Einst gab es im ÖR mal so kontroverse Formate wie Frontal mit Kienzle und Hauser, Scheibenwischer mit Dieter Hildebrandt in der ARD oder das ZDF Magazin mit Gerhard Löwenthal. In der Summe deckten sie ein weites politisches Spektrum ab. Heute gibt es dagegen überwiegend auf allen Kanälen die gleiche "Haltung". Und wer sich dagegen stell, wird ganz im Stile der Inquisition medial hingerichtet, wie z.B. Herr Liefers im "Interview" mit Herrn von Mauschewitz oder Ulrike Guérot bei Markus Lanz.
Wer einmal sehen möchte, wie staatsferner und kritischer Journalismus auch heute noch funktionieren kann, der wird beim Staatsfunk nicht fündig. Der muss auf Sender wie Servus-TV ausweichen. Dort gab es gleich von Beginn der staatlichen Restriktionen und Einschränkungen regelmässig zahlreiche Sendungen, in denen auch Kritiker der Maßnahmen zu Worte kamen. Im Staatsfunk wurden und werden Kritiker zu Corona- oder Russland-Politik dagegen nur eingeladen, um sie im Stile der Inquisition vorzuführen.
Die NDS bieten halt einen Journalismus, wie er vor 40 oder 50 Jahren in der BRD noch üblich war. Bevor hier die Methoden der DDR Einzug gehalten haben, um in dem Spannungsfeld zwischen Versprechungen des Staates auf ein schönes Leben und der kaum noch zu übersehbaren Realität rasant schwindender Perspektiven die Bürger unter Kontrolle zu halten.
Da ist halt jeder Rufer, der auf des Kaisers nicht vorhandene Bekleidung hinweist, per Definition ein Störenfried und "Delegitimierer".
Ich hätte nie gedacht, dass wir hier einmal aufgeweckte Bürger mit den gleichen Methoden bekämpfen wie in der ehmaligen DDR. Andere waren da schon skeptischer.
Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen. Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen.
Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert
Bärbel Bohley, Bürgerrechtlerin der DDR, 1991.
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