kulinux schrieb am 29.04.2017 11:12:
Bitschnipser schrieb am 29.04.2017 10:50:
kulinux schrieb am 28.04.2017 01:10:
Ich frage mich auch schon länger, warum man für die Neanderthaler und auch den frühen Homo sapiens nicht auch annehmen soll/darf, dass sie zu denselben Anpassungen fähig waren wie die Inuit: Diese leben schon seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, auf dem und am arktischen Eis und haben sich dort über Tausende Kilometer ausgebreitet. Es braucht also keine "Landbrücke" für die Ausbreitung, sondern Wandern und Jagen z.B. am Rand der Eiszeit-Polkappen entlang dürfte doch auch damals möglich gewesen sein.
Die Kajaks waren schlicht noch nicht erfunden,
Da wäre ich mir nicht so sicher:
– Einbäume gab es sicherlich schon früher und die halten auch bei guter und vorsichtiger Behandlung sicherlich recht lange, so dass man sie von einer Waldgegend auch bis ans Eis hätte "mitnehmen" können
Für Einbäume brauchst du hoch und gerade gewachsene Bäume.
Nicht gerade das, was du direkt neben einem Eisschild vorfindest.
– Dass wir anscheinend keine sehr alten Spuren / Reste von Kayaks haben, könnte zum einen an den verwendeten Materialien liegen, zum anderen daran, dass die damaligen Siedlungsgebiete an den Küsten heute 100m und tiefer unter Wasser liegen. Wenn niemand eine Veranlassung gehabt haben sollte, sein Kayak auf einen Berg zu tragen, dürften wir "hier oben" heute kaum Spuren davon finden.
Wo sich Knochen erhalten haben, hätten sich mindestens Andeutungen von Holzgestellen erhalten müssen.
und mit Flößen brauchst du eine Strömung, die dich in der richtigen Richtung trägt, eine halbwegs ruhige See und Möglichkeiten zum Anlanden.
Schon das Anlanden könnte schwierig sein, eine ins Meer reichende Eiskappe bedeutet kalbende Gletscherabbrüche.Trotzdem haben es die Inuit ja wohl auch irgendwie geschafft, den Nordpol quasi zum umrunden, also im Lauf von Jahrhunderten/tausenden rundum zu besiedeln, oder?
Die übliche Theorie ist, dass sie sich an den Aleuten entlang vorgearbeitet haben.
Eine andere wäre, dass die Ähnlichkeiten zwischen sibirischen und amerikanischen Nordpolarvölkern nicht aufgrund einer Ausbreitung entlang der Eisgrenze bestehen, sondern dass man sich von Süden her herangearbeitet hat und die Ähnlichkeiten durch die ähnliche Umwelt bedingt sind.
Die habe ich aber jetzt erst gerade aus dem Hut gezogen, die müsste wahrscheinlich noch gewaltig revidiert werden, um überhaupt zu den Fakten zu passen :-)
Ein abrupter Übergang von Eiskappe zum Meer ist wohl auch zu überlebensfeindlich, selbst mit heutigen Erfindungen.
Die Patagonier z.B. sind (oder waren) ein fast ständig auf dem Boot lebendes Volk an der südamerikanischen Südküste. Die hätten sogar bessere Voraussetzungen zur Besiedlung einer Eisküste, weil sie von ihrer Lebensweise her noch weniger aufs Land angewiesen sind als die Inuit, die ja jeden Sommer in der Tundra verbringen; dennoch haben die Patagonier mit ihrem hochentwickelten Bootsbau nie die Antarktis besiedelt.Nun ja, wenn man nicht dazu gezwungen ist, bleibt man sicher dort, wo man schon erfahrungsgemäss einigermassen überleben kann.
Es gibt immer Überbevölkerungsphasen, in denen die Menschen mit dem Auswandern beginnen. Die Alternative ist Raub (was auch nur bewirkt, dass dann die Beraubten auswandern müssten) oder Verhungern.
Ausserdem gibt es ja weder in der Antarktis selbst noch in deren Nähe Küsten, die zum Besiedeln getaugt hätten.
Ja eben. Genausowenig wie entlang der polaren Eiskappen während der Eiszeit.
Abgesehen davon wissen wir natürlich auch nicht, wieviele erfolglose Versuche es gegeben hat.
Doch, die hätten wir gefunden. In der Kälte halten Artefakte ja jahrhundertelang, und bei niedrigerem Meeresspiegel hätten sich die Menschen ja trotzdem auch ins Inland vorgewagt. Nicht weit, aber mindestens zum Nachschauen, ob da was ist.
Also, ich denke gerade angesichts der ungünstigen Quellen/Fundlage durch Überspülung alter Siedlungsgebiete nach der letzten Eiszeit bzw. auch den vorherigen dürfte es schwer sein auszuschließen, dass es unseren Vorfahren vor 30-40.000 oder sogar 130.000 Jahren möglich gewesen sein sollte, nach Amerika zu gelangen.
Na ja, die Paläontologen sind offenbar der Ansicht, dass es eben nicht ging.
Also, ich finde, es bleiben noch viele Möglichkeiten offen, besonders, wenn man den Neanderthalern, Denisova-Menschen oder sogar Homo erectus und seinen Zeitgenossen vielleicht doch etwas mehr zutrauen muss, als man es bisher getan hat? Es bleibt spannend …
Der Wissensstand ändert sich in der Tat, und teils sehr drastisch.
Andererseits hätte man halt irgendwelche Homo-Knochen aus dieser Zeit auch in Amerika finden müssen, man hat ja eifrig gegraben und sogar noch viel älteres Zeug gefunden (z.B. reichlich Dinosaurierknochen). Dass ausgerechnet Homo-Knochen nur in relativ neu zu finden waren, ist schon ein ziemlich starkes Indiz.