O.k., die Autorin mochte Putin schon vor dem Krieg nicht, hält Putin für den Alleinverantwortlichen des Krieges, versuchte nach eigenen Angaben dagegen zu demonstrieren und erlebte vereinzelte Verhaftungen und eine Demonstration, die sich ohne erkennbaren Grund auflöste. Weiterhin hat die Autorin hat Moskau vorzeitig verlassen. Das ist so ungefähr alles, was da steht. Sofern überhaupt mal abseits der als subjektives Erleben vorgetragenen und nicht überprüfbaren Geschichte eine Sachaussage wie "verstärkte Emigration aus Russland" getroffen wird, werden keine Belege angeführt, wie überhaupt auf Quellenangaben, die das vermeintliche subjektive Erleben der Autorin stützen könnten, komplett verzichtet wird.
Was soll ich jetzt damit anfangen? Die Autorin mag Putin nicht, o.k. Über strukturelle und historische Entwicklungen im Vorfeld des Krieges mag sie sich keine Gedanken machen, o.k., überhaupt scheinen politische Analysen nicht ihr Ding zu sein.
Macht man dann eine Recherche zur Autorin, findet man Hinweise, dass sie als Drehbuchautorin arbeitet. Passt irgendwie zur rührseligen Erzählung, die hier präsentiert wird, sagt aber immer noch nichts darüber aus, warum dieser Artikel hier veröffentlicht wird.
Bleibt also nur die Spekulation. Vielleicht erhofft sich die Autorin ja Aufträge aus der Medienwelt durch die Veröffentlichung, oder sie bereitet mit anderen bereits etwas Entsprechendes vor - wer weiß. Einseitige, emotionale und rührselige Geschichten mit klarer Schuldzuweisung und ohne reflektierende, allseitige Darstellung der Ereignisse und ihrer Ursachen werden sicherlich momentan ganz gerne finanziert. Emotionalisierendes Storytelling statt allseitige, differenzierte Analyse mit Fakten, so könnte man das vielleicht beschreiben, wenn man den Begriff "Propaganda" vermeiden will.