Wenn unter "wir" der Otto-Normal-Bürger gemeint ist, dann ist der in Tausend Zwängen gefangen. Er hat nur die Wahl zwischen dem, was ihm vorgesetzt wird und was der schmale Geldbeutel zulässt.
Entscheiden tun Andere, die jedoch ebenfalls in Zwängen feststecken. Das ist eine kleine, aber wirkmächtige Klasse von Reichen und Mächtigen. Das sind - regional verschieden - mal Kapitalisten, Autokraten, Diktatoren, Monarchen und dergleichen mehr. Die "müssen" der jeweiligen Machterhalts- oder Kapitalerfolgslogik folgen, um bestehen zu können, einerseits für sich selber, andererseits, um von Konkurrenten nicht aus dem Rennen geworfen zu werden.
Gegen diese Dominanz der Partikularinteressen gegenüber Allgemein- oder gar Globalinteressen sind eigentlich nur Volksrevolutionen "gewachsen". Doch die haben immer auch mit sich selber zu kämpfen, wie die Französische Revolution vorgemacht hat - oder die Russische von 1917 ja auch.
Ich meine, dass nur eine zur Direktdemokratie erzogene und dafür von Jugend an ausgebildete Bevölkerung eine Chance hätte, ein effektives gesellschaftliches "Wir" auf die Beine zu stellen. Der basisdemokratisch abgestimmte Verfassungsentwurf der "Gemeinwohllobby" geht in diese Richtung. Leider kennt den fast niemand.
Die moderne Psychologie, Verhaltensforschung und Soziologie hat viele Erkenntnisse über die Funktionsweise und insbesondere auch die Schwächen von "uns" zu Tage gefördert. Aktuell werden diese Erkenntnisse eher gegen uns verwendet, wie Rainer Mausfeld wiederholt gezeigt hat. "Wir", also eine revolutionäre Bildungs- und Selbstertüchtigungsbewegung, müssten uns damit erst selbst und dann die bestehenden Machtstrukturen überwinden.
Jetzt bin ich am Ende auch nur wieder beim "wir" gelandet. Aber ohne "uns" geht es erst recht nicht. "Uns" rettet kein Gott, Tribun, oder höh'res Wesen, das müssen wir schon selber tun ... . (Zumindest soweit hatte die "Internationale" ja recht)
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.11.2024 16:46).