Hab ich doch schon geschrieben, mein "Zwang" ist, dass ich bestimmte Bedürfnisse habe, für die ich die entsprechenden finanziellen Mittel brauche. Wie viel da so jeder braucht ist ja sehr individuell.
Jein. Individuell ist nicht so sehr, was ein Mensch zum Überleben braucht und das ist auch nur sekundär eine Frage der Finanzen. Individuell ist eher der Glaube, was man für ein zufriedenes Leben braucht und das wiederum ist meiner Beobachtung nach eher eine Frage von Gleichheit und Ungleichheit als eine Frage nach dem Absoluten.
Man könnte es Neidfaktor nennen.
Dabei ist es egal, ob ich darauf neidisch bin, dass der eine sich einen "faulen Lenz machen kann, während ich arbeiten muss" oder darauf, dass der eine einen Ferrari fährt, während ich mir nur ein Fahrrad leisten kann.
Bin ich zufrieden (wohlgemerkt: nicht glücklich, zufrieden!) mit mir selbst und meinem wirklich frei und selbstbestimmt gewählten Leben jenseits von vermeintlichen Sachzwängen, warum sollte ich dem Faulenzer oder dem Ferraribesitzer etwas neiden?
Mir ist schon klar, dass ich Glück habe, ich habe mir einen Beruf gewählt, der mir Spaß macht, gut bezahlt wird etc.
Ich weiß, das ist jetzt etwas penetrant: Hast du nun Glück gehabt oder die für dich richtige Wahl getroffen?
Ich bin übrigens durchaus für ein sanktionsfreies Grundeinkommen als Ersatz für diesen ganzen Quatsch, den wir aktuell an Sozialleistungen haben. Würde für mich aber nichts ändern, ich würde weiter entsprechend meiner Bedürfnisse arbeiten gehen. Existenzminimum ist mir einfach zu wenig.
Eben! Und ich denke, das ist für eine absolute Mehrheit der Fall, denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Wäre dann noch die Höhe des Einkommens fraglich.
Den Rest mit halber Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich etc. halte ich für Blödsinn, hört sich für mich so an, als ob du möglichst viel Kohle haben willst, mit möglichst wenig Aufwand.
Und wo ist das Problem? In einer kapitalistischen Marktwirtschaft kann doch was dem Unternehmer oder Investor Recht ist dem Arbeiter oder Angestellten nur billig sein: Geringster Mitteleinsatz, maximaler Profit. Gleiches Recht für Alle. 😇😉
Alles Andere wäre ja wohl neofeudalistische Gutsherrenart?
Was es braucht ist höhere Kapitalertragssteuern, Finanztransaktionssteuern, Vermögenssteuer, Erbschaftssteuern und sowas in die Richtung, um die ungehemmte Umverteilung nach oben abzumildern und dem neoliberalen Finanzkapitalismus Einhalt zu gebieten.
Ja, das wären kosmetische Möglichkeiten, die mächtige Lobbies verhindern oder umgehen werden, wenn man sich weiter scheut, die Ursache nachhaltig zu beseitigen. digitaler Finanzkapitalismus ist nur die folgerichtige Konsequenz des Grundprinzips der globalkapitalistischen Marktwirtschaft.
Oder anders, zurück zur sozialen Marktwirtschaft anstatt asoziale Marktwirtschaft.
Alles hat seine Zeit, ein zurück gibt es nicht. Die soziale Marktwirtschaft hat in ihrer Zeit für die Mehrheit gute Dienste geleistet, seitdem hat sich die Welt nunmal stark und schnell verändert.
Sie hat sich insbesondere wirtschaftlich globalisiert.
Da du ja kritisiertest, ich mache keine Lösungsvorschläge: Eine wirkliche Lösung innerhalb des etablierten Systems gibt es meiner Ansicht nach nicht, eine soziale sowieso nicht.
Für die tieferen Zusammenhänge jenseits eines wirtschaftsideologischen Schemas empfehle ich auch dir Arno Grün zur Lektüre.
Gruß
Calyx
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.08.2023 16:23).