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  • TecDoc

mehr als 1000 Beiträge seit 17.05.2004

Berechtigte Fragen mit Antwort ...

> > > Interessant sind auch die Berichte im Spiegel, wie die Leute, die für
> > > einen Hartz IV entsprechenden (oder notfalls auf Hartz IV
> > > aufgestockten) Lohn vollzeit arbeiten: Lies' Dir mal die Berichte
> > > durch - ist das noch ein menschenwürdiges Leben?

> > > Die Antwort ist klar: Hartz IV ist zu niedrig und die Löhne sind VIEL
> > > zu niedrig.

> > Das trifft nicht zu. Die Problemstellung ist doch, daß es Arbeiten
> > gibt, deren Wertschöpfung so niedrig ist, daß sie für den
> > Lebensunterhalt in unserem Land nicht mehr ausreichen.

> Welche Arbeiten sind es denn? Mir fallen keine Tätigkeiten ein, die
> es nicht schon früher gab;

Früher war früher. Nur: Seitdem sind *alle* Tätigkeiten => Löhne
teurer geworden. Bei manchen Jobs stieg dabei auch die Wertschöpfung,
bei anderen nicht.
Industrie-Facharbeiter stehen heute an Automaten und Robotern, die
ihre Produktivität sehr erhöhten. Da sind höhere Löhne keine Problem.
Beim Putzen oder der Müllabfuhr hat sich da jedoch nicht wirlich
etwas geändert.
Aber die Löhne sind trotzdem gestiegen. Und das geht nicht gut.

> Latrinen mußten schon früher gereinigt
> werden, und auch die Müllabfuhr ist keine Erfindung dieser Tage.
> Seltsam nur, daß diese Tätigkeiten früher offenbar denjenigen
> ernähren konnten, der sie ausführte. Weshalb ist das heute nicht mehr
> so? 

Deshalb: Weil die Ansprüche an das "ernähren können" in den letzten
30, 40 Jahren gewaltig gestiegen sind.
Niemand würde sich heute mehr mit einer Wohnung, einer Heizung, einem
Auto, egal welchen Produkten, begnügen, die dem Standard vo 40 Jahren
entsprachen.
Er könnte es auch gar nicht, weil es solche "alten" Produkte gar
nicht mehr gibt.
Und Dinge wie Computer, Flachbild-Fernseher, Handys, Playstations,
etc. gab es damals noch überhaupt nicht, gehören heute aber zum
Lebensstandard.
Das ist so lange kein Problem, wie bei der eigenen Arbeit die
Produktivität und damit die Löhne genau so (oder mehr) gestiegen
sind, wie der allgmeine Lebensstandard.

Doch dort, wo das nicht der Fall ist, wo Arbeit und Produktivität
sich kaum geändert haben, dort passt es dann nicht mehr.
Kann so ein Job dann noch leicht "ersetzt" werden (durch Automation,
Ausländer oder Schwarzarbeit), dann werden solche Arbeiten zu
Niedriglohn-Jobs oder verschwinden ganz.

> Was sagt uns das über den Zustand unserer Gesellschaft aus? 

Das es bedenkenswert viele Mitglieder unsere Gesellschaft gibt, die
(nicht nur in der Arbeitswelt) nicht mehr mitkommen, mithalten
können.
Hier nähern wir uns m.E. den wirkliche Problemen - dies sind die
wichtigen Fragen, nicht die nach ein paar Euro mehr für
Hartz4-Empfänger ... .

> Was hat das Leistungsprinzip derart ausgehebelt?

Das Leitungsprinzip gilt nach wie vor; nur die Definition, das
Verständnis, was "Leistung" ist, hat sich durch die gesellschaftliche
und technische Entwicklung geändert.

Gruss,
  TecDoc

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