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  • JaneBarefeet

237 Beiträge seit 03.01.2022

Was der Autor zum bürgerlichen Freiheitsbegriff zu sagen hat

... geht für mich in Ordnung.
Leider schweigt er dann nicht ...

"etwasVernunft" schrieb dazu:

Selbstverständlich kann auch die Wertschätzung von "Naturwissenschaft und Technologie" ins Metaphysische abheben.

Das mag ich zuspitzen: Solche an keinem bestimmten Zweck orientierte "Wertschätzung" ist per definitionem reine Metaphysik, es handelt sich um denjenigen Fortschrittsidealismus der Moderne, der im Westen außerhalb von Spezialdisziplinen schon seit den späten 60ern obsolet ist.

Wenn es anders herum um bestimmte Zwecke gehen soll, dann - da machen die fanatisierten Impfgegner ihren wichtigsten Punkt - steht das in vollem Widerspruch zu einer Inquisition, die alle Zahlen, Fakten und Argumente aus der öffentlichen Debatte bannt, die nicht stromlinienförmig in ein regierungsamtliches Narrativ passen.

Das sind die wichtigsten unter zahlreichen Punkten, mit denen Schuster beide Seiten der Impfpflicht - Debatte in weitem Umfang verfehlt, sobald er über den eingangs genannten Freiheitsbegriff hinaus auf sie zugreift.

Ich halte polemisch verknappt dagegen: Das Eigentümliche der aktuellen Debatte ist die Dynamik, mit der Befürworter der Impflicht und ihre Gegner am anderen Ende des Spektrums, die Impfgegner, gemeinsam einen Kult des Menschenopfers befördern.
Und nein, Georg, das war nicht immer so. Du solltest Dich halt mal um das kümmern, über das Du schreibst. Ein Einstieg:
Malte Thießen, Vorsorge als Ordnung des Sozialen:
Impfen in der Bundesrepublik und der DDR (2013)
file:///C:/Users/tgarn_000/Downloads/ZF_3_2013_409_432_Thiessen.pdf
Da fehlt halt die genuin faschistische Gleichsetzung von gesundem Volkskörper mit geimpftem Volkskörper = Individuen.
Dazu sollte man auch über das Hauptproblem von damals Bescheid wissen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Poliomyelitis

Im Text verfehlt Schuster die Sache zum Beispiel mit folgenden Fehlern:

Es widerspricht im Fall einer Epidemie dem eigenen Infektionsschutz, ihn auf Kosten der Gesundheit anderer erreichen zu wollen.

Abstrakt ist das korrekt, im konkreten Fall aber jenseits aller gesicherten Fakten über CoV2 und die Impfung. Abgesehen davon, daß, nur zum Beipiel, ich persönlich bis zu meiner Impfung vor drei Tagen niemanden gefährdet habe, weil meine Schutzmaßnahmen der Impfwirkung mindestens gleichwertig gewesen sind.

Zweitens kommt dieses Argument in der medizinischen Aufklärung zwar vor, erfährt aber eine bemerkenswerte politische Verschiebung. Dann nämlich, wenn der einzelne Bürger zum Subjekt der Pandemie-Bekämpfung und negativ zum Schuldigen an ihren Misserfolgen ernannt wird.

"Subjektsein" und "schuldig sein (werden)" ist nicht das äquivalente Begriffspaar, als das Schuster es hier behandelt, was den Blödsinn der Aussage anzeigt: Solange es keine Impfpflicht gibt, sind die Bürger in der Tat Subjekte der Epidemiebekämpfung, nicht nur dazu ernannt. Aber deren Wirksamkeit ist ihnen mit der gesamten restlichen kapitalistischen Formierung und Einhegung aus der Hand genommen, so daß es halt lupenrein faschistischer Gesinnung bedarf, sie zu Verantwortlichen der Bekämpfung bzw. des Ausbleibens gewünschter Erfolge zu erklären.
Das sind Nuancen, richtig, aber just sie machen das Wesentliche der aktuellen Debatte aus. Und dafür, daß es so ist, sind abermals nicht die normal-demokratischen Bürger mit all den üblichen faschistischen Übergängen im Kopf verantwortlich, sondern die Formen, die staatliche und vorstaatliche Agitation und Repression angenommen haben. Sie entsprechen einer kriegswirtschaftlichen Formierung des Volkskörpers.

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