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  • Utuhengal

522 Beiträge seit 23.05.2008

Re: widersprüchliche(n) Ideen

wayne juckts schrieb am 14. Februar 2010 16:30

> Utuhengal schrieb am 14. Februar 2010 14:48

> > Wenn da nicht der Staat zahlend eingreift, bedeutet
> > das Arbeitslosigkeit für alle, die jetzt weniger als
> > 10 € verdienen, 

> Nein. Deren Entlohung ist lediglich Bestandteil einer
> betriebswirtschaftlichen Kalkulation. Dass ihre Arbeit verzichtbar

Eine betriebswirtschaftliche Kalkulation ist es nur, solange
man es auch nur strikt betriebswirtschaftlich betrachtet.
Volkswirtschaftlich, also gesamtökonomisch betrachtet,
muss das erzeugt werden, das der betreffende zum Leben braucht.
Und wenn er nur ein Drittel dessen schafft, muss jemand anders
den Rest zuschießen.

> wäre, darin liegt der generelle Denkfehler. Gerade diese
> "geringwertigen" Arbeitsplätze lassen sich eben *nicht*
> nach Indien , oder China outsourcen.

Gerade diese Arbeitsplätze werden nicht von kapitalistischen
Arbeitgebern, sondern (mit verschwindend geringer Spanne für
Verwaltung usw.) von ebenfalls relativ armen Endkunden
bezahlt (Rentner, chronisch Kranke usw.).  So kostet AFAIK
eine bestimmte Handlungsgruppe in der Pflege (aus dem Bett
heben+Katzenwäsche+Ankleiden) ca. 11 €, und die sich aus
diesem Sklavenlohn ergebenden Monatskosten betragen 3000 €
pro bettlägriger Oma.  Wenn jetzt die Pflegeschwester
anständig verdienen soll, müssen irgendwoher 6000-9000 €
kommen, und zwar bestimmt nicht von Omas 800-€-Rente.

>  Hier_ in_ D müssen die Fenster geputzt, muss der Müll entsorgt,
> müssen Pakete ausgeliefert, muss an Kassen kassiert, in Lokalen
> bedient, muss verladen, umgeladen, getan und gemacht werden.
>  - Um buchstäblich jeden Preis, wenn nicht alles zum Stillstand
> kommen soll!

Ein ganzer Teil davon *ist* entbehrlich oder vom Endkunden
selbst erledigbar (es gibt SB-Restaurants, -supermarktkassen
usw.) und ein großer Teil des Rests ist automatisierbar.

> Und es sollten Alte und Kranke gepflegt, vor allem aber auch
> betreut werden ! (Was komischerweise nur freischaffende
> Polinnen, entlohnt nach BAT = Bar auf Tatze, tun können.)

Siehe obige Omarechnung.

> Konsequenz dieser höheren Löhne wären lediglich steigende Preise,
> oder/und schrumpfende Gewinne der Unternehmer. Das erledigt der
> Markt, weil diesen höheren Preisen ja auch höhere Einkommen ggüber

Da wäre ich vorsichtig.  Geringverdiener dürften einen kleinen
Einkommenszuwachs größtenteils für den Konsum ausgeben, nicht
für Aktienpakete, d.h. die Einkommenssteigerung fließt nach
China, statt hier investiert zu werden.

> stehen. Und weil diese Preise dann auch von Denjenigen bezahlt
> werden müssen, die zu den "Besserverdienenden" gehören, und
> das mit Leichtigkeit können.

Die Besserverdienenden gehen in eine teure Privatklinik und
haben das Problem gar nicht erst.

> Eben nicht, aus o.g. Gründen entfällt da kein einziger Arbeitsplatz.
>  - Eher entstehen sogar neue, weil die Binnennachfrage steigt.

Das, was steigt, ist die Exportnachfrage für China.

> Definiere "Leistungsfähigkeit" anders: Als dimensionslose
> betriebswirtschaftliche Kennziffer. Und Durchlaufposten bei der
> Kalkulation.
> - Sonst kommst Du unweigerlich zu der Konsequenz, sie in KW
> anzugeben.

Man kann sie z.B. in Existenzminima an erzeugtem Gebrauchswert
angeben (dann hat man das Problem, verschiedenartige Güter
vergleichen zu müssen - wieviele Brote ist ein Fernseher wert?),
aber zumindest in der Summe kommt man auf 100 bei einem genialen
Erfinder, 1 im Bevölkerungsdurchschnitt und auf z.B. 0.3 bei
einem Hartzi.

> können *muss!!*, wenn er dieser an 40 Stunden in der Woche nachgeht,
> ergibt sich der Rest ganz von alleine.

Stell Dir (damit es endliche betrübswirtschaftlich statt
gesamtgesellschaftlich wird) jemanden vor, der außer Backen
nichts kann und so langsam bäckt, dass er zwei Drittel seines
eigenen Brotverbrauchs zukaufen muss (die Kosten für Zutaten
lasse ich mal außer acht).

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