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  • Raumflieger

388 Beiträge seit 12.08.2024

Kurze Analyse noch zum Wahlergebnis

Gewonnen haben in Brandenburg drei Parteien: die SPD, AfD und BSW.

Die SPD konnte sich als stärkste Kraft mit 30,9% behaupten und hat einen Gewinn von 4,7% zu verbuchen. Das ist durchaus nicht wenig und könnte auch ein Stück weit "Trendumkehr" bedeuten, zumindest in diesem Bundesland.

Direkt dahinter folgt die AfD mit einem Plus von 5,7% und landet nun bei 29,2%. Damit offenbart sich auch in Brandenburg eine gewisse Zerissenheit in der Bevölkerung: die beiden stärksten Parteien sind auch annähernd gleich und decken, ziehen wir die an der Hürde gescheiterten Parteien ab, jeweils ein Drittel der Wählerschaft ab.

Auf Platz drei folgt, nur wenig überraschend, das BSW mit 13,5%, die sich damit deutlich vor der CDU absetzen kann. Der größte Teil der Stimmen dürfte dabei aus dem Lager der Linken-Wähler kommen, ein weiterer Teil von enttäuschten Grünen-Wählern. Das BSW strotzt vor Selbstbewusstsein und wird an erfolgreiche Koalitionsverhandlungen einen moderateren Kurs gegenüber Russland (lies: Verhandlungen statt Krieg) zur Bedingung machen.

Die CDU muss sich geschlagen auf dem vierten Platz zurückziehen: 3,5 Prozentpunkte Stimmverlust, nur 12,1% der Wähler entschieden sich für diese Partei. Das ist ein historisch schlechter Wert, selbst für das SPD-dominierte Brandenburg. Diese Partei bildet zugleich das Schlusslicht - in Brandenburg werden nur vier Parteien vertreten sein.

Rausgeflogen sind die Linken mit 3,0% mit einem dicken Minus von 7,7% Stimmanteilen. Das ist eine brutale Klatsche, die natürlich wieder im Zusammenhang mit der Abspaltung durch das BSW zu sehen ist. Ob sich die Partei davon bis zur nächsten Landtagswahl erholen wird, steht in den Sternen.

Wenig überraschend auch der Bauchklatscher der Grünen. 4,1% Stimmen gab es und das Direktmandat wurde auch verpasst - damit sind auch die Grünen nicht mehr im Landtag vertreten. Während man bei den Linken die Verluste noch mit der Abspaltung des BSW erklären kann, kann die Klatsche für die Grünen nur erklärt werden mit der Bundespolitik dieser Partei. Hier wurde ganz bewusst vom Wähler gegen diese Partei gestimmt. Rettungsanker stellte dabei für viele das BSW dar, welche sich zum dritten Mal in Folge als Alternative zur AfD anbot und damit das politische Spektrum für Protestwähler erweiterte.

Die FW/BVB sind wieder aus dem Landtag geflogen, nachdem ihre Stimmanteile durch den Wähler halbiert bekommen haben: 2,6% entschieden sich für diese Partei, die bei der letzten Landtagswahl mit 5,1% es knapp hineingeschafft hatte.

Auch wenn die SPD diesen Landtag sicher gewinnen konnte mit einem soliden Ergebnis, so sind die eigentlichen Gewinner doch wieder die Protestparteien AfD und BSW. Die AfD hat mehr Stimmanteile hinzugewonnen als die SPD und das BSW konnte als Neuankömmling direkt mit 13,5% in den Landtag einziehen, so dass in Summe die Protestparteien 19,2 Prozentpunkte Stimmgewinne verbuchen konnten.
In Summe haben sich 42,7% für eine Protestpartei entschieden.

Ziehen wir nun noch Sonstige, Grüne und Linke ab (14,3%) , ändert sich das Bild noch einmal.

SPD: 30,9% -> 36,1%
AfD: 29,2% -> 34,1%
BSW: 13,5% -> 15,8%
CDU: 12,1% -> 14,1%
(Rundungsfehler können zu Werten weniger oder größer als 100% führen)

Die Koalitionsspiele mögen beginnen:
Eine "GroKo" zwischen SPD und AfD ist ausgeschlossen, käme aber auf 70,1% Sitze.
Realistischer ist die Koaltion zwischen SPD und BSW mit 51,8% Sitzen.
Eine ganz knappe Mehrheit gibt es mit SPD und CDU von 50,2% Parlamentssitzen.
Eine Minderheitsregierung AfD + BSW käme noch auf 49,8% Sitze.

Damit ist auch erkennbar, wie tief gespalten dieses Bundesland wirklich ist: beinahe die Hälfte aller Wählerinnen und Wähler hat nach Abzug der Parteien, die an der Hürde gescheitert sind, sich für eine der beiden Protestparteien entschieden. Wenn wir beiden Wählergruppen unterstellen, dass sie sich bewusst für Protest entschieden haben, weil sie sich nicht mehr vertreten fühlen durch die etablierten Parteien, dann sollte dies eigentlich ein Weckruf an die Etablierten sein. Aber natürlich wird wieder alles heruntergespielt werden, weil "sowieso nur im Osten" und "keine Auswirkungen auf die Bundespolitik". Dabei ist es genau diese Marginalisierung, die am Ende die Bürger in den neuen Bundesländern in den Protest treibt.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.09.2024 11:03).

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