Nun denn. Dann will ich mal versuchen, es so verständlich wie möglich
zu erklären. Wo fange ich also am besten an? Es gab mal eine Zeit,
die wurde und wird gemeinhin Kalter Krieg genannt. Zu dieser Zeit kam
die Bonner Außenpolitik mit dem Postsack aus Washington. Viele
Menschen, die in dieser Zeit in Westdeutschland aufgewachsen sind und
es aus eigenem Erleben nicht anders kannten, hielten das für so
normal, daß es für sie zur wesentlichen Rahmenbedingung ihres Denkens
wurde, ohne daß sie sich dessen auch nur bewußt geworden wären. Das
Denken in diesem Schema war auch verlockend einfach. Brauchte man
sich doch um das Weltgetriebe selbst keinerlei Gedanken zu machen und
lag bei der Einschätzung der Lage dennoch unfehlbar richtig. Solange
dieser Kalte Krieg die Rahmenbedingungen bestimmt hat.
Selbst Willy Brandt (pars pro toto), will sagen: die Initiatoren der
sog. Ost- oder Entspannungspolitik verhielten sich ganz so, wie die
Rahmenbedingungen es eben nicht anders zuließen. Da sie aber dennoch
etwas zu bewegen gedachten, kamen sie auf den Ausweg, einen Umweg zu
gehen. Und indem sie Washington davon überzeugten, daß das Konzept
der Ostpolitik ganz auf einer Linie mit den Interessen des USA läge
(ich weiß nicht, ob Brandt&Co selbst daran glaubten oder nicht),
sorgten sie dafür, daß mit dem Postsack aus Washington eine etwas
andere Außenpolitik der BRD nach Bonn kam.
Wie gesagt, ich kann nicht beurteilen, ob die Erfinder der
Brandtschen Ostpolitik so weit dachten: Tatsache ist aber, daß die
USA einem gewaltigen Irrtum unterlag, als sie das Ziel dieser
Ostpolitik, welches -so wie man es in Washington verstanden hat- mit
der Auflösung des Warschauer Pakts definitiv erreicht war, für in
ihrem Sinne hielt. Offensichtlich ist aber, daß man dieses Ereignis
in USA als dauerhaften Sieg auf ganzer Linie betrachtete. Im
Überschwang dieses Siegestaumels schrieb der US-Politologe Francis
Fukuyama 1992 ein Buch, das dieser Stimmung Ausdruck verlieh, mit dem
Titel "Das Ende der Geschichte". Diesseits des Atlantiks allerdings
wurde diese Ansicht schon damals mit erkennbarer Skepsis aufgenommen.
Das Ende der Geschichte - welch grundlegender Irrtum! Das Gegenteil
ist der Fall. Nichts anderes nämlich hielt die westliche Allianz
unter Führung der USA stärker zusammen, als die Existenz der
Sowjetunion bzw. des Warschauer Pakts. Und so besiegelte dessen
Auflösung nicht etwa einen totalen Endsieg der USA, sondern das Ende
eines erstaunlich langen Stillstands der Geschichte.
Damit ist für den (west)-deutschen Beobachter des zeitgeschichtlichen
Geschehens das bequeme Denkschema aus Bonner Zeiten unbrauchbar
geworden. Will er sich ein Urteil wenigstens über die großen
politischen Strömungen seiner Zeit bilden, gar Voraussagen über
mögliche Entwicklungen der weiteren Zukunft anstellen, muß er das
alte Denkschema verlassen und sich der Mühe unterziehen, sich mit dem
Weltgetriebe eigenständig und unter Zuhilfenahme aller greifbaren
Lehren echter Geschichte zu beschäftigen. Dabei sind natürlich
diejenigen klar im Vorteil, die die Rahmenbedingungen des Kalten
Krieges schon immer für einen Stillstand der Geschichte hielten,
welcher -wie es unter anderem die echte Geschichte zu lehren weiß-
früher oder später unweigerlich zu Ende gehen würde.
