Der Artikel nimmt sich eines wichtigen Themas an, und demonstriert das
Problem auch gleich noch:
letztere Zahl auf Basis von Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen.
Immer, wenn die Zahl der getöteten Palästinenser in Gaza genannt wird, wird auch erwähnt, das die Gesundheitsbehörde der der Hamas unterstellt ist. Natürlich ist sie das, das ist schließlich eine Behörde. Und diese Behörde lieferte bisher (nach UN-Angaben) immer verlässliche Zahlen. Warum also dieses gebetsmühlenartige Wiederholen einer Selbstverständlichkeit. Bei Telepolis muss nun auch noch erwähnt werden, das das Ministerium von der Regierung geführt wird? Warum muss denn für so eine Binsenweisheit Platz auf meinem Monitor verschwendet werden? Halten Journalisten denn alle Leser für dumm?
Die Zahlen der getöteten Israelis werden dagegen stets ohne einen solchen Hinweis veröffentlicht. Warum? Untersteht denn das israelische Verteidigungsministerium nicht seiner Regierung? Ist die israelische Armee neuerdings unabhängig? Das war mir neu.
In Deutschland ist das Framing schon dadurch durchgesetzt, dass Regionalzeitungen auch nur noch Regional-Redaktionen haben. Fast alle internationalen Themen werden durch DPA-copy-paste abgedeckt. Das sieht man auf Google-News sehr schön, wenn man mal in eine bestimmtes Thema "hineinzoomt". Da haben dann 20 Zeitungen Artikel mit der selben Überschrift. Da wurde dann also der gleiche DPA-Artikel von 20 Redaktionen in 20 lokalen Zeitungen unverändert abgedruckt. Was DPA schreibt, und wie DPA schreibt, stellt in Deutschland deshalb oft das Maß der Dinge da. Es ist deshalb ausreichend, dass DPA Framing massiv verwendet.
Und jeder deutsche Artikel mit Gaza-Kriegs-Bezug muss enthalten, dass am 7. Oktober die Hamas Israel überfallen und 1200 Unschuldige ermordet hat. Deshalb mache ich das hier auch. Könnte ja sein, das Leser so dumm sind, das innerhalb von mehr als 2 Monaten noch nicht mitbekommen zu haben. Jedenfalls unterstellen Journalisten ihren Lesern regelmäßig soviel geistige Beschränktheit.
Hinweis an Journalisten: Framing funktioniert nur, wenn man es nicht übertreibt. Ansonsten fällt es auf und wirkt störend und unseriös.