BlahBlah (1) schrieb am 29.09.2018 20:40:
Wie wäre es, wenn nur noch die Zentralbank Geld druckt?(keine unkontrollierbare Geldschöpfung durch kleinere Banken)
Die Geldschöpfung durch Banken ist nicht wirklich das Problem, und sollte sie es werden, hat die Zentralbank das Instrumentarium, um übermässige Geldschöpfung zu begrenzen (Mindestreserve, Zinsen rauf etc ...).
Problematisch ist die andere Seite der Geldschöpfung, denn Giralgeldschöpfung setzt immer Kreditvergabe voraus. Wenn also die Zentralbank die komplette Geldschöpfung übernehmen sollte, dann muss sie auch die Kreditvergabe übernehmen, und das bedeutet die Bonitätsprüfung. Ob die Zentralbank das besser könnte, als Geschäftsbanken bezweifle ich, und ich hätte ein ungutes Gefühl, wenn es nur noch einen Monopolanbieter für Kredite gäbe.
Andererseits: Ursache der Finanzkrise war natürlich eine zu hohe Kreditvergabe mit ungenügender Bonitätsprüfung durch die Geschäftsbanken. In Verbindung mit zu geringem Eigenkapital hat das die Bankenrettung erforderlich gemacht. Die Eigenkapitalvorschriften hätte der Staat jederzeit ändern können, aber man wollte nicht.
Wie kommen die Länder von ihrer Staatsverschuldung runter ohne gravierende Einschnitte?( z.B gegenseitiger Schuldenerlaß wäre eine Möglichkeit)
Gegenseitiger Schuldenerlass klappt nicht, weil die Schuldner keine Guthaben, die zu verrechnen wären, haben.
Bleibt also noch Wachstum, Haushaltsüberschüsse, Enteignung, Insovenz, Inflation und Verkaufen des Tabelsilbers. Alles keine politisch einfachen Lösungen.
Wie kann man verhindern, das eine Bank die andere in den Abgrund reißt?(Beteiligunghöhe etc)
Nicht die Beteiligungen sind hier das Problem, sondern die Kredite, die sich die Banken gegenseitig geben. Hat man wiederum in der Bankenkrise gesehen: da keiner wusste, wie gefährdet die anderen Banken waren, hat keine Bank mehr Kredite an andere Banken geben wollen. Banken, die an keine Kredite mehr kommen, werden illiquide. Das Problem wurde allerdings recht einfach gelöst: statt Geld an andere Banken zu verleihen, haben es die Banken bei der Zentralbank geparkt und die Zentralbank hat dann wiederum das Geld an die Banken durchgereicht (weswegen die Zentralbankbilanzen "explodiert" sind).
Eine Bankenrettung wäre nicht nötig gewesen, wenn es sich nur um ein Liquiditätsproblem gehandelt hätte. Aber: Es gab auch noch ein Verlustrisiko, weil die vergebenen Kredite der Banken nicht werthaltig waren. Das bedeutete, dass die Bank bei fairer Bewertung buchhalterisch pleite gewesen wäre, d.h. die Schulden waren höher als das Vermögen und das Eigenkapital war niedriger als diese Differenz. Womit wir wieder beim Problem von oben wären: hätte der Staat strengere Eigenkapitalvorschriften gemacht, hätten die Banken die Verluste selbst tragen können.
Fazit: Bankenansteckung kann man weitgehend verhindern durch:
- eine handlungsfähige Zentralbank, die die Versorgung der Banken mit Darlehen sicherstellen kann.
- Transparenz bei den Bankbilanzen (wer hat welchen Schrott in der Bilanz)
- Eine Bankenaufsicht, die eine Bank auch mal zumachen kann.
- Und Eigenkapital, Eigenkapital, Eigenkapital.