Rasel schrieb am 29.04.2017 15:13:
Die Kajaks waren schlicht noch nicht erfunden, und mit Flößen brauchst du eine Strömung, die dich in der richtigen Richtung trägt, eine halbwegs ruhige See und Möglichkeiten zum Anlanden.
Stell dir den Altvorderen des Homo kajak ;) vor, der mit heißen Steinen im 'Felltopf' kocht …
Behauptung: Der war nicht so schlicht, der 'erfand' einfach weiter.
Natürlich.
Aber Erfindungen müssen im jeweiligen Lebensumfeld auch nützlich sein, damit sie auch gebaut werden.
Beispiel Einbaum: So ein Ding zu bauen ist elendiglich viel Arbeit, und außer auf dem Wasser ist es schlicht zu schwer zum Transport. Wenn eine Sippe also nicht permanent am immer gleichen Ufer lebte, wird sie einen Einbaum vielleicht mal als guten Witz gebaut haben, aber die Technik wurde halt nie weiterentwickelt.
Man kann jetzt lange darüber spekulieren, ob ein Kajak nützlich oder nutzlos gewesen wäre.
Andererseits: Kajaks sind schon recht spezielle Geräte, man muss ihre Benutzung sehr gründlich lernen, man braucht das richtige Material für Ruderstange und Paddel, man kommt da also erst hin, wenn man eine ganze Serie von Erfindungen macht, erprobt, schrittweise verbessert. Und das lohnt eben nur für eine Sippe, die lange, lange, lange am immer gleichen Strand lebt und gleichzeitig massiv darauf angewiesen ist, aufs Wasser hinauszugehen. Also wenig Nahrung an Land und am Ufer, viel Nahrung etliche Dutzend bis hundert Meter vom Ufer weg (ganz ohne Nahrung stirbt die Sippe aus oder zieht weg).
Außerdem braucht es das richtige Baumaterial in ausreichender Menge: Wasserdichte Häute, eine halbwegs wasserdichte Technik für Nähte, eine Gerbtechnik, die die Häute dehnbar erhält, Technik zum Aufspannen der Häute auf den Rahmen, elastische und gleichzeitig stabile Verbindungstechnik für die Rahmen, und und und.
Das ist halt schon eine relativ spezielle Konstellation.
Und dann ist der Wissensaustausch zwischen Sippen halt auch nicht so schnell wie heutzutage zwischen Wissenschaftlern, und mangels schriftlicher Überlieferung geht auch mehr Wissen wieder verloren.
Es hat halt seine Gründe, warum die Steinzeit die längste Technologieperiode der menschlichen Geschichte ist. Fortschritt wäre rein mental sicher schneller möglich gewesen, aber die Infrastruktur hat das einfach noch nicht hergegeben.
Ich denke, ein fehlender Fund der Archäologen beweist nicht, dass jener Mensch unterschiedliche Wasserfahrzeuge nicht erfand. Das bedeutet nicht, dass er einmal erworbenes Können wieder 'vergaß' – als mögliche Erklärung zur späteren bis heutigen Lebensweise.
Klar, Nichtexistenzbeweise sind sehr schwierig.
Andererseits: Man hat in US-Fundstätten Dinosaurierknochen gefunden, und man hat Homo-Knochen seit ca. -6000 (glaube ich) gefunden, und davor halt - nichts. Das ist schon ein ziemlich deutliches Indiz; wenn Menschen noch früher nach Amerika gekommen sind, dann haben sie vermutlich nicht Fuß fassen können.