Zu denen scheinst Du _nicht_ zu gehören, Leo_Plegger. Im Gegenteil.
Je offensichtlicher sich dieses alte Denkschema angesichts des Ganges
der Ereignisse als unhaltbar erweist, umso unverdrossener klammerst
Du Dich daran fest. Daß letzte Mal, daß Bonner Denken zu einer
vermeintlich richtigen Prognose führte, war, als die USA trotz
massiven diplomatischen Widerstands auf internationaler Ebene mit
einer relativ überschaubaren Zahl billiger Koalitionäre den Krieg
gegen Irak begann. Aber schon hier konnte Bonner Denken sich nur
unter Ausschluß der Wahrnehmung dessen bestätigt sehen, was dieser
internationale Widerstand bedeutete und bedeutet. Nämlich das Ende
einer einzig verbliebenen Supermacht, die die Geschicke der Welt nach
ihrem Gutdünken und nicht zuletzt zu ihrem Vorteil gestalten zu
können glaubte.
Jetzt weißt Du es also Leo_Plegger. Oder könntest es jedenfalls
wissen. Daß ich, der ich mich so gut ich es halt kann darum bemühe,
mit meinen Analysen und Prognosen dem Zeitgeschehen gerecht zu
werden, welches inzwischen unübersehbar wieder der üblichen Dynamik
geschichtlicher Entwicklungen unterliegt, dabei gelegentlich zu
weniger präzisen Aussagen komme als es ein so klares, wenn auch
überholtes Denkschema wie Deines es zuläßt, stört mich dabei
überhaupt nicht.
Zum Schluß noch dies: Nicht alles kann man in einem öffentlich
zugänglichen Forum so präzise ausdrücken, wie man es denkt, wenn man
jedes Risiko ausschließen will, dadurch womöglich den Gang der Dinge
in einer Weise zu beeinflussen, die den eigenen Wünschen und
Hoffnungen -meinen jedenfalls- ganz und gar nicht entspräche!
zu erklären. Wo fange ich also am besten an? Es gab mal eine Zeit,
die wurde und wird gemeinhin Kalter Krieg genannt. Zu dieser Zeit kam
die Bonner Außenpolitik mit dem Postsack aus Washington. Viele
Menschen, die in dieser Zeit in Westdeutschland aufgewachsen sind und
es aus eigenem Erleben nicht anders kannten, hielten das für so
normal, daß es für sie zur wesentlichen Rahmenbedingung ihres Denkens
wurde, ohne daß sie sich dessen auch nur bewußt geworden wären. Das
Denken in diesem Schema war auch verlockend einfach. Brauchte man
sich doch um das Weltgetriebe selbst keinerlei Gedanken zu machen und
lag bei der Einschätzung der Lage dennoch unfehlbar richtig. Solange
dieser Kalte Krieg die Rahmenbedingungen bestimmt hat.
Selbst Willy Brandt (pars pro toto), will sagen: die Initiatoren der
sog. Ost- oder Entspannungspolitik verhielten sich ganz so, wie die
Rahmenbedingungen es eben nicht anders zuließen. Da sie aber dennoch
etwas zu bewegen gedachten, kamen sie auf den Ausweg, einen Umweg zu
gehen. Und indem sie Washington davon überzeugten, daß das Konzept
der Ostpolitik ganz auf einer Linie mit den Interessen des USA läge
(ich weiß nicht, ob Brandt&Co selbst daran glaubten oder nicht),
sorgten sie dafür, daß mit dem Postsack aus Washington eine etwas
andere Außenpolitik der BRD nach Bonn kam.
Wie gesagt, ich kann nicht beurteilen, ob die Erfinder der
Brandtschen Ostpolitik so weit dachten: Tatsache ist aber, daß die
USA einem gewaltigen Irrtum unterlag, als sie das Ziel dieser
Ostpolitik, welches -so wie man es in Washington verstanden hat- mit
der Auflösung des Warschauer Pakts definitiv erreicht war, für in
ihrem Sinne hielt. Offensichtlich ist aber, daß man dieses Ereignis
in USA als dauerhaften Sieg auf ganzer Linie betrachtete. Im
Überschwang dieses Siegestaumels schrieb der US-Politologe Francis
Fukuyama 1992 ein Buch, das dieser Stimmung Ausdruck verlieh, mit dem
Titel "Das Ende der Geschichte". Diesseits des Atlantiks allerdings
wurde diese Ansicht schon damals mit erkennbarer Skepsis aufgenommen.
Das Ende der Geschichte - welch grundlegender Irrtum! Das Gegenteil
ist der Fall. Nichts anderes nämlich hielt die westliche Allianz
unter Führung der USA stärker zusammen, als die Existenz der
Sowjetunion bzw. des Warschauer Pakts. Und so besiegelte dessen
Auflösung nicht etwa einen totalen Endsieg der USA, sondern das Ende
eines erstaunlich langen Stillstands der Geschichte.
Damit ist für den (west)-deutschen Beobachter des zeitgeschichtlichen
Geschehens das bequeme Denkschema aus Bonner Zeiten unbrauchbar
geworden. Will er sich ein Urteil wenigstens über die großen
politischen Strömungen seiner Zeit bilden, gar Voraussagen über
mögliche Entwicklungen der weiteren Zukunft anstellen, muß er das
alte Denkschema verlassen und sich der Mühe unterziehen, sich mit dem
Weltgetriebe eigenständig und unter Zuhilfenahme aller greifbaren
Lehren echter Geschichte zu beschäftigen. Dabei sind natürlich
diejenigen klar im Vorteil, die die Rahmenbedingungen des Kalten
Krieges schon immer für einen Stillstand der Geschichte hielten,
welcher -wie es unter anderem die echte Geschichte zu lehren weiß-
früher oder später unweigerlich zu Ende gehen würde.
Zu denen scheinst Du _nicht_ zu gehören, Leo_Plegger. Im Gegenteil.
Je offensichtlicher sich dieses alte Denkschema angesichts des Ganges
der Ereignisse als unhaltbar erweist, umso unverdrossener klammerst
Du Dich daran fest. Daß letzte Mal, daß Bonner Denken zu einer
vermeintlich richtigen Prognose führte, war, als die USA trotz
massiven diplomatischen Widerstands auf internationaler Ebene mit
einer relativ überschaubaren Zahl billiger Koalitionäre den Krieg
gegen Irak begann. Aber schon hier konnte Bonner Denken sich nur
unter Ausschluß der Wahrnehmung dessen bestätigt sehen, was dieser
internationale Widerstand bedeutete und bedeutet. Nämlich das Ende
einer einzig verbliebenen Supermacht, die die Geschicke der Welt nach
ihrem Gutdünken und nicht zuletzt zu ihrem Vorteil gestalten zu
können glaubte.
Jetzt weißt Du es also Leo_Plegger. Oder könntest es jedenfalls
wissen. Daß ich, der ich mich so gut ich es halt kann darum bemühe,
mit meinen Analysen und Prognosen dem Zeitgeschehen gerecht zu
werden, welches inzwischen unübersehbar wieder der üblichen Dynamik
geschichtlicher Entwicklungen unterliegt, dabei gelegentlich zu
weniger präzisen Aussagen komme als es ein so klares, wenn auch
überholtes Denkschema wie Deines es zuläßt, stört mich dabei
überhaupt nicht.
Zum Schluß noch dies: Nicht alles kann man in einem öffentlich
zugänglichen Forum so präzise ausdrücken, wie man es denkt, wenn man
jedes Risiko ausschließen will, dadurch womöglich den Gang der Dinge
in einer Weise zu beeinflussen, die den eigenen Wünschen und
Hoffnungen -meinen jedenfalls- ganz und gar nicht entspräche!