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  • Das vorletzte Einhorn

683 Beiträge seit 26.11.2003

Ist doch ein fairer Deal...

Bzw. kichere ich mir als selber Content erstellender momentan hin und
wieder ein bisschen ins Fäustchen. Immerhin habe ich die Möglichkeit,
für lau eine wirklich fette Infrastruktur für meine Zwecke zu
mißbrauchen. Praktisch ohne Gegenleistung. Denn von mir kennt FB bzw.
die darauf blickende Welt nicht mal meinen vollständigen Namen. Von
anderen, sensibleren Daten ganz zu schweigen. Trotzdem kann ich hier
meine persönlichen Netzwerke konsolidieren (früher musste ich dafür
drei oder vier verschiedene Kanäle benutzen, jetzt hab ich wenigstens
die meisten meiner Kontakte unter einem Dach versammelt - das ist
einfach nur saupraktisch!) und gleichzeitig trotz Marketingbudget von
Null Euro in einer Community von 700 Millionen(!) potentiellen
Käufern auf die Suche nach ein paar Multiplikatoren gehen. Ich finde,
ich habe schon schlechtere Deals gemacht in meinem Leben. Es ist eben
genau jene Art von Deal, wie man sie in einer Auferksamkeitsökonomie
machen kann, wenn man denn möchte.

Und was gebe ich dafür her? Nicht viel eigentlich. Und ich habe ja
u.U. auch was davon. Ein Beispiel: Ich bin bei FB eingeloggt und
surfe so ein bissl rum, bei youtube, bei magnatune, wutzegal. Ich
"like" ein paar Bands, verlinke ein Buch, dessen Autor ich kenne und
empfehle meinen Freunden eine Website, die ich interessant finde.

Nun, was kann daraus schlimmstenfalls erwachsen? Evtl. die Tatsache,
dass die dahinterstehenden Produzenten irgendwie mitbekommen, dass
ihr Content, den ich qualitativ ansprechend finde, da draußen Anklang
findet. Was man dort dann schlimmstenfalls zum Ansporn nimmt a) mehr
davon herzustellen und b) mir nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip
den üblichen 08/15-Schrott empfehlen zu wollen.

Es ist also nicht völlig abwegig, anzunehmen, dass sich auf diese
Weise sowohl die (persönlich-subjektive) Qualität des hergestellten
Contents als auch die Relevanz der an mich gerichteten Empfehlungen
erhöht. Was soll ich mit Werbung für Gartenmöbel, wenn ich nicht mal
nen Balkon habe? Das ist _nervige_ Werbung. Wenn ich aber dezent
darauf hingewiesen werde, dass z.B. eine Band, deren Musik mir
gefällt, ein neues Album rausgebracht hat, dann betrachte ich das
durchaus als eine nützliche Information, die mir ansonsten vielleicht
entgangen wäre. Es ist nämlich schlichtweg unmöglich, sich heutzutage
über alles für einen selber halbwegs relevante ausschließlich aktiv
zeitnah informiert zu halten.

Man verstehe mich nicht falsch - ich bin kein Fanboy des Web 2.0,
eher im Gegenteil. Ich sehe auch die großen Problemfelder, die nicht
erst seit FB dort auf uns lauern. Und auch ich war lange Zeit
skeptisch, auch und gerade, was Facebook angeht, und ich bin in es in
vieler Hinsicht immer noch. Aber ich erkenne auch einen guten Deal,
wenn er mir angeboten wird. ;)

Denn am Ende muss mir auch klar sein: Für die Folgen meines Handelns
bin _ich_ verantwortlich, nicht eine anonyme technische
Infrastruktur. Deshalb überlege ich gut, was ich wo äußere und wem
welche Informationen zugänglich sind. In dieser Hinsicht finde ich es
z.B. viel störender, dass sofort nach anmelden einer de-Domain mein
Name und meine Anschrift jedem x-beliebigen per Whois zugänglich
sind. Bei FB kann ich wenigstens selbst entscheiden, ob ich diese
Informationen angeben möchte oder nicht... soviel zum Thema
Datenschleuder.
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