Um es gleich klar zu machen: ich denke, dass Streumunition aus guten Gründen und leidvollen Erfahrungen in vielen Staaten verboten ist.
Trotzdem sehe ich schon ein paar Argumente, die das Szenario in der Ukraine in einem etwas anderen Licht erscheinen lassen.
Zunächst sind mindestens die Kampfgebiete in der Ukraine dermaßen mit Munition und Mienen verseucht, dass sie ohnehin Quadratmeter für Quadratmeter geräumt werden müssen. Russland setzt mittlerweile auch überlagerte Munition mit entsprechend hoher Ausfallrate ein - darunter auch Streubomben. Die Ukrainer vermutlich auch.
Es ist aber ein Unterschied, ob ein Angreifer diese Waffe auf fremden Territorium einsetzt oder ein Verteidiger auf seinem eigenen. Die Ukraine steht vor der Abwägung mehr Soldaten zu verlieren oder später mehr räumen zu müssen und Zivilisten zu gefährden. Es ist wie bei den Mienen: solange sorgfältig kartografiert wird, wo die Munition eingesetzt wird ist das Risiko überschaubar. Die Abwägung kann letztlich nur die Ukraine treffen - und wenn die Blindgängerquote wirklich so gering ist, wie die Amis behaupten ist das sicher nicht das größte Problem in den befreiten Gebieten. Zumindest machen sich die Amerikaner überhaupt Gedanken um die Blindgänger - für die Russen ist das ein Problem anderer Leute, nämlich derjenigen, auf die sie oder ihre Waffenkunden die Geschosse herabregnen lassen. Die Streubomben in Libyen, Iran und Jemen stammten alle aus russischer Produktion. Eine geringe Blindgängerquote ist da anscheinend kein Verkaufsargument.