Ich finde den Beitrag widerspruechlich.
Georg Lukacs (den wollte ich schon immer mal zitieren) schreibt:
"Fuer den Marxisten, als geschichtlichen Dialektiker, sind die Natur, sowie alle Formen ihrer theoretischen und parktischen Bewaeltigung, soziale Kategorien, und es geht nicht an, dass ein Marxist hier etwas Uebergeschichtliches, Uebergesellschaftliches finden zu koennen meine"
Das der Kapitalismus unser Lebensgrundlage zerstoert ist richtig, aber schon die Behauptung er wuerde die Biosphaere zerstoeren ist sehr zweifelhaft. Es ist sehr wahrscheinlich, dass im Falle einer Selbstzerstoerung der Menschheit, die Biosphaere andere Lebensformen hervorbringt (sicher nicht sehr troestlich).
Wenn Natur und Naturwissenschaft gesellschaftlicher Natur sind, dann kann eine Kritik der Naturwissenschaft nur Teil einer allgemeinen Gesellschaftskritik sein und nicht auf einer neuen Naturphilosophie beruhen. Es ist unschwer zu erkennen, dass Naturwissenschaft Teil der gesellschaftlichen Arbeitsteilung ist und Erkenntnisse ueber die Natur Resultat produktivier Taetigkeit sind, einer Taetigkeit die selbst in bestimmten gesellschaftlichen Verhaeltnissen stattfindet. Die Fragen, die die Naturwissenschaft stellt, erwachsen aus gesellschaftlichen Beduerfnissen heraus, welche selbst direkt oder indirekt aus der widerspruechlichen Entwicklung des Kapitalverhaeltnisses heraus entstehen. Kritik von Naturwissenschaft muss also Element der Kapitalismuskritik sein.
Ob Pluto nun ein Planet oder ein Zwergplanet ist, haengt nicht zuletzt vom Entwicklungsstand der Produktivkraefte seiner Beobachter ab. Die Natur ist immer die Natur des Menschen (Natur aus menschlicher Sicht), d.h. etwa auch beeinflusst von Klasseninteressen.
Es liegt in der Natur des Menschen natuerliches in gesellschaftliches (kuenstliches) zu verwandeln. Auch ein Naturschutzgebiet ist kuenstlich, gesellschaftlich angeeignet. Der Mensch schafft sich mehr und mehr als Naturwesen ab, auch dann und dadurch, wenn er Baeume pflanzt oder Arten erhaelt.
Das Chomskyzitat mach keinen Sinn. Die "menschliche Erklaerungskraft" ist sicher unbegrenzt wenn auch in jedem geschichtlichen Moment endlich. Die Erklaerung von "Erklaerung" klaert nichts.
Der Markt ist quasi ein Naturphaenomen, oekonomische Krisen sind wie Naturkatastrophen. Der Markt erscheint, als haette er einen eigenen Willen, eine Intelligenz. Er ist aber nur ein de facto Naturprozess. "Der Mensch" ist also gar nicht Herr seiner eigenen Geschicke, die Menschheit als handelndes Subjekt gibt es nicht, nicht mal im Sinne einer Mehrheitsentscheidung. Unsere eigenen Verhaeltnisse treten uns als Naturgewalten gegenueber. Nichts macht diese Ohnmacht unseren eigenen Verhaeltnissen gegenueber deutlicher als die Klimakrise. Es geht darum, dass sich der Mensch von der Naturhaftigkeit seiner Verhaeltnisse zum einem wirklichen Gesellschaftswesen emanzipiert.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.09.2021 21:35).