Die Gegenseite sind Terroristen. Damit hat man sie delegitimiert. Soweit in vielen Konflikten üblich. In diesem spezifischen Fall geht die Hermetisierung der eignen Position aber noch weiter. Wer die israelische Regierung, wer israelisches Staatshandeln kritisiert ist ein Antisemit und damit besonders gründlich delegitimiert.
Sobald die erste Rakete aus dem Gaza-Streifen geflogen kam, war die unmittelbare Vorgeschichte ad acta. Dass es der israelische Ministerpräsident aus persönlichen Machtmotiven auf eine Eskalation anlegte, spielt keine Rolle mehr. Wer indiskriminiert Zivilisten angreift, ist zu verurteilen. Offensichtlich schliesst die Verurteilung auch ein, dass die angegriffene Seite de facto dasselbe tut. Wer dicht bebautes, dicht besiedeltes Gebiet bombardiert, greift damit automatisch auch Zivilisten an.
Alle wissen, das Israel eine starke Militärmacht ist, während die Gegenseite nur adhoc-Militärstrukturen besitzt, keine eigentliche Armee. Das Machtgefälle spiegelt sich regelmässig in den Opferzahlen. Alle, die es wissen wollen wissen, wissen um den Gaza-Streifen als eine Ghetto-ähnliche Struktur, in der die Verwaltung auf die Anwendung klandestiner Mittel zwingend angewiesen ist, um das Überleben der Bevölkerung zu sichern, wissen, dass der israelische Staat alles tut, um dieser authochtonen Bevölkerung das Leben zur Hölle zu machen, um sie zur Flucht zu bewegen und die endgültige Annexion zu ermöglichen.
Und alle wissen auch, dass ein beträchtlicher Teil der israelischen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten per Wahl dafür gesorgt hat, dass die Regierung immer weiter nach rechts rücken konnte. Wer den Likud oder eine andere Rechtspartei wählt, weiss dass er oder sie die Verfeindung wählt, das Heulen der Sirenen dann und wann in Kauf nimmt. Und nein, es hat nichts mit ihrem Glauben zu tun. Gerade die Deutschen haben eigne Erfahrung.