Captain Data schrieb am 05.10.2022 16:39:
... wenigstens eine Balkonsolaranlage installieren zu können/dürfen.
Mein Vermieter hat es mir erlaubt, entsprechend bin ich seit Monaten an der Planung für die entsprechende Anlage. Wird eine Insel mit Solarbatterie, die im Alltag dann abends für Strom sorgt und tagsüber aufgeladen wird. Es bleibt sogar was übrig an Fläche für eine 300VAp Anlage, die ins Netz geht und den Grundverbrauch senken hilft. Eigentlich eine gute Sache, wenn man erstmal das Geld in die Hand nimmt. Die Insel hilft bei längerfristigen Stromausfällen, sonst eben beim Sparen im Alltag.
Aber ganz ernsthaft? Alles, was "irgendwas mit Strom" zu tun hat läuft wie warme Semmeln. Da gibt's unglaublich viel Abzocke für praktisch nix, vor allen Dingen dann, wenn man es nur anschafft für ein paar Tage ohne Strom oder den kommenden Winter. Im Sommer ärgert man sich dann ggf. darüber, dass man einen satten vierstelligen Betrag hingelegt hat für etwas, was man gar nicht braucht. Drum lieber dreimal nachdenken und gut überlegen, wozu man alles braucht.
Im Zweifel? So blöd es klingt, aber drei Tage "Blackout" sind mit sieben Tagen Campingurlaub zu vergleichen. Denn solange dauert es, bis nach einem solchen kurzfristigen Blackout die Gesellschaft wieder in Gang kommt. Und darauf kann sich jeder vorbereiten ohne irrsinnige Ausgaben. Gleich vorweg: Strom ist Luxus, frisches Wasser nicht. Und deshalb sind die 600,- Euro, die man vielleicht in ein 2000-Watt-Notstromaggregat (Benzin) stecken würde, besser angelegt in Wasserkanister und einen Aktivkohlefilter, optional mit (solarbetriebener) UV-Lampe, die zur Sterilisation des Wassers dient. Die kann man ggf. schon mit einer 50W Camping-Solarzelle am 12V-Ausgang betreiben. Kostet in Summe alles weniger, als das Aggregat und ist allemal nützlicher auch dann, wenn man tatsächlich mal Camping macht. Die Camping-Solarzelle kann man dann ans Fenster klemmen auch ohne Vermietererlaubnis.
Auch Kochen mit Strom ist ein Unding: damit man überhaupt sinnvoll kochen kann, braucht man ein Aggregat, was mehr als 1000W Spitzenleistung liefern kann. Das ist bei Notstromaggregaten i.d.R. kein Problem, bei Solarbatterien aber eine echte Herausforderung. Da ist man schnell im vierstelligen Betrag, sowohl bei fertigen Geräten als auch beim Eigenbau. Die billigere Lösung? Klassische Campingkocher mit Gaskartuschen. Die sind zwar relativ teuer geworden, aber man bekommt so 200 Gaskartuschen für das Geld, was man in eine Premium-Solarbatterie mit LiFePO4-Akkus zu 2000W Ausgangsleistung gesteckt hätte (je nach Anbieter).
Abgesehen davon: der Campingkocher ist tragbar, die Solarbatterie wiegt dagegen mehr als 20 Kilo.
Ich sage NICHT dass man nicht mit Strom kochen kann. Aber dafür sich in Unkosten stürzen ist nicht sinnvoll.Es wird halt unglaublich viel Zeug angeboten, was man nicht wirklich braucht und vieles davon ist auch komplett unnütz. Eine Minisolarbatterie, die ganze 300W Leistung rausdrückt und 500Wh Kapazität hat, ist war schön transportabel - aber das wars. Damit kann man fast nix machen und für's Aufladen von Smartphone, Handy & co gibt es Powerbanks, die man mit der o.g. Camping-Solarzelle aufladen kann, auch bei mäßigen Lichtverhältnissen: (gute tragbare Solarzellen brechen nicht bei Teilverschattung komplett ein und liefern auch bei diffusem Licht noch Restleistung). Eine gute 50W-Zelle schafft dann noch immer die 15W (5V x 2,9A) für den USB-Ladevorgang, wenn die Sonne nicht ideal drauf fällt oder durch Wolken verdeckt ist. An einem typischen November-Tag ist aber essig mit der Sonne, da sollte die Powerbank voll geladen sein.
Was bleibt am Ende übrig?
Wer kann, sollte Geld in eine Balkonsolaranlage stecken und möglichst auf Eigenverbrauch trimmen (Nulleinspeisungsanlagen). Die kosten zwar etwas mehr wegen des Pufferakkus, dafür nimmt man aber nur das raus, was man selber braucht, der Rest wird eingepuffert. Die VDE-Vorschrift lässt sowieso nur maximal 600VAp Netzwechselrichter für die Balkonanlagen zu.
Aber heizen kann man damit nicht. Eine Netzanlage fällt auch aus beim Stromausfall. Und der Vermieter muss auch noch mitspielen.Wer aber wirklich "nur" für den Ernstfall plant, kommt mit viel weniger aus: Camping-Solarzelle, Powerbank, Wasserflaschen für einige Tage (2,5l pro Person und Tag) und möglichst eine Möglichkeit zur (transportablen) Wasseraufbereitung, Nahrungsmittel für ca. 4 Wochen, Campingkocher & zwei Kurbellampen und damit ist man schon gut aufgestellt. Das alles kostet deutlich weniger als 1000,- Euro in der Summe.
Ich warne davor, einen Blackout als Camping anzusehen.
Es ist völlige Nebensache wie sich einzelne vorbereiten.
Es ist die Wirtschaft und Gesellschaft die erheblichen Schaden nimmt.
Eine Ballonanlage ist ganz nett und ein wenig die Stromkosten zu senken... blöderweise kommt im Winter, dann wenn der Blackout droht nichts rein an Strom, und die Batterie ist schnell lehr.
Ohnehin sollte nicht jeder einfach am Netz rumfummeln, da muss man schon wissen was man macht.
Die generelle Kritik bleibt aber auf die " Ich bezogene " Bewältigung eines Blackouts.
So funktioniert das nicht. Wir sind keine Einzelkämpfer.
Man sollte sich besser fragen, wo man sich einbringen kann, um eine funktionierende Gesellschaft zu erhalten.