder der
> "Armen und gefährdeten" ein H4-EInkommen extra bekommt.
H4ler sollten m.E. nicht viel mehr bekommen als momentan. Aber
Geringverdiener müssen entlastet werden. Durch geringere Steuern oder
sogar eine negative Einkommensteuer.
> Dann wird man aber auch mehr Leute wie Schuhmacher&Co kriegen, die
> ihren Wohnsitz ins steuerbilligere Ausland verlagern. Wenn so jemand
> dann hier gar keine Steuern mehr zahlt, fällt auch immer gleich recht
> viel auf einmal weg.
>
> Klar, man bekommt dafür von den anderen etwas mehr, aber wenn man die
> Steuern effektiv um 5 % anhebt (und dazu müßte man den
> Spitzensteuersatz noch stärker anheben), reicht es ja, wenn 5% der
> "Reichen" ins Ausland umziehen, damit sich das ganze aufhebt. Und je
> reicher jemand ist, desto eher kann er umziehen - und desto größer
> wird der Verlust fürs Finanzamt.
Der größte Teil der Steuereinnahmen kommt nicht von den Superreichen,
sondern von den Besserverdienern. Wenn ein Besserverdiener ins
Ausland ziehen will, soll er das machen. Dafür wird dann ein
Arbeitsplatz frei, und letztendlich bleibt alles beim Alten.