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  • kulinux

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Re: Ein Labor findet nur, wonach es sucht

foobar schrieb am 11.10.2020 11:22:

Hatte das russische Krankenhauslabor überhaupt die Fähigkeiten nach Nowitschok zu suchen?

Wie im Artikel steht, hatten die Ärzte in Omsk gar keine Veranlassung, nach Novitschok zu suchen, da der Patient KEINE Vergiftungssymptome aufwies.
Sie haben die Proben von Nawalny mit einem aus den USA stammenden Massenspektrometer desselben (!) Typs untersucht, den auch die Charité verwendet (hat).

Die Charité selbst konnte das auch nicht und mußte deshalb ein Bundeswehrlabor damit beauftragen.

Das kann nur bedeuten, dass die Charité selbst mit dem Massenspektrometer nichts gefunden hat, denn dessen Ergebnisse zeigen ja zumindest die Anteile an bestimmten chemischen Verbindungen und Elementen, woraus sich dann ggf. Schlüsse auf die möglichen Inhaltsstoffe einer Probe ziehen lassen – allerdings wohl nur bei sehr niedrigmolekularen Verbindungen kann man diese so direkt nachweisen. Bei komplexen Verbindungen, zu denen alle Novitschok-Gifte zählen dürften, wäre das schon schwieriger, weil es eben für die Zusammensetzung aus den Elementen Phosphor, Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff … eine Vielzahl von Verbindungsmöglichkeiten gibt.
Dafür spricht, dass auch die OPCW nur "raten" konnte, dass es ein Stoff war, dessen Struktur derjenigen zweier bekannter Novitschok-Varianten ähnlich ist. Dumm nur, dass diese sich so schnell verflüchtigen, dass mit Sicherheit KEIN Labor im Westen diesen Stoff selbst nachweisen konnte. Deshalb spricht ja auch die OPCW (m.W.) nur von den Biomarkern, also Zerfalls- oder Reaktionsprodukten, die im Körper Navalnys aufgrund des ursprünglichen Giftes entstanden sein UND länger haltbar sein müssen. Dass diese Haltbarkeit aber mehrere Tage, gar Wochen dauert, halte ich bei Novitschok für ausgeschlossen. Was dagegen sehr lange anhält, sind die körperlichen Folgen einer N.-Vergiftung, nämlich die IRREVERSIBLE Zerstörung von Synapsen-Übergängen. WENN Navalny mit einem Novitschok (nachträglich) vergiftet worden wäre, wie auch der Autor des Artikels mutmaßt, würde er heute nicht locker herumspringen, sondern säße noch für lange Zeit im Rollstuhl.

Also wenn das Labor des Omsker Krankenhaus nicht wesentlich besser als die Charité ausgestattet ist, dann hatte es überhaupt keine Möglichkeit Nowitschok nachzuweisen.

Und die Charité auch nicht. Zumal sie nicht nur gleich ausgestattet waren, sondern auch kein Novitschok vorhanden gewesen sein kann. Deshalb vermutlich der Zirkus mit der Wasserflasche – von denen in Nawalnys Zimmer drei waren (obwohl laut Hotel auf seinem Zimmer nur eine zur Ausstattung gehörte…) – und die laut russischen Behörden NICHT im Gepäck von Pevtschich oder sonst jemandem transportiert wurde (und im Handgepäck schon mal gar nicht).
D.h., es kann eigentlich nur so sein, dass den Proben und der Flasche eine minimale Dosis Novitschok hinzugegeben wurde. Woher wusste Nawalny sonst, dass die Dosis an der Flasche so gering war, dass niemand davon gefährdet wurde – was er ja behaupten musste, weil sonst noch unerklärlicher ist, warum das Gift nur ihn geschädigt hat? Und nur so erklärt sich auch, dass das Bundeswehr-Labor und die anderen – alles übrigens Militärlabore, also keinesfalls über den Verdacht der Propaganda erhaben – irgendwie anhand der Analyse der Zerfallsprodukte auch noch auf Novitschok selbst schließen oder dieses sogar finden konnte.

Klarer Fall von Inszenierung, würde ich sagen.

Bliebe die Frage durch wen: Pevtschichs Vater betreibt eine biochemische Firma, dürfte also zumindest die Möglichkeit haben, ein bspw. von Porton Down bereit- oder selbst hergestelltes Gift in einer sicher zu verabreichenden Form an Nawalny ranzubringen. Nawalny selbst hat entweder nichts gewusst oder im Nachhinein geahnt … oder er traut sich nicht, das auszusprechen, weil er nun weiß, dass seine "Freunde" und Unterstützer ihn jederzeit noch mal ausschalten könnten. Diesmal aber richtig.

Ich denke aber, er war informiert:
"Pass auf, Alexej! Du spielst in RU keine Rolle mehr, auch im Westen interessiert sich keiner für Dich. Wir haben aber Millionen in Dich investiert - und jetzt bist Du auch noch total pleite. Gleichzeitig brauchen wir aber etwas, um die deutsche Regierung von Nordstream 2 abzubringen, d.h.: Wir inszenieren was, Dir geht es dabei ein paar Tage schlecht, aber dafür kommst Du in den Westen und darfst Dich dort luxuriös pflegen und unterbringen lassen – alles Geld, was Du in RU hast oder überwiesen bekämest, würde ja weggepfändet. Und allen ist geholfen. Achja, und Deine Popularität in RU und EU steigt auch wieder, weil Du als ein armes Putin-Opfer inszeniert wirst."

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