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  • TecDoc

mehr als 1000 Beiträge seit 17.05.2004

Fight Club ...

> > Wie kommst du darauf, daß sie "lässig" mehr zahlen könnten? - Reich
> > wird der Chef von solchen Läden doch nur dadurch, daß er an jedem
> > seinen vielen Angestellten pro Nase nur wenig verdient.
> > Lohnerhöhungen auf breiter Front würden sich auf die Hotelpreise
> > niederschlagen.

> Die gerade bei den großen Ketten durchaus noch finanzierbar wären.

Wenn überhaupt, dann nur da. Sicher, bei Luxushotels wäre der
Lohn-Einfluß geringer, da käme es nicht so darauf an.
Doch hochpreisige Hotels stellen so oder so nicht die Mehrheit der
Jobs.
Im Umkehrschluss heisst das auch: Bei kleinen und mittleren Hotels,
überall dort, wo Übernachtungen preissensibel oder ggf. ersetzbar
wären, dort wären sie eben nicht mehr finanzierbar.

> > Wenn du die Niedriglohnarbeiten merklich teurer machst, dann lohnt
> > sich auf enmal sehr viel Technik. Und viele (nicht alle) dieser Jobs
> > werden definitv verschwinden.

> Ja. Das stimmt. Nur: was dann? Wie gehen wir dann mit diesen Leuten
> um, die nur für diese Jobs geeignet sind?#

Endlich sind wir wenigstens bei der richtigen Frage. 
Das war schon ein weiter Weg, schon diese Frage darfst du ja wg.
political corrrectness kaum stellen.
Und nein, eine Patentantwort hab ich hier nicht.

> > Anders gesagt: Die "Gegenleistung" besteht darin, nachzuweisen, daß
> > man von Hartz4 wieder wegkommen will.

> Tja, nur wenn ich jetzt deine Automationsidee ansprechen darf:
> wie soll man das noch können, wenn nun einmal für viele nichts mehr
> da ist außer auf abstruse Weise quersubventionierte Jobs?

Da gäbe es mehrere Ansätze, die hier jetzt aber den Platz sprengen
würden. Wie gesagt, pauschale Antworten gibt es hier nicht.

> > > Und die Gegenleistung ist:
> > > du lässt uns nicht verrecken und wir lassen dich dafür leben.
> > 
> > Vorsicht, Hartz4ler sind immer noch in der Minderheit, wer da wen
> > "leben lässt", wäre dann noch die Frage.

> HartzIver sind in der Minderheit, ja. Aber: gerade auch Niedriglöhner
> sitzen zunehmend in wichtigen Bereichen des Lebens. Was nutzt dem
> Herren in der gesicherten Villa der zwar teuer bezahlte Wachschutz
> etc, wenn um ihn herum die Unzufriedenen sitzen? Außer hermethischer
> Abschottung fällt mir da nicht mehr viel ein - denn auch in den
> Supermärkten, in den Küchen, den Telefongesellschaften usw. sitzen
> zunehmend niedrig bezahlte Kräfte.

Ich hab "Fight Club" auch gesehen. Aber weder der Film noch du
solltest dir etwas vormachen - dort, wo es "wichtig" oder
"unverzichtbar" wird, dort wird auch besser bezahlt, bzw. systemisch
kontrolliert.

> Ich meine - schau dir mal z.B. die Posse um den Polizeikongress an.
> 'Da sitzen also teilweise gutverdienende Herren und haben Sorge, dass
> ein "Hacker" ihnen nachspionieren kann. Wenn jetzt z.B. die Anzahl
> derjenigen wächst, die unzufrieden sind, wenig verdienen etc, wieso
> sollten die nicht wie in "Fight Club" auch ihre subversiven
> Möglichkeiten nutzen?

Ha, hattest du auch an den Film gedacht ... die "subversiven
Möglichkeiten" dieser leute sind begrenzter, als du denkst - wären
sie wirklich "gut", hätten sie einen Job.

> Wer putzt denn (noch) und kauft ein, wer kocht
> und schreibt teilweise noch die Korrespondenz? Wer bügelt und wäscht?

Also, ich mach das alles selbst. - Und kluge Leute zahlen da,
wo_es_nötig_ist (und *nur* dort) durchaus höhere Löhne. Z.B.
Chefsekretärinnen oder Assistenten werden gut bezahlt.

[...]

> Wenn ich mir jetzt überlege, dass all diese Unzufriedenen und
> "Unterbezahlten" anfangen, die Firmengeheimnisse zu entwenden, zu
> veröffentlichen oder zu verkaufen,

1.) Dabei kann man erwischt werden. 2.) Wenn die Leute, die so etwas
wirklich können, schlecht bezahlt werden, dann hat man an der
falschen Stelle gespart - das kommt vor, aber nach nem Lehrgeld
raffen es die meisten Firmen.

> wenn jeder Politiker noch mehr
> Sorge haben muss, dass der geringverdienende Koch das Essen
> vermurkst/vergiftet usw

Weswegen Politker nie in einem Restaurant mit gering verdienenden
Köchen essen gehen ...

> - dann denke ich, dass es reicht um
> letztendlich in Richtung Klapperschlange zu driften.

Wie gesagt, ich sehe das aus verschiedenen Gründen nicht. Dumme
würden dabei erwischt, und Klügere werden eher besser bezahlt.

> Denn wenn du nach und nach mehr Leute hast, die nichts mehr zu
> verlieren haben

Wenn ich dieser Tage Bilder aus Tahiti sehe, dann weiss ich, daß
hiesige Hatz4ler noch sehr_viel zu verlieren haben.

> und die an den kleinen aber wichtigen Eckchen leben -
> dann nutzt es dir auch nichts, dass deine Ecke groß ist.

Die Eckchen sind nicht *so* wichtig, wie du denkst - wenn z.B. die 5
Niedriglohn-Köche in nem Restaurant in die Suppe spucken, dann kann
man das a) durch Video-Überwachung feststellen (Schlecker&Co lassen
grüssen), b) die ganze Bande rausschmeissen, und c) entweder billige
Ausländer, die noch dankbar sind, einstellen, oder einen! Sternekoch
in ne automatisierte Küche stellen. 

> Mich wundert
> manchmal, dass in der Richtung noch nicht mehr passiert (ist)

Aus o.g. Gründen ... ausserdem haben auch Niedriglöhner ihren Stolz -
es ist *ihre* Suppe, die von ihnen gekochte, in die sie spucken. Auch
Niedriglöhner entwerten nicht so gerne ihre Arbeit.

Gruss,
   TecDoc

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