Uwe Falke schrieb am 21. Juli 2006 9:48
> Siehe ander Poster: Im Gips. Warst Du jemals um 1990 herum im
> Osterzgebirge, oder noch besser im Isergebirge?
> Nur mal so. Sonst frag mal jemanden, der sich auskennt, wie der Wald
> da ausgesehen hat.
>
> Uwe
Der Wald schaut heute noch ne ganze Ecke trauriger aus! Ich verfolge
das seitdem sehr genau und lese nicht nur Berichte, sondern höre
gerne auch mal einem Förster zu. Trotz der neuen Filteranlagen, den
Katalysatoren und einem der wichtigsten hilfreichen Faktoren, dem
Zusammenbruch der Wirtschaft in Osteuropa, hat sich die Schadenslage
verschlimmert. In den offiziellen Statistiken ist das meistens
zwangsläufig kaschiert, weil die kranksten Bäume stets recht bald
geschlagen werden. Aber schon allein optisch: die meisten
Fichtenschonungen bieten ein Bild des Jammers, wenn ich mit dem Zug
nach München fahre ist es manchmal direkt zum Heulen. Leider ist den
meisten der Unterschied zwischen einem kranken Baum mit
Lametta-Zweigen und einem gesunden immer noch nicht geläufig - so
kommen auch so dämliche Bemerkungen über das verschwundene
Waldsterben zustande. Auch bei den relativ gesunden Kiefernwäldern
ist optisch sofort eine Schädigung festzustellen. Noch schlimmer
schaut es bei besonders betroffenen Baumarten wie den Eichen aus. Die
großen, alten Eichen kränkeln fast überall vor sich hin und die
jungen, nachwachsenden fallen massenhaft Schädlingen und
Pilzerkrankungen zum Opfer. Es ist hier wirklich absehbar, daß die
"deutsche" Eiche in nicht wenigen Jahren auf der roten Liste der vom
Aussterben bedrohten Arten landet.
Woran das liegt? Die Bäume wachsen auf in einem ganzen Netzwerk aus
ungünstigen Faktoren. Da ist nicht allein der Schwefelregen
gefährlich, wenngleich das auch ein ungemein dominanter Faktor ist -
immer noch "ist", denn der Regen ist noch vielerorts ein halber
Giftcocktail mit sehr sauerem Wert.
Bäume leiden auch an der Klimaerwärmung und der polarisierten
Niederschlagshäufigkeit. Selbst ohne Hitzeperiode stehen Bäume
hierzulande mittlerweile oft wochenlang im Trockenen, bevor dann
irgendwann wieder der komplette Niederschlag eines Monats auf einen
Schlag herunterkommt.
Die übertriebene Hysterie in den 80ern wurde aber hauptsächlich von
der grünen Partei losgetreten, die mit solchen emotionalen Kampagnen
den nötigen Psycho-Druck aufbaute, um so richtig saftig Wählerstimmen
abzugreifen. So sehr ich die "Fundis" in dieser Partei vermisse:
diesbezüglich waren gerade Politiker aus diesem Spektrum unschlagbar.
Zwar finde ich deren Panikmache im Nachhinein auch sehr überzogen, es
bleibt allerdings die Frage, was sich ohne deren starke Beeinflußung
der Öffentlichkeit überhaupt getan hätte. Die Maßnahmen zur
Luftreinhaltung wären wahrscheinlich noch jahrelang ausgebremst
worden. Eventuell würde es dann heute tatsächlich so aussehen, daß
uns die Spucke wegbleiben würde.
Abgesehen davon ist der Prozess auch für viele Leute sichtbar, die
eine Ecke älter sind. Die Zahl von großen Bäumen, die
schattenspendend auf Straßen und Plätzen oder an Wegrändern stehen,
hat gegenüber meiner Jugend geradezu dramatisch abgenommen. Es ist
dies das Resultat einer über Jahrzehnte dauernden Entwicklung, die
natürlich nicht augenscheinlich war und durch das Aufforsten mit
jungen Bäumen überdeckt wurde. Aber wer zurückdenkt oder einfach mal
alte Fotos zum Vergleich herbeiholt, dem fällt das auf. Und schiebe
das niemand auf die Behörden, die so gerne große Bäume fällen würden:
eher trägst du heutzutage eine historische Ritterburg ab, als daß du
einen 100jährigen Baum fällen darfst. Die Teile haben Seltenheitswert
bekommen und werden gehegt und gepflegt.
