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  • Artur_B

mehr als 1000 Beiträge seit 09.09.2004

Das Kohlekraftwerk - Aufzucht und Pflege

"Datteln 4 war mit Stand Oktober 2017 das einzige in Bau befindliche Kohlekraftwerk in ganz Westeuropa." (Wikipedia). Warum das, es wurde doch nirgends ein Ausstieg beschlossen?

"Die Inbetriebnahme war ursprünglich für 2011 geplant. Da der Bebauungsplan zwischenzeitlich für unwirksam erklärt wurde und nach Wiederaufnahme der Bauarbeiten schwere technische Probleme am Kessel auftraten, verzögerte sich die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Kraftwerkes."

Also 13 statt 4 Jahre Bauzeit. Das kennen wir vom 2009 beschlossenen Mannheimer Block 9. Der Stahl für Kessel und Rohre war dermaßen minderwertig, dass alles nochmal abgerissen und neu aufgebaut werden musste. Ein Zeichen dafür, dass sich in der absteigenden Branche inzwischen die Betrüger tummeln. Und wer zahlt das? Wohl der Stromkunde, der dann über die teure Windkraft schimpft.

Die Herstellung ist so teuer, dass die Abschreibung 15 Jahre dauert. Dazu muss das Kraftwerk mindestens 11 cent pro KWh bekommen. Die kriegt es, denn es gehört zu einem Konzern mit festem Kundenstamm. Das Windrad hingegen muss am Spotmarkt verkaufen (nach der neuen Regelung) und kriegt dort maximal 4 cent. Ein Versuch, dies zu ändern, stellen Genossenschaften wie Schönau und Prokon dar. Feste Kunden für sauberen Strom. Ja, Empfehlung.

Genau das ist es, warum die Finanzindustrie die Erneuerbaren hasst: RWE und Eon kann sie hoch und runter spekulieren und daran verdienen. Schönau nicht.

Dann braucht das Kohlekraftwerk Manpower und zwar nicht wenig. Auch ein Nachteil gegenüber Wind und Sonne. Allerdings: der Brennstoff Kohle kostet fast nichts. Auch kein Fehler, wenn da etwas Steuer drauf kommt.

Das Kohlekraftwerk produzieren "Grundlast" und sei deswegen unverzichtbar, wird immer gesagt. De facto braucht kein Mensch Grundlast, denn sie bewirkt ausschließlich, dass der übrig bleibende Rest noch viel volatiler ist als der vorige Bedarf. Es ist eine Umschreibung für den Umstand, dass es sich um einen unflexiblen Klotz handelt, mit stundenlanger Reaktionszeit. Aber genau diese Ungetüme versucht man jetzt, der Politik als "Reserve" anzudrehen. Zu einem Preis, mit dem mehr verdient ist, als wenn das Kraftwerk liefe. Da fließen jetzt die Corona-Gelder hin. Der "Ausstieg" ist wesentlich lukrativer als früher der schnöde Strom.

So in grob ist es das, was zu dieser aussterbenden Art zu sagen ist.

Gruß Artur

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