https://www.wiwo.de/politik/ausland/tauchsieder-einen-lindenbluetentee-fuer-gutsherr-wladimir/27998714.html?wt_mc=zeitparkett
Einen Lindenblütentee für Gutsherr Wladimir!
Russlands Staatschef Putin behandelt Land und Leute wie Besitz und Beute. Er verspielt die Zukunft des Landes und nimmt Europa zur Geisel seiner russifizierten Zarenreichsfantasien und postsowjetischen Traumabewältigung.
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Ja, man bekommt das Kernproblem von Putins Russland tatsächlich ausgezeichnet mit „Onkel Wanja“ zu fassen: Der Wladimirowitsch des Stückes lässt „seit fünfundzwanzig Jahren… die letzten Tropfen aus (seinem) Gut“ herauspressen und ist peinlich darauf bedacht, die „mehr oder minder ständige Einkunftsquelle“ nicht versiegen zu lassen. Aber er bewirtschaftet sein Land nicht produktiv, seit die alte, stehende Zeit (der Feudalwirtschaft) untergegangen ist: „Hätte man an Stelle (der) abgeholzten Wälder eine Chaussee angelegt oder eine Eisenbahnlinie“, klagt Astrow, „hätte man hier Fabriken und Schulen gebaut, wäre das Volk gesünder, wohlhabender und klüger. Aber nichts dergleichen“ geschah.
Stattdessen presst der echte Wladimirowitsch im Kreml seit zwanzig Jahren die letzten Tropfen Gas und Öl aus der russischen Erde, um sich mit den Erträgen von seiner postsowjetischen Belastungsstörung zu kurieren und seinen russifizierten Zarenreichsfantasien nachjagen zu können. Und auch Putin bewirtschaftet sein Land nicht produktiv, im Gegenteil: Er zehrt dessen Substanz auf, macht es sich zur Beute. Sieben der zehn größten Unternehmen Russlands verdienen ihr Geld mit der Erschließung und Ausbeutung von Öl und Gas. Der Anteil des fossilen Energiesektors am Bruttoinlandsprodukt liegt bei mehr als zwanzig Prozent; der Anteil des fossilen Energiesektors an den Exporten des Landes bei mehr als 60 Prozent. Kein einziges der Top-25-Unternehmen in Russland entwickelt avancierte Technologie oder Produkte, die am Weltmarkt nachgefragt wären. Statt dessen viel Banken, Börse, Bergbau, Stahl und Strom.
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