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  • inqbus

498 Beiträge seit 30.09.2006

Re: Biomasse und Karbon

Zusam schrieb am 04.05.2021 19:18:

hubid schrieb am 04.05.2021 18:49:

Und das bedeutet eben, dass nicht beliebig viel Biomasse produziert und genutzt werden kann. Dein Wunschtraum von wegen "wir produzieren einfach so viel wie irgendwie möglich ist ohne Rücksicht auf Verluste" ist ein Albtraum. Ich verstehe nicht, wieso Du Dir das herbeizuwünschen scheinst.

Da die Biomasse neben der Wasserkraft die einzige grundlastfähige Energiequelle ist, nachdem auf Kernkraft und Kohle verzichtet wird, wird es weiterhin einen enormen Produktionsanstieg und damit Flächenverbrauch geben.

Sie vergessen damit die Speicherkraftwerke.
MIt 8 Ringwallspeicher ließe sich der Netto-Energieverbrauch der BRD für 4 Tage vorhalten.
Ringwallspeicher haben zwar auch einen Flächenverbrauch. Es gibt aber Studien, welche zeigen, dass in Deutschland genug Regionen existieren solche Speicher zu bauen. Gerade die Tagebau-Regionen, welche sowieso schon einmal umgegragen wurden bieten sich dazu an. Zum einen sind schon Löcher da, zum anderen steht die Technik um große Mengen Abraum zu bewegen schon daneben und das technische Know-How (Arbeitsplätze!) ist lokal vorhanden. Zusätzlich sind Ringwallspeicher große Seen(-Platten), welche auch als Erholungsgebiete genutzt werden können.

Weiterhin denken Sie viel zu BRD-zentriert. Glauben Sie wirklich, dass wir hier unseren Strom herstellen. Das ist genauso als wenn Sie behaupten würden Mercedes-Autos würden in Deutschland gebaut. Es gibt einen europäischen Stromverbund welcher dafür sorgt, dass in ganz Europa das Licht nicht ausgeht.

Weiterhin denken Sie zu wenig Richtung Energie-Autarkie und kleinskalige Netze. Mit 50m² Solarzellen auf dem Dach und einer vernünftigen Batterie-Anlage braucht man Strom von aussen nur noch sehr selten. Damit können Sie Ihr E-Auto laden, die Waschmaschine betreiben, kochen und sogar noch Warmwasser erzeugen.

Das ist kein Modell für den Harz4 Empfänger in der 2-Zimmer Stadt-Wohnung, werfen Sie ein? Da haben Sie recht. Aber für 50% der BRD Bürger mit Wohn-Eigentum ist es trotzdem gut.

Aber warum ist das so. Leider ist in der BRD der private Besitz von Immobilien extrem gering.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155734/umfrage/wohneigentumsquoten-in-europa/

Hier ein Historischer Abriss dazu:
https://www.eigenheimerverband.de/wissenwertes-fachinformationen/haus-wohnung/flyer/wohnen-und-wohneigentum/

Wir sind auf dem vorletzten Platz in Europa. Wir sollten mal überlegen warum das so ist. Generell sollten wir darüber nachdenken Immobilien-Gesellschaften zu enteignen oder dazu zu bringen sich an Regeln oder Gesetze zu halten oder vielleicht eine Solar-Anlage auf dem Dach der Mietbunker zu bauen. So lange die Immobilien-Wirtschaft massiver Spender
https://www.tagesspiegel.de/politik/die-grossspender-der-parteien-1-25-millionen-euro-aus-der-immobilienbranche-fuer-die-cdu/26787686.html
der Regierungspartei ist hat sich die letzten 16 Jahre eben nichts getan.
Es wird immer auf die Ökostrom-Zulage beim Strom geschimpft, die gerade den Ärmeren so weh tut. Aber wie hoch ist die Ökostrom-Zulage gemessen am Mietzins? Vernachlässigbar. Und den Mietzins kontrolliert die CDU, nicht die Grünen.

Rumänien ist auf Platz 1 bei der Wohneigentums-Quote. In Bukarest hat jedes noch so einsturzgefährdete Haus einen Glasfaser-Anschluss. Mein Compagnon ist oft in Bukarest, wenn wir telefonieren kann ich klar erkennen ob er in Bukarest oder der BRD ist: Die Leitung nach Bukarest ist glasklar und bricht nicht dauernd ab.
Wer also denkt, dass wir glorreichen Deutschen noch in irgendwas ausser Selbstüberschätzung und Geschichtsvergessenheit anderen Ländern etwas voraus haben ist auf dem Irrweg. Aber über den eigene Tellerrand zu schauen fiel dem deutschen Michel noch nie einfach.

Die Idee Strom aus einem BRD-weiten Grundlast-Netz zu ziehen ist auch nicht sehr alt, hat sich aber in den Köpfen wie eine Zecke fest gesaugt. 1959 gab es in Frankfurt am Main noch ein Gleichstrom-Netz. OK das ist 60 Jahre her, aber keine Ewigkeit. 1959 waren wir mitten im Wirtschaftswunder, also scheint diese kleinskalige Stromversorgung damals kein Problem gewesen zu sein.

Ich wohne hier (Bay. Oberland) 2 Km weg von einem Wasserkraftwerk. Das könnte die ganze Region mit Strom versorgen. Aber was macht es, es versorgt ICE-Züge in Hamburg.

"""Zum Beispiel für die Deutsche Bahn. „Wenn die Bahn gleichzeitig einen ICE in Hamburg, Köln und Berlin losschickt, dann wackelt die Kaffeetasse im Büro“, sagt Reumschüssel, der ein Büro über dem Wasserauslauf des Kraftwerks hat.
"""

https://taz.de/Wasserkraftwerk-Walchensee-in-Bayern/!5762952/

Um auf den Einstiegspunkt zurück zu kommen.
* Die Grundlast-Fähigkeit ist ein Schein-Argument.
* Die meisten Kraftwerke der BRD sind nicht mal schwarzstart-fähig. Also ohne eine gewisse Netzversorgung von aussen kommen die nach einem Ausfall nicht mehr hoch. Also bevor hier angefangen wird über EE zu schimpfen sollten wir uns mal die Probleme anschauen welche unsere hoch subventionierte Energie-Wirtschaft gerade hat.
* Fukuschima zeigt sehr genau wie eine solche Katastrophe abläuft. Das Kraftwerk hätte nicht explodieren müssen. Man hat sich halt darauf verlassen, dass immer Strom für die Kühlung da ist.
* Und wie sichern wir uns am besten dagegen ab? Kleine autonome Einheiten, die vernetzt sind sind deutlich sicherer sind als ein grosses Netz wo jeder jeden stützt. Siehe https://www.google.com/search?client=firefox-b-e&q=telepolis+blackout
* Früher gab es Stadtwerke, welche Strom, Gas, Wasser für jeden lokal bereitstellten. Die Stadtwerke waren autonom und mit anderen Stadtwerken für den Notfall vernetzt. Was war so schlecht daran? Es war weniger wirtschaftlich die Brennstoffe in die Städte zu liefern als diese direkt neben der Kohle-Grube zu verstromen. Wenn wir die Kohle aus der Rechnung rausnehmen kommen wir eben wieder zurück nach 1959 ins Wirtschaftwunder. Die Strukturen von damals sind im Stromnetz noch erhalten. Nur müssen wir nun die neue Art der Energie-Produktion lokal nutzen.
* Selbst wenn alle Stadtwerke es wollten, und könnten sich in eigene Netze zu separieren. Es würde sie viel Geld kosten aus den bestehenden Verträgen mit den großen Energieversorgen auszusteigen. Genau hier wäre staatliches Handeln gefragt die Mrd. EUR für die längst abgeschriebenen Kohle-Meiler umzulenken in Bürgerhand, in Form der stätdischen Energieversoger.

Beste Grüße

Volker

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