Warum diagnostiziert der Psychotherapeut oder Psychiater nie eine Störung der Umgebung oder der Institutionen, mit denen ein Individuum zu tun hat? Und räumt da auf?
Wo ist denn die Störung der Umgebung oder der Institution, wenn sich z. B. jemand nach Cannabiskonsum für Jahrzehnte so fühlt, als wäre er außerhalb seines Körpers und seine ganze Umgebung wäre ein Film?
P.S. Da steht übrigens gerade nicht, psychische Störungen seien Gehirnstörungen.
Die Definition lässt dies sehr wohl zu: "[...] that reflects a dysfunction in the psychological, biological, or developmental processes that underlie mental and behavioural functioning".
Diese Definition diskutierte hier jemand übrigens schon einmal Anfang 2018, also lange vorm Erscheinen des ICD-11: Die "amtliche" Fassung
Hab ich mir mal kurz durchgelesen und ich halte ihre zentrale Argumentation, dass psychische Störungen im Grunde genommen "keine naturgegebenen, sondern menschengemachte Kategorien" seien für Unsinn. Nach dieser Logik könnte man schwere psychische Störungen, wie die Katatonie, einfach "heilen", indem man die soziale Bewertung verändert. Ihre Argumentation reduziert sich im Grunde genommen also auf eine postmoderne Ideologie, die unterstellt, dass es keine allgemeingültige Wahrheit gibt, sondern alles auf sozialen Machtverhältnissen beruht. Es ist also die selbe Ideologie, auf der nicht nur das sogenannte biopsychosoziale Modell beruht, sondern auch der Marxismus. Meine Bezeichnung ihrer Haltung als "psychosozialistisch" ist also durchaus berechtigt.