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  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

So plötzlich kam der Ausstieg aus dem INF-vertag nicht

Bereits 2014 berichtete die NYT (https://www.nytimes.com/2014/07/29/world/europe/us-says-russia-tested-cruise-missile-in-violation-of-treaty.html) darüber, da hieß der POTUS noch Obama. Und da waren die ersten russischen Verstöße gegen den Vertrag, der bereits die Erprobung solcher Systeme verbietet, bereits sechs Jahre her. Insofern entbehrt die Unterstellung, die Amerikaner hätten nur einen Vorwand gesucht, um wieder Mittelstreckenraketen in Europa stationieren zu können, jeglicher Grundlage. Was ist denn in den den zweieinhalb Jahren seit dem Ende des INF-Vertrages in dieser Richtung passiert? Nichts. Keine einzige Rakete wurde stationiert. Die einzigen landgestützten amerikanischen Atomwaffen in Europa sind weiterhin ein paar Dutzend veraltete freifallende Atombomben mit noch veralteteren Trägersystemen (Tornado, F16) ohne militärischen Wert. Es gibt weiterhin keine Atomwaffen in den Staaten der NATO-Osterweiterung oder irgendetwas, was einen Überraschungsangriff ermöglichen würde. Ganz im Gegensatz zu den Iskander - Raketen, die Russland, ganz zufällig, in maximaler Nähe zur NATO in seiner Enklave in Kaliningrad stationiert hat und die von dort in unter fünf Minuten Berlin (von ganz Polen und dem Baltikum nicht zu reden) mit einer Genauigkeit von 5-10m treffen können. Eine klassische Erstschlagswaffe mit hohem militärischen Nutzwert.

Die aufgestellte These eines langgehegten Plans seitens der USA ist schon deshalb unglaubwürdig, weil die USA bis vor kurzem gar keine dafür geeigneten Waffen mehr besaßen. Die Pershing 2 wurde abgerüstet und zerstört, eine weitere Entwicklung fand in diesem Bereich nicht mehr statt. Die USA begannen erst im März 2019 hastig mit der Entwicklung einer halbwegs gleichwertigen Waffe ("Dark Eagle" bzw. LRHW) zur SCC-8.

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