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  • kill-1

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Re: Das Problem ist nicht zuwenig Lohn, sondern zu hohe Preise

Karsten W. schrieb am 16. Februar 2010 00:57

> Allerdings ist das mit dem Gini-Koeffizient auch wieder so eine
> Sache, denn der ist ja relativ Aussagearm. Wenn man relativ hohes
> Wohlstandsniveau mit wenigen extremen Außreißern nach oben hat, kann
> man einen schlechteren GK haben, als wenn die hälfte der Bevölkerung
> arm ist, es aber keine großen Spitzen nach oben gibt.

Klar ist der GK aussagearm, es ist ja nur eine einzige Zahl. Es ging
mir aber nur darum, den Trend zu veranschaulichen.

> Eine "Schere" ist ja unvermiedliche Konsequenz unseres
> Wirtschaftssystems. Solange aber niemand in wirklicher Armut leben
> muß und es den meisten recht gut geht, sind auch extreme Außreißer
> nach oben akzeptabel. Und man muß den GK ja auch immer in Relation
> zum Gesamtwohlstand sehen. Denn was nützt ein niedriger GK, wenn das
> Land als ganzes relativ arm ist?
>
> Und was bedeutet eine Steigerung des GK von 0.26 auf 0.3 nun konkret?
> Sieht ja nicht so hoch aus (15% Zunahme). Immerhin hat sich das
> Volkseinkommen über den Zeitraum ja mehr als verdoppelt.

Das Problem ist, dass das steigende Volkseinkommen bei einem großen
Teil der Bevölkerung nicht ankommt. Wir hatten 2003-2008 eine
wirtschaftliche Boom-Phase, während der die Reallöhne trotzdem
gesunken sind. Das halte ich für eine fatale Entwicklung.

> Nein, ich sehe es eher so, das man halt nicht komplett um die
> Problematik herumkommt, das auch Leute ohne Job irgendwovon leben
> müssen. BGE ist ein guter Weg, nicht nur das Problem zu lösen,
> sondern gleichzeitig auch das ganze Drumherum ("Amt", Nachweise, usw)
> massiv zu vereinfachen.

Ja, sehe ich auch so. Wobei sich ein BGE netto vor allem für
Geringstverdiener positiv bemerkbar machen würde. Bei Arbeitslosen
ist vor allem die Tatsache, dass das Grundeinkommen bedingungslos
ist, ein wichtiger psychologischer Aspekt.

> Außerdem ist BGE sehr logisch als Steuerfreibetrag erklärbar: Wenn
> man das Steuersystem weitgehend auf Umsatzsteuer (die dann bei 50%
> liegt) umstellt, landet man ja beim im Endeffekt selben Steuersatz ja
> auch beim etwa selben Preisniveau. Damit aber Geringverdiener auch
> geringer belastet werden, braucht man eine Steuerprogression, die
> sich am einfachsten via Freibetrag realisieren läßt, da ja eh jeder
> konsumieren muß. Dieser Freibetrag auf die Umsatzsteuer ist dann das
> BGE, welches an jeden ausgezahlt wird.

Wobei von einer Umsetzung über die Umsatzsteuer auch eher die Reichen
profitieren, die in der Regel einen geringeren Anteil ihres
Einkommens sofort wieder ausgeben. Letztendlich hängt es aber von den
tatsächlichen Parametern des Modells ab.

> > http://www.bpb.de/files/NYGWIP.pdf

> Aha, danke. Aber leider immer noch zu ungenau für die angesprochene
> Thematik, da die höchste Kategorie hier bei 89000 EUR liegt.
> Interessant wären da eher Werte ab 1 Mio.

Lies das PDF ganz durch:

"Laut einer aktuellen Studie des DIW zahlten die 450 Deutschen mit
dem höchsten Einkommen im Jahr 2002 durchschnittlich 34,3 Prozent
Einkommensteuer. Bei den obersten ein Prozent waren es 32,4
Prozent. Beide Werte liegen deutlich unter dem reinen Steuertarif.
Ursache
hierfür ist die große Lücke zwischen Bruttoeinkommen und zu
versteuerndem Einkommen, die durch Steuerbefreiungen, Freibeträge,
Abzugsbeträge oder andere Steuervergünstigungen entsteht."

Da lohnt sich der Steuerberater! Und weiter:

"Im selben Jahr hatten 28.077 Steuerpflichtige Einkünfte von 0,5
Millionen
Euro oder mehr (1961: 1.641 Steuerpflichtige). Sie stellten 0,10
Prozent
der Steuerpflichtigen, sie bezogen 3,95 Prozent aller Einkünfte
und ihr Anteil am Einkommensteueraufkommen lag bei 7,94 Prozent."

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