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  • Christel Mett

307 Beiträge seit 29.05.2017

Verwirrt

Herr Suchsland, was erwarten Sie eigentlich von einer Gesellschaft, die für sich mit Stolz in Anspruch nimmt einen politisch offenen Diskurs zu führen? Was verstehen Sie unter der klaren Richtung und Führung einer Heinrich-Böll-Stiftung? Wo, wenn nicht in solchen Institutionen sollen die harten politischen Kontroversen diskutiert werden? Ist das nicht deren eigentliche Existenzberechtigung und Bestimmung?
Ach ja, Diskussion gar nicht erwünscht.

Die deutsche Regierung hält sich mit Kritik an der israelischen Kriegsführung komplett zurück und blockiert auch Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand. Unsere Leitmedien beschränken sich bei dem Thema auf dürre Verlautbarungen, die i.d.R. gegenüber der israelischen Position sehr verständnisvoll sind. Bilder und Videos wie aus anderen Kriegsgebieten, könnten nur verwirren und verunsichern. Davor wird der deutsche Leser und Gucker großflächig abgeschirmt.

Und nun erwarten Sie, angesichts dessen, was sich derzeit in Gaza abspielt absolutes Stillschweigen der gesamten Bevölkerung? Oder gar kollektive Begeisterung? Und selbst der verzweifelt harmlose Aufruf zur internationalen Solidarität ist Ihnen schon zu viel?

Masha Gessen formuliert einen Standpunkt, den sie in der Öffentlichkeit nur als Jüdin äußern kann. Es ist eine sehr harsche Kritik an der israelischen Politik. Ja, sie spricht so manchem aus der Seele, der das so nicht äußern kann. Antisemitismus fand sich in Ihrer Rede selbstverständlich nicht. Aber darauf gehen Sie ja nicht ein. Gessens politische Analyse habe ja gar keinen Wert, sie diene ja nur als Projektionsfläche linker Antisemiten.

Die, die der Politik Netanyahus im Allgemeinen und seiner Kriegsführung in Gaza im Speziellen kritisch gegenüber stehen, pauschal als Antisemiten abzuqualifizieren, das finde ich schon sehr dreist.

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