Ich stimme wiederum zu.
Allerdings ist es in der Praxis oft komplizierter, als die Ratschläge vermuten lassen.
Natürlich ist es wichtig, dem Kind mitzugeben, daß es nicht immer das Erste sein muß. Aber dann erlebt es in seinem Umfeld in so gut wie allen relevanten Situationen, daß unter der Hand eben doch nur zählt, wer der Beste war. Nicht vordergründig, aber in den Untertönen klingt es mit. Das beobachte ich auch bei mir selbst - es steckt schon so tief in unserem Denken, daß es ganz unwillkürlich zum Ausbruch kommt, wenn man nicht bewußt darauf achtet. Und dann lernt es: Es gibt ein oberflächliches Gerede über "Du mußt nicht...", und eine Wirklichkeit, in der muß ich eben doch.
Und der Wandel in der Arbeitswelt?
An einer Stelle, wo es gerade ständig dichter wird mit der Arbeit, liegt es daran, daß keine Fachkräfte zu bekommen sind. Freie Stellen sind ausgeschrieben, aber solange sie nicht besetzt sind, müssen eben die vorhandenen Mitarbeiter machen, was an Arbeit anfällt. Und den Lohn beliebig hoch ansetzen, gibt die finanzielle Lage nun eben auch nicht mehr her.
An einer anderen ist es vermutlich eine bestimmte Führungskraft, die den Wandel in diese Richtung ausgelöst hat. Und was passiert? Die Leute haben Angst. Viele wissen, daß die Chancen, nach einem Rausschmiss eine neue Stelle zu finden, schlecht sind, jetzt schon gar.
Und dann rechnet es sich für den Feudalherren, auf Verschleiß zu fahren. Es wird keiner aufmucken. Alle werden sich selbst ausbeuten und schinden, weil sie wissen, daß es keine andere Chance gibt. Auf den unteren Hierarchiebenen ist das ein offen ausgesprochenes Geheimnis.
Ja, man kann versuchen, durch Wahlen etwas zu ändern. Aber ich bin zu alt und zu zynisch geworden, um darauf zu hoffen. Meine Kreuzchen landen schon seit längerem unter "Sonstige", mehr kann ich eben nicht tun.
Aber die Mehrheit wird weiter das Schweinesystem stützen, weil es zumindest eine gewisse Sicherheit bietet.