Ein anderes Bild, das mir vor Augen springt, ist das vom Staubsauger in der Sahara.
Meine ganz persönliche Erfahrung als behandelnder Therapeut deckt sich mit den Einschätzungen des Autors:
Oftmals kämpft man als Therapeut gegen die Umweltbedingungen an, die fast jedem Menschen psychisch das Genick brechen würden. Verzweifelt versuchen wir, Menschen beizubringen, mit den Belastungen besser umzugehen, denn hilflos sind wir angesichts der definitiv zunehmenden Belastungen für alle, Frauen, Männer, Kinder, Erwachsene, In- und Ausländer.
Der Selbstoptimierungszwang der Gesellschaft gepaart mit dem bereits im Grundschulalter verpflanzten Schema, nur wer IMMER leistungsfähig ist, ist etwas wert. Wir werden darauf konditioniert, besser zu sein, als die anderen, uns ständig zu vergleichen, nie mit dem zufrieden zu sein, was wir haben, während wir aufgrund unseres desaströsen Bildungssystems samt der noch desaströseren Bologna-Reform zu Fachidioten erzogen, in allen beruflichen Bereichen, unfähig, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.
Kurzum: Erzogen werden sollten wir zu feinen Rädchen im Getriebe des Kapitalismus, mehr nicht.
Da sich dieses Schweinesystem nicht an Maßen wie Gesundheit und Selbstfürsorge oder Glück orientiert, sondern einzig an der Rendite, treibt so starke Maße, dass Personal mitunter als "Inventar" geführt wird. Human Resources ist die euphemistische Bezeichnung dafür.
Der Mensch aber sehnt sich nach Zugehörigkeit, nach Identität, nach Funktion. Wenn der Mensch darauf konditioniert wird, das seine einzige Identität, seine einzige Funktion seine Arbeitskraft ist, dann ist es nicht verwunderlich, dass Menschen zusammenbrechen, wenn ihnen diese Funktion weggenommen wird, sei es durch Rationalisierungen, sei es durch Krankheit oder durch sonstige Gründe.
Zusätzlich werden alte Identitätsstifter, Familie etwa, durch die Politik und den Zeitgeist nachhaltig zerstört. Da geht es kreuz und quer um Alte gegen Junge, Frauen gegen Männer, Kinder gegen Erwachsene. Selbst die Partnerschaft wird zum Kriegsgebiet erklärt.
Solange dieses Schweinesystem seine Profitabilität darauf aufbaut, Menschen elementarste Bedürfnisse vorzuenthalten, entspricht die psychotherapeutische Arbeit aus meiner Sicht sehr dem Versuch, einen Knochenbruch mit einem Pflaster zu versorgen - es kann niemals reichen.