Guckstu schrieb am 21.02.2025 11:44:
Taupunkt schrieb am 21.02.2025 09:07:
-Merit-Order abschaffen (ist marktwidrig)
Falsch. Börsen machen auch Merit Order.
Wenn das Produkt EXAKT austauschbar ist, ist Merit Order tatsächlich der Marktpreis und individuelle Preisvereinbarungen kommen nur zustande, weil jemand marktwidrig handelt.-Stromsteuer auf Erneuerbare massiv senken
Nicht umsetzbar. Das besteuert den Stromkunden, und auch wenn es welche gibt, die meinen, sie würden nur sauberen Grünstrom beziehen: Nein, die kriegen genauso Atom- und Kohlestrom wie alle anderen.
-restliche Grundlastkraftwerke verstaatlichen und ohne Gewinn weiterbetreiben
Die Grundlastkraftwerke sind ziemlich unnötig. Heute können Schwankungen über die europäischen Netze ausgeglichen werden, und der Bau von Energiespeichern geht ja auch langsam los.
-neue Grundlastkraftwerke bauen, diese sollte überwiegend Kohlekraftwerke sein (Kohle ist als Energieträger auf deutschem Boden über alle Maße vorhanden - Unabhängigkeit von anderen Staaten!)
Nur Braunkohle. Das wäre klimatechnisch das Dümmste, was Deutschland tun könnte.
Die Steinkohle ist praktisch vollständig abgebaut, die Flöze liegen so tief, dass das an technische und wirtschaftliche Grenzen stößt.
-Ausbau der Stromspeicherinfrastruktur (alles was technisch möglich ist, China machts vor)
Geschieht bereits.
Es wird nur bisher nicht so wirklich viel benötigt; momentan kann sich der Preis über ein paar Wochen vervielfachen, aber aufs Jahr gesehen ist das immer noch nicht viel teurer.Der volle Speicherausbau wird am Ende ungefähr 2 ct/kWh kosten, dafür sind EE viel billiger als Fossiles, unterm Strich bleibt die Energie dann sogar sehr billig.
-massive Ausgabensenkung des Staates (Milei lässt grüßen)
Eine Inflation bekämpfen, die wir haben, und eine Rezession auslösen, die wir nicht gebrauchen können?
Das ist ungefähr so klug wie Gesunde mit Antibiotika zu füttern, das gibt nur Darmbeschwerden.
P.S. Staatsquoten:
In Deutschland gesunken in den letzten 20 Jahren.
https://www.agenda-austria.at/grafiken/oesterreich-hat-die-dritthoechste-staatsquote-in-der-eu/In Argentinien so-so, lala:
https://de.statista.com/graphic/1/254448/staatsquote-in-argentinien.jpg
(Achtung: Die untersten 20% sind in der Grafik weggeschnitten, die Schwankung ist viel kleiner, als es optisch aussieht.)Mileis Amtsantritt war 2023, da ist die Staatsquote von 38 auf 33% gesunken. Das ist jetzt kein so großer Unterschied, aber das hat schon für Schockeffekte und ein neues Armutsproblem gesorgt.
Klar, es musste was geschehen, aber Mileis Ansatz überzeugt echt nicht.
-Zurück zum dreigliedrigen Schulsystem - um autochton Arbeitskräfte zu generieren
Nein, das ist das Dümmste, was man tun kann, im Gegenteil: Durchmischung hilft!
Man muss allerdings etwas anderes machen: Teil des Unterrichts ist, dass die Schüler, die es verstanden haben, denen erklären, die es nicht verstanden haben.
Erstens lehrt es die Schüler, wie man Wissen weitergibt - eine Fähigkeit, die dringend in der Breite nötig wäre, aber bisher nirgends gelehrt wird.
Zweitens lernt ein Schüler, der etwas erklären muss, das Erklärte wirklich dauerhaft und besser als einer, der das für die nächste Klassenarbeit lernen kann und dann vergisst.
Drittens erleben die schwächeren Schüler mehr als einen Erklärungsansatz und damit eine bessere Chance, das Thema überhaupt zu begreifen.
Viertens lernen die starken Schüler den Umgang damit, einem Schwächeren zu helfen - das wird weder in der Schule noch in der Ausbildung groß gelehrt.
