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  • cassiel

mehr als 1000 Beiträge seit 21.09.2001

Internet - Entdecke die Möglichkeiten

the observer schrieb am 10. Oktober 2003 15:31
> cassiel schrieb am 10. Oktober 2003 13:51
> > Wer mehr sagt, kann auch mehr lügen, aber mit Sprache kann man
> > prinzipiell auch lügen. Die Gefahr belogen zu werden ist aber mit
> > Bildern weitaus größer und wenn bewegte Bilder dann noch mit Worten
> > kombiniert werden, ist das eine ganz gefährliche Mischung des
> > scheinbar Authentischen. Das Zitieren und Widerlegen eines
> > TV-Interviews ist ganz schwierig bis faktisch unmöglich, vor allem
> > wenn es keine auch nur annährende Waffengleichheit gibt.
> Na, ich würde Bilder und Worte gleichberechtigt nebeneinanderstellen.
> Möglicherweise ist die Wirkung der Bilder nachhaltiger, weil wir in
> einer Guckguck- (auch Postman; gefällt mir) Welt leben und der
> Eindruck (besonders) bewegter Bilder (unterstützt durch Sprache und
> Töne) nachhaltiger wirkt.

Ich denke nicht, dass beides kommunikativ auf der gleichen Stufe
steht.
Rein informativ schon eher. Ob ich ein Fußballspiel ansehe oder mir
den Radiokommentar dazu anhöre, kann - wenn's ein guter Reporter ist
- auf's gleiche rauskommen.
Aber wenn es um die kommunikative Beurteilung dieser Information
geht, dann ist das geschriebene Wort am angreifbarsten und am besten
zu kritisieren.
Bild und Ton, insbesondere wenn bearbeitet und zusammengeschnitten,
ist dagegen fast immun. Barschel hat sich mit seinem Ehrenwort den
Strick selbst gedreht. Leni Riefenstahl's Bilder wurden stets immer
auch ästhetisiert statt nur der Lüge bezichtigt.

> > Das Gegenbeispiel dazu ist - und da lag Postman IMHO auch falsch -
> > die interaktive Computerwelt des Internet, besonderes Beispiel:
> > Telepolis.
> > Das geschriebene Wort dominiert, ab und zu mal ein Bild zu
> > Doku-Zwecken, aber das Entscheidende ist, dass jeder hier und jetzt
> > und weltweit abrufbar TP-Artikel kommentieren und kritisieren kann
> > und das wiederum von anderen.
> Keine Frage, höchst nützlich und spannend. Du pickst Dir aber nur
> einen winzigen Krümel aus dem großen Webkuchen heraus (einen
> wohlschmeckenden noch dazu). Telepolis ist nicht symptomatisch für
> das Internet, nicht mal für ein Forum.

Deshalb "besonderes" Beispiel.
Mir ist schon klar, dass das Internet auch fast reines Konsummedium
ist (auch wenn es noch kein TV-Internet gibt, dass einen im
Autopilot-Mode unterhält).
Der Knackpunkt ist aber der, dass man mehr Möglichkeiten hat als bei
TV, Radio oder Printmedien, die ihre Lügen de facto widerspruchslos
verbreiten können. Bei Zeitungen gibt's ja noch Leserbriefe, die
kritisch sein können, je nach Zeitung. Aber im TV? oder Radio? Kritik
ist dort praktisch nicht existent. Stattdessen dominiert
Selbstbeweihräucherung. Kritik am Sender oder Programm kommt gar
nicht zu Wort. 
Im Internet muss man sich deren Lügen nicht mehr antun, kann sie
öffentlich und weltweit kritisieren und ist sein eigener Redakteur.

> > Da kann sich ganz schnell und unproblematisch ein dialektischer
> > Diskurs entwickeln. Es ist weitaus schwieriger Lügen zu verbreiten,
> > wenn die Gegendarstellung und der Zweifel nur einen Klick nebendran
> > ist bzw. als Linktext schon direkt mitgeliefert wird.
> Vorsicht! Es hat schon mancher etwas angeklickt, nicht um zu
> argumentieren, sondern um sich in seine Ansichten bestätigt zu
> fühlen. Wieviele von uns sind in der Lage, das zu verifizieren, was
> ein anderer (allzuoft anonymer Verfasser) niedergeschrieben hat?

Auch hier gilt: die Chance ist entscheidend, in diesem Fall: zu
lernen mit Information kritisch umzugehen.

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