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  • asale

55 Beiträge seit 13.07.2016

Re: Nein, wir haben uns nicht geirrt!

Das war eben das, was ich mit Plan B meinte. (Na ja, genau genommen war es C)

Wenn man strategisch vorgeht, gilt es wie beim Schach verschiedene Züge des Gegners zu antizipieren und sich darauf vorzubereiten, auf alle denkbaren Eventualitäten reagieren zu können. Die Strategie hinter den Truppenaufmärschen war also dreierlei.

1. sollte diplomatischer Druck aufgebaut werden, um der Ukraine und der NATO zu zeigen, dass Russland es ernst meint. Wenn der Westen daraufhin deeskaliert hätte, wäre die russische Armee auch nicht einmarschiert, denn ein Krieg ist nie gut für die Völkerverständigung. Hat der Westen aber nicht.

2. ging es taktisch gesehen darum, ukrainische Truppen und Material im Norden zu binden, damit sie nicht die über 100.000 Mann vor dem Donezk verstärken, weil dort ein massiver Angriff befürchtet wurde. Das sollte also einen großen Krieg unwahrscheinlicher machen und die Russischen Truppen hätten nur in ihren Stellungen bleiben müssen.

De facto ist der Angriff auf Donezk dann aber sogar trotz der vorherigen Anerkennung der Unabhängigkeit durch Russland und das gleichzeitige Beistandsabkommen eingetreten.

3. Nur für den Fall, dass die ersten beiden Strategiezüge nicht zum Ziel führen, also im worst case hat sich Russland darauf vorbereitet, in der Ukraine ein zu marschieren. Was es mit absoluter Sicherheit lieber vermieden hätte, denn man macht sich einfach keine Freunde und zerschlägt viele Beziehungen, wenn man mit Gewalt vorgeht.

Diese drei Punkte erklären hinreichend den ganzen Zeitplan des Truppenaufmarsches, und sind für jeden, der sich mit Strategie beschäftigt, so offensichtlich, dass es nach Ockhams Rasiermesser die beste Erklärung für den zeitlichen Ablauf darstellt.

Ergo entkräftet Ihr Einwand nicht meine ursprüngliche Aussage und die Annahme, dass es erst die Aussage Selenskis zum Budapester Memorandum war, das Case 3. aktivierte. Das bleibt schlicht die plausibelste Erklärung, denn die einzige Alternative wäre, dass Putin wahnsinnig ist. Und das soll uns jetzt zwar eingeredet werden, entbehrt aber bei genauer Betrachtung der Lage und jahrelangen Entwicklung jeder plausiblen Begründung.

Andererseits sollen wir im Westen das aber natürlich nicht so sehen, weil es den Defätismus fördert. Und den kann die EU im Moment gar nicht gebrauchen. Anders als Borell behauptet, ist die EU nämlich sowohl wirtschaftlich wie auch militär-strategisch (via Waffenlieferungen) sehr wohl eine Kriegspartei, weil sie einfach schon zu viele Milliarden investiert hat, um die Verbindungen zwischen der Ukraine und Russland zu zerbrechen und selbst den wirtschaftlichen Nutzen aus der Ukraine ziehen zu können (z.B. bzgl. der Schwarzerde).

ASALE

kleinrudi schrieb am 13.03.2022 18:24:

Und die Entscheidung fiel erst Münchner Sicherheitskonferenz, als Selenski unter anderem ankündigte, die Ukraine werde sich von dem Budapester Memorandum verabschieden und Atomwaffen beschaffen - und niemand aus dem dabei versammelten Westen hat auch nur ein kritisches Wort dagegen erhoben.

Das glaube ich nicht. Das "Manöver" fand schon lange voher statt. Ich denke, daß dies wieder so eine Propagandalüge wie beim Panzerausflug 1968 in die CSSR ist.

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