> Siehe ander Poster: Im Gips. Warst Du jemals um 1990 herum im
> Osterzgebirge, oder noch besser im Isergebirge?
> Nur mal so. Sonst frag mal jemanden, der sich auskennt, wie der Wald
> da ausgesehen hat.
>
> Uwe
Der Wald schaut heute noch ne ganze Ecke trauriger aus! Ich verfolge
das seitdem sehr genau und lese nicht nur Berichte, sondern höre
gerne auch mal einem Förster zu. Trotz der neuen Filteranlagen, den
Katalysatoren und einem der wichtigsten hilfreichen Faktoren, dem
Zusammenbruch der Wirtschaft in Osteuropa, hat sich die Schadenslage
verschlimmert. In den offiziellen Statistiken ist das meistens
zwangsläufig kaschiert, weil die kranksten Bäume stets recht bald
geschlagen werden. Aber schon allein optisch: die meisten
Fichtenschonungen bieten ein Bild des Jammers, wenn ich mit dem Zug
nach München fahre ist es manchmal direkt zum Heulen. Leider ist den
meisten der Unterschied zwischen einem kranken Baum mit
Lametta-Zweigen und einem gesunden immer noch nicht geläufig - so
kommen auch so dämliche Bemerkungen über das verschwundene
Waldsterben zustande. Auch bei den relativ gesunden Kiefernwäldern
ist optisch sofort eine Schädigung festzustellen. Noch schlimmer
schaut es bei besonders betroffenen Baumarten wie den Eichen aus. Die
großen, alten Eichen kränkeln fast überall vor sich hin und die
jungen, nachwachsenden fallen massenhaft Schädlingen und
Pilzerkrankungen zum Opfer. Es ist hier wirklich absehbar, daß die
"deutsche" Eiche in nicht wenigen Jahren auf der roten Liste der vom
Aussterben bedrohten Arten landet.
Woran das liegt? Die Bäume wachsen auf in einem ganzen Netzwerk aus
ungünstigen Faktoren. Da ist nicht allein der Schwefelregen
gefährlich, wenngleich das auch ein ungemein dominanter Faktor ist -
immer noch "ist", denn der Regen ist noch vielerorts ein halber
Giftcocktail mit sehr sauerem Wert.
Bäume leiden auch an der Klimaerwärmung und der polarisierten
Niederschlagshäufigkeit. Selbst ohne Hitzeperiode stehen Bäume
hierzulande mittlerweile oft wochenlang im Trockenen, bevor dann
irgendwann wieder der komplette Niederschlag eines Monats auf einen
Schlag herunterkommt.
Die übertriebene Hysterie in den 80ern wurde aber hauptsächlich von
der grünen Partei losgetreten, die mit solchen emotionalen Kampagnen
den nötigen Psycho-Druck aufbaute, um so richtig saftig Wählerstimmen
abzugreifen. So sehr ich die "Fundis" in dieser Partei vermisse:
diesbezüglich waren gerade Politiker aus diesem Spektrum unschlagbar.
Zwar finde ich deren Panikmache im Nachhinein auch sehr überzogen, es
bleibt allerdings die Frage, was sich ohne deren starke Beeinflußung
der Öffentlichkeit überhaupt getan hätte. Die Maßnahmen zur
Luftreinhaltung wären wahrscheinlich noch jahrelang ausgebremst
worden. Eventuell würde es dann heute tatsächlich so aussehen, daß
uns die Spucke wegbleiben würde.
Abgesehen davon ist der Prozess auch für viele Leute sichtbar, die
eine Ecke älter sind. Die Zahl von großen Bäumen, die
schattenspendend auf Straßen und Plätzen oder an Wegrändern stehen,
hat gegenüber meiner Jugend geradezu dramatisch abgenommen. Es ist
dies das Resultat einer über Jahrzehnte dauernden Entwicklung, die
natürlich nicht augenscheinlich war und durch das Aufforsten mit
jungen Bäumen überdeckt wurde. Aber wer zurückdenkt oder einfach mal
alte Fotos zum Vergleich herbeiholt, dem fällt das auf. Und schiebe
das niemand auf die Behörden, die so gerne große Bäume fällen würden:
eher trägst du heutzutage eine historische Ritterburg ab, als daß du
einen 100jährigen Baum fällen darfst. Die Teile haben Seltenheitswert
bekommen und werden gehegt und gepflegt.