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  • Karsten W.

mehr als 1000 Beiträge seit 19.10.2000

Re: Das Problem ist nicht zuwenig Lohn, sondern zu hohe Preise

kill-1 schrieb am 16. Februar 2010 02:21

> Klar ist der GK aussagearm, es ist ja nur eine einzige Zahl. Es ging
> mir aber nur darum, den Trend zu veranschaulichen.

Nur mal ein Beipiel: 1000 Leute verdienen je 1000 EUR, einer 1 Mio.
Das ergibt einen GK von > 0 (keine Ahnung, was nun exakt, bin zu
faul, das auszurechnen). Nächstes Jahr hat sich die Situation kaum
verändert, jetzt verdienen alle 1100 EUR, nur der eine 2 Mio EUR. Der
GK ist nun natürlich gewachsen, die "Schere" ist weiter aufgegangen.
Ich sehe aber nicht, das in dem Fall die allgemeine soziale Situation
in der Gruppe sich wirklich verschlechtert hat, denn die haben ja
alle mehr als vorher.

> Das Problem ist, dass das steigende Volkseinkommen bei einem großen
> Teil der Bevölkerung nicht ankommt. 

Das zeigt der GK aber nicht, denn der ist nur ein relatives Maß.
Daher wäre es auch wichtig, die Rohdaten zu sehen und nicht immer nur
Werte, die aufgrund der prinzipiellen Datenreduktion durchaus in die
Irre führen können. 

Statistiken sind durchaus sinnvoll, aber wir wissen beide, das da
immer eine Menge Interpretation im Spiel ist.

> Wir hatten 2003-2008 eine
> wirtschaftliche Boom-Phase, während der die Reallöhne trotzdem
> gesunken sind. Das halte ich für eine fatale Entwicklung.

Sind die das wirklich? Ich halte die Berechnung der Reallöhne für
verzerrt, weil die nicht die qualitative Weiterentwicklung
berücksichtigt. Wenn man heute einen Computer für 500 EUR kauft, kann
man damit sehr viel mehr anfangen als mit einem Computer von vor 10
Jahren, der das 4-fache gekostet hat. Solche Effekte werden aber
nicht berücksichtigt, man betrachtet immer nur einen abstrakten und
teils widersprüchlichen aufgebauten "Warenkorb" dessen
Zusammensetzung sich auch noch permanent ändert.

> Wobei von einer Umsetzung über die Umsatzsteuer auch eher die Reichen
> profitieren, die in der Regel einen geringeren Anteil ihres
> Einkommens sofort wieder ausgeben. 

Ja. Dafür gibt es aber halt das BGE als Freibetrag, der für Reiche
wiederum irrelevant ist, für Wenigverdiener dagegen sehr stark
"reinhaut". 

Wenn man natürlich verhindern will, das manche mehr verdienen, als
andere, müßte man halt 100% Einkommensteuer einführen und die
Einnahmen dann gleichverteilt ausschütten. Aber hältst du es wirklich
für sinnvoll, Einkommensunterschiede komplett wegzubügeln? 

> "Laut einer aktuellen Studie des DIW zahlten die 450 Deutschen mit
> dem höchsten Einkommen im Jahr 2002 durchschnittlich 34,3 Prozent
> Einkommensteuer. Bei den obersten ein Prozent waren es 32,4
> Prozent. Beide Werte liegen deutlich unter dem reinen Steuertarif.
> Ursache
> hierfür ist die große Lücke zwischen Bruttoeinkommen und zu
> versteuerndem Einkommen, die durch Steuerbefreiungen, Freibeträge,
> Abzugsbeträge oder andere Steuervergünstigungen entsteht."

"Durchschnittlich" bedeutet aber natürlich auch, das manche mehr
bezahlen. Natürlich kann man sein ganzes Einkommen wieder investieren
und das steuermindernd geltendmachen. Aber das Geld ist trotzdem
"weg". Natürlich haben "Reiche" es da einfacher, weil die mehr Geld
über haben. Aber das gilt prinzipiell ja auch schon für jemand, der
z.B. 5000 EUR/Monat verdient.

34.3 Prozent effektiver Steuersatz ist übrigends schon ziemlich viel.
Da muß man als Verheirateter ca. 180000 EUR/Jahr einnehmen, um diesen
Steuersatz zu erreichen - natürlich nur, wenn man nichts davon
absetzen kann.

Und man darf auch nicht vergessen, das die "Reichen" es vor allem
sind, die die ganzen Staatsanleihen kaufen (denn in D werden die vor
allem von den Bürgern gehalten). Wenn die niemand kaufen würde, wäre
D schon lange pleite.

> "Im selben Jahr hatten 28.077 Steuerpflichtige Einkünfte von 0,5
> Millionen
> Euro oder mehr (1961: 1.641 Steuerpflichtige). Sie stellten 0,10
> Prozent
> der Steuerpflichtigen, sie bezogen 3,95 Prozent aller Einkünfte
> und ihr Anteil am Einkommensteueraufkommen lag bei 7,94 Prozent."

Das macht im Durchschnitt ca. 500000 EUR Steuern pro Kopf und Jahr.
Da der Einkommensdurchschnitt bei ebenfalls 500000 EUR liegt,
bedeutet das, das da einige deutlich mehr zahlen werden. Wenn dann
gerade die auswandern, nehmen die auch einen entsprechend größeren
Teil der 8% mit. Dazu kommen die indirekten Steuern (Leute mit viel
Geld bringen trotz allem idR auch am meisten Geld "unters Volk").

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