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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Das ist ein Irrtum

SunnyHill schrieb am 10. Oktober 2003 15:03

> Postman's These ist  für Kinder und Jugendliche, die sich in der
> Entwicklung befinden, richtig, wenn diese nie gelernt haben,
> wichtiges oder triviales, Behauptungen oder Fakten, Meinung und
> Wahrheit etc. unterscheiden zu können, ist es egal, ob sie Bilder
> sehen, oder Bohlen lesen, bei Erwachsenen wird er weder
> Konsumverhalten noch Interpretationen von Wort und Bild verändern
> können.

Er wird (und konnte) es sowieso nicht tun. Aber lies ihn; er wird an
vielen Beispielen belegen, wie das Fernsehen unser aller Gewohnheiten
in vielerlei Hinsicht grundlegend zu verändern vermag. Nicht
sprunghaft, aber langsam ud stetig. Du täuschst dich gewaltig, wenn
Du meinst, jeder Erwachsene sei gefeit dagegen. Im Gegenteil - wie
kein anderes Medium spricht dich das Fernsehen in erster Linie über
die emotionale Schiene an; da hat es der Verstand (wenn in
ausreichender Qualität vorhanden...) ohnehin schwer. Beispiele gibt
es zuhauf, daß bisweilen angesichts des Eindrucks, den ein geschickt
erstellter Beitrag erweckt, der Verstand aussetzt.

Noch eine kleine Anmerkung: Kinder werden erwachsen, und wenn sie
niemals das gelernt haben, was Du oben ansprichst - wie kann man dann
erwarten, daß sie's als Erwachsene tun? Und die Kinder, die sie
selbst einmal bekommen werden, und so weiter...

> Muss mal wieder lästern, Deutschlands Bildungsniveau nach
> Pisa lässt sich auch sehr schön auf der Buchmesse studieren.
>
> Kinder müssten lernen, zu interpretieren, nicht einfach nur zu
> konsumieren, wozu eben auch Informationen (Schrift, Bild, Ton)
> gehören.

Das Schöne am Fernsehen, ist daß diese Art Konsum einfach Spaß macht,
während die anderen Arten der Informationsgewinnung mühselig sind.
Wer unterzieht sich schon freiwillig Mühen, wenn er es leichter haben
kann...

(Wäre ausnahmsweise mal schön, wenn mir in diesem Punkt heftig
widersprochen würde!)

> Gegenbeispiel, dass Bilder sehr aussagekräftig sein können, und vor
> allem Fakten untermauern, ist das "Bilderbuch für Vergessliche" von
> Richard Errell und Ernst Loewy.
>
> Basisbücher Nr. 5
> Büchergilde Gutenberg von 1984
>
> Noch ein Gegenbeispiel. Während des Vietnam-Krieges konnte die
> Berichterstattung die meisten Amerikaner nicht erreichen, einmal
> wegen der Überflutung von Informationen, andererseits, es fehlte das
> Vermögen ohne Bilder sich in die "Realität des Anderen" versetzen zu
> können. Diese Barriere oder Blockade gegen das Grauen wurde mit dem
> Bild des vietnamesischen Kindes nieder gerissen, es gab nach diesem
> Bild kein Entrinnen mehr vor der Realtität (des Anderen). Die Gefahr
> liegt nicht im benutzten Medium, ob Wort, Bild oder Sprache, sondern
> im Unvermögen, in größeren Zusammenhängen denken zu können. Der
> einfachste Weg für die Gleichmacherei sind Parolen, dies sind keine
> Bilder, sondern tatsächlich Worte in Schrift und Ton, von diesen
> hohlen Phrasen werden mehr Jugendliche erreicht, als von Bildern.

Es liegt aber in der Natur des Mediums, wie kein anderes dieses
Unvermögen fördern.

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