Das mit dem "Markt" für Strom ist sowieso so eine Sache. Wie du sagst, geht es letztendlich um das EXAKT gleiche Produkt. Dafür kann es eigentlich keinen Markt im klassischen Sinn geben. Und auf jedem normalen Markt wird sich der durchsetzen, der ein ähnlich gutes Produkt zum niedrigeren Preis anbieten kann. Nun haben wir den Fall, dass die Gestehungskosten für Erneuerbare wesentlich niedriger liegen als die der konventionellen Kraftwerke, sie aber ihren Strom nicht für einen niedrigeren Preis anbieten können, weil ausgerechnet das letzte und teuerste Kraftwerk zur Abdeckung des Strombedarfs den Preis für alle bestimmt. Und das soll vernünftig sein? Ich mein, ich versteh ja, warum das gemacht wurde. Aber es ist doch völlig kontraproduktiv. Es wird immer posaunt, dass der Ökostrom billiger ist, was aber schlicht falsch ist. Für Endkunden bleibt alles sehr teuer.
Hier ist ein Modell entstanden, dass die ganze Gesellschaft in Geiselhaft nimmt und wenige Konzerne einen Reibach machen. Seit der Strommarktliberalisierung 1998 hat sich der Strompreis von wenigen Pfennigen auf das heutige Niveau erhöht. Und heute haben wir über 60% Erneuerbare, die zu einem Spotpreis produzieren können, aber der normale Bürger hat rein gar nichts davon. Weil der Preis durch das teuerste Gaskraftwerk bestimmt wird. Diese Gaslobby hat auch über Jahrzehnte billiges russisches Gas hier teuer verkauft. Wieder kein Nutzen für die Bevölkerung. Jetzt steigen die großen Konzerne um auf Erneuerbare und machen wieder Milliarden. Bauen billige Kraftwerke, verkaufen den Strom aber so teuer wie das teuerste Kraftwerk. Und das soll vernünftig sein, das soll der tatsächliche Marktpreis sein?
Die deutschen Kohlevorkommen reichen noch weit über 1000 Jahre.
Und klimaschädlich sind die nur, wenn man keine Filter einbaut. Technisch kann man Kraftwerke bauen, die null Emissionen haben. Man muss es nur wollen. Es liegt nicht an technischen Möglichkeiten. Und am Geld liegt es auch nicht. Die drei großen Energieerzeuger haben allein in den letzten Jahren Milliarden an reinen Gewinnen eingefahren. Geld ist also da.
Deshalb ja mein Vorschlag, zwei getrennte "Märkte" zu bestimmen. Einen freien, der die Erneuerbaren enthält und so funktioniert, wie ein richtiger Markt. Und dann der konventionelle Rest, der für die Deckung des Verbrauchs und bei Flauten eingreift. Und für diese Reserve gibts dann vom Staat meinetwegen Geld. Solange die Batteriespeicherinfrastruktur noch nicht vorhanden ist.
Dass der Staat massiv seine Ausgaben senken muss, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wird 100%ig kommen.
Das Schulsystem ist bankrott. Alle können alles. Alle zusammen...Alles nur Romantik. Realität ist, dass im gegenwärtigen Schulsystem alle, die aufrecht stehen können, durchgewunken werden. Dadurch wurde das Leistungsprinzip völlig aufgegeben. Und damit alles, was einen Staat ausmacht. Da muss es nämlich Leistungsträger geben.
Das, was heute passiert, kann man ja noch nicht mal sozialistisch nennen. Da gab es nämlich ein Leistungsprinzip. Da haben nur zwei drei aus jeder Klasse Abitur gemacht, die dann später auch studieren konnten. Mehr braucht man ja auch nicht.
Hauptteil waren Arbeiter. So wie heute auch noch welche benötigt werden. Und was wird stattdessen gemacht. Alle sollen Abitur haben. Alle sollen studieren. Das geht halt nur, wenn man das Niveau senkt. Und wir wundern uns, warum die Unis überfüllt sind mit Menschen, die nichts können. Oder warum der 10 Klässler nichts kann und nichts will, wenn er eine Lehre