Max-Headroom schrieb am 09.04.2024 10:40:
Diese Herangehensweise findet man in der Politik und in den Medien sehr häufig, wenn es darum geht die Deutungshoheit zu erlangen/zu behalten. So werden Ereignisse, wie der Angriff der Hamas am 7. Oktober oder der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine am 24.02.2022 nicht als neue Stufen der Eskalation jeweils bereits bestehender Konflikte gesehen (sollen nicht so gesehen werden), sondern als isolierte Ereignisse. Die Deutung beinhaltet hier, dass das einfach so passiert ist, ohne Vorgeschichte, und dass es keine Vorbedingungen gab, die dazu geführt haben - zu denen man eventuell selbst beigetragen hat. In dem Zusammenhang gibt es dann auch Immunisierungsstrategien, die dazu dienen die gewünschte Sichtweise zu schützen. Kritiker, die anmahnen, dass hier der Kontext wichtig ist, um zu verstehen warum es zur Eskalation kam werden in bestimmte Schubladen gesteckt (Framing), um die argumentativ zu "neutralisieren". Die Moralisierung politischer Themen spielt hier ebenfalls eine große Rolle. Das erleichtert die Einteilung in Schwarz und Weiß.
Wäre eine derart isolierte Betrachtung geboten, wäre jeder, der nach dem 07.10.2023 die Zweistaatenlösung gefordert hat, ein Antisemit oder ähnliches, also auch weite Teile des westlichen Establishments.
Hinsichtlich des Ukrainekriegs hatte ich bisweilen das Gefühl, dass die Menschheit noch nie Krieg geführt hat, weil so viele Superlative der Einzigartigkeit durch die Gegend geworfen wurden.