Im Krieg gewinnt der Rücksichtslosere, der besser Bewaffnete, der Stärkere, der Entschlossenere. Es gewinnt nicht der moralisch Bessere. Sieg oder Niederlage ändert nichts an der völkerrechtlichen und "moralischen" Bewertung des russischen Überfalls. Deshalb ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass in irgendwelchen Verhandlungen die russischen Gebietsgewinne im Gegenzug für russische "Garantien" anerkannt werden. Selbst wenn Russland gewinnt: es bleibt in der Ukraine eine Besatzungsmacht.
Der Westen hat selbst dieses dämliche Fass aufgemacht (wie Deutschen vorneweg), dass nicht einmal entschieden wurde die Ukraine mit allen erforderlichen Mitteln zu unterstützen und dann danach zu handeln, sondern bei jeder Waffenart die Diskussion von vorne anzufangen. Am liebsten hätte man für jede Lieferung eine Einverständniserklärung aus dem Kreml. Die politische Wirkung der Waffenlieferungen ist so völlig verpufft. Eine klare Ansage, dass der Westen alles, was der Ukraine hilft, liefern und Russland nicht um Erlaubnis fragen wird hätte schon am Beginn des Krieges die Illusion von der "Spezialoperation" platzen lassen und hätte vielleicht noch etwas bewirkt.
Die einzige rote Linie, die von den Amerikanern und von der NATO gezogen wurde (und auch eingehalten wird) ist, dass es keine direkte Kriegsbeteiligung, also keinen Einsatz eigener Truppen oder Flugzeuge auf dem Territorium der Ukraine oder Russlands geben wird und dass der Ukraine keine Basen auf NATO-Territorium zur Verfügung gestellt werden.
Es ist wider alle Logik, dass Russland weil Deutschland Panzer statt Haubitzen liefert jetzt einen Atomkrieg vom Zaun bricht. Wenn das so wäre, wäre es das Ende der atomaren Abschreckung. Wenn ein Atomstaat so schwache Nerven hat, das es wegen einer drohenden, nicht existenzbedrohenden militärischen Niederlage eine Nicht-Atommacht angreift, steht das ganze Konstrukt auf der Kippe. Solche Töne waren aus Russland bzw. der Sowjetunion weder bei den Niederlagen in Afghanistan noch in Tschetschenien zu hören, dieses dauernde Rasseln mit dem nuklearen Säbel ist aber zu verlockend, wenn man die ängstlichen Deutschen damit so schön in Panik versetzen kann. Im Kalten Krieg, als es in Deutschland die höchste (Atom)waffendichte der Welt gab, war das irgendwie nie ein Thema.
Waffenlieferungen sind keine Kriegsbeteiligung. Darauf hat sich Russland selbst im Donbass immer berufen, denn dass die Separatisten seit Jahren von den Russen schwere Waffen bekamen war nur zu offensichtlich. Trotzdem bestritt Russland vehement, an dem Konflikt beteiligt zu sein. (Was in diesem Fall allerdings auch deshalb nicht stimmte, da russische Truppen auf der Seite der Separatisten kämpften, aber das ist ein anderes Thema.)