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  • mhing

582 Beiträge seit 14.11.2006

biblischer Glaube

"Gerhard Padderatz: Die Evangelikalen berufen sich in ihrem Glauben
gern auf die Bibel, doch ist es eher ein zweifelhafter Volksglaube,
der ihre Werte und Ziele bestimmt – welche sich leider nicht in
sozialen und demokratischen, sondern eher in reaktionären, ja,
zuweilen sogar faschistischen Bahnen bewegen. Das Christentum wird
dabei mit Bildern und Vorstellungen aus der US-Trivialkultur
vermischt, aus Filmen, Fernsehen und Comics. Eine zentrale Rolle
spielt die Figur des Superhelden, von Superman über den Jedi-Ritter
Skywalker bis zu Rambo, um nur einige zu nennen. Es ist ein
Superheld, der deutliche Züge eines säkularisierten Jesus Christus
trägt: Er verfügt über einen tadellosen moralischen Charakter, hat
Superkräfte, unfehlbare Menschenkenntnis, sieht sehr maskulin aus,
verhält sich aber meist asexuell. "

Ich selbst als Christ stehe diesem amerikanischen Glaubensdenken auch
ziemlich fassungslos und auch bedrückt gegenüber. Das, was jene als
christlichen Glauben propangieren steht vielfach im Widerspruch zu
dem, was in der Bibel selbst so steht. Es ist im Grunde vielfach ein
analoger Widerspruch wie der Glaube der kath. Kirche, der auch in
allen wesentlichen Punkten nicht mit den Aussagen der Bibel konform
geht. 

In dem  zitierten Absatz ist daher sehr gut dargestellt, dass die
Grundlage dieses US-Christentums wohl mit der Bibel zu tun hat,
jedoch viele andere Aspekte und Einflüsse mit vereinnahmt hat und
daher eine eigenständiges Glaubenssystem sich gebildet hat. Das nennt
man zwar auch "christlich", hat aber mit dem ursprünglichen Glauben
wenig zu tun.

Der Hauptirrtum und das zentrale Problem (bei den US-Christen als
auch in der römischen Kirche und anderen) ist, dass man meint, man
kann hier in dieser Welt einen christlichen Staat gründen und mit der
Bibel in der Hand einen Gottesstaat machen. Das ging bei Calvin, den
Täufern usw. immer schon schief und führte in die Katastrophe
(Dikatur war die Folge). 
Christus sagte selbst:
Joh 18,36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt;
wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, daß
ich den Juden nicht ausgeliefert würde; nun aber ist mein Reich nicht
von hier.
=> Das Reich Christi ist ein innerer Glaube, ein verborgenes, nicht
irdisches Reich. Es hat keine äußere Form, keine Grenzen, keine
Regierung, keine Statuten. Es ist rein privat und persönlich. 

Röm 13,1 Jedermann sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es
gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die vorhandenen aber
sind von Gott verordnet.
Wenn Christen selbst die Obrigkeit sind, wie sollen sie selbst dann
untertan sein? Christsein für die Versammlung von Christen völlig
unpolitisch. Es ist zwar dem einzelnen Christen nicht verwehrt, Ämter
oder Aufgaben zu haben, jedoch ist das kein Teil der Gemeinde, keine
Schaffung eines Gottesstaats. Es gibt keine Christenpartei, ohne dass
damit diese Partei nicht mehr Christus nachfolgt. 

Noch krasser ist es, wenn in diesem christlichen Ländern so sehr die
Gewalt verherrlicht wird. Damit habe ich selbst allergrößte Probleme,
da Christen nach der Bibel eben zur Gewaltlosigkeit verordnet sind:
Lk 6,29 Dem, der dich auf den Backen schlägt, biete auch den andern
dar, und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch den Rock
nicht.
Offb 13,10 Wer in Gefangenschaft führt, geht in die Gefangenschaft;
wer mit dem Schwerte tötet, soll durchs Schwert getötet werden. Hier
ist die Standhaftigkeit und der Glaube der Heiligen.

Angesichts des Umstandes, dass in dem christlichen Amerika aktuell
mehr Menschen in Gefängissen sind als unter Stalin (siehe
http://alles-schallundrauch.blogspot.de/2012/03/usa-hat-mehr-gefangen
e-als-die-udssr.html ) und das Töten anderer ohne Verhandlung/Urteil
anerkannt wird, kann man eigentlich nur den Kopf schütteln.

Erkennbar ist das, was in den USA so "christliche" genannt wird,
weitab von dem, was es sein sollte. Der Maßstab, ab wann jemand
Christ ist, bestimmen nicht Kirchen, nicht Organisationen, nicht
Bezeichnungen sondern:
Mt 7,21 Nicht jeder, der zu mir sagt: «Herr, Herr», wird in das
Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel
tut.

Schade ist nur, dass viele damit alles christliche in einen Topf
werfen und keine Unterscheidung machen. Angesichts der Kenntnisse von
Bibel usw. ist es ja auch nicht verwunderlich. 


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