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  • HaPeR

mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2012

Wir sehen die Segnungen der Religion - Eine Begegnung mit Yussuf vor 40 Jahren

Die Segnungen der Religion

Es lohnt, sich mit der Geschichte Israels und des Konflikts zu beschäftigen. Dabei kommt man zu keinem fassbaren Ergebnis, wenn man sich auf die Kette der Ereignisse der letzten Wochen beschränkt.

Bei Anerkennung aller Realitäten kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis, dass die Religion eine verheerende Rolle spielt. Voran geht hier die Idee vom "gelobten Land". Sie führte zu ständigen Übergriffen gegen die Palästinenser und aus einer laizistischen Gesellschaft wurde eine religiös aufgeheizte. Die Eskalation der Gewalt kann nicht beendet werden, wenn die Landnahme in Gottes Auftrag weiter geht.

Das ist keine Schuldfrage. Das ist eine Frage der Perspektive für Israel und die Friedensbewegung in Israel existiert und hat, soweit ich das verfolgen konnte, diese Position. Hierzulande werden Pazifisten, die so etwas vertreten, als Antisemiten beschimpft.

Eine Begegnung mit Yussuf etwa 1976

Yussuf hatte eine Wohnung zwei Etagen unter mir. Er studierte Medizin. Ich kannte ihn von der Mensa. Er saß immer am Tisch der Palästinenser.

Bei einer Feier in seiner Wohnung fragte ich ihn nach seiner Heimat und weshalb er in Aachen studiere. Er sprach über seine Stadt, seine Familie und die Notwendigkeit nach dem 6-Tage-Krieg ins Ausland zu müssen, da er als Palästinenser in seiner Heimat nicht studieren könne. Vor dem 6-Tage-Krieg seinen in seiner Stadt 1.000 Kinder auf eine Oberschule gegangen. Danach hätte das israelische Militär den Zugang so erschwert, dass nur noch 10 Kinder auf die Oberschule gekonnt hätten. Das habe zu einer Bewegung vor allem nach Paris geführt. Etwa 100 würden in Aachen studieren.

Dann fragte ich, wieso er in der Unterstützer-Organisation der PLO sei. Sie würde doch von allen arabischen Staaten nach Gusto immer wieder fallen gelassen. Israel habe die solide Unterstützung der USA. Der David sei in Wahrheit der Goliath und aller Widerstand zum Scheitern verurteilt. Die Antwort war eine der wichtigsten Lektionen, die ich je erhielt:

Du denkst wie ein Europäer. Jetzt ist die Situation so. Vor 200 Jahren war sie anders, in 200 Jahren ist sie anders. Wir wissen nicht, wie wir da leben. Aber wir werden weiter dort leben. Meine Familie lebt da und wir werden immer einen Teil der Familie dort haben. Irgendwann werden wir dort frei sein.

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Europa und die USA haben die Konflikte mit ihren Parteinahmen immer nur zugunsten der Waffenindustrie angeheizt. Die Menschen müssen lernen in Frieden miteinander zu leben. Das ist nicht unser Job. Stellungnahme zu Menschenrechtsverletzungen, Krieg ist die schlimmste, unterstützen die Kräfte, die auf ein friedliches Zusammenleben hinarbeiten.

Aus der deutschen Geschichte sollten wir gelernt haben: Nicht Völker haben ein Heimatrecht. Menschen haben ein Heimatrecht. Da haben wir noch an uns zu arbeiten. Über Generationen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.05.2021 13:01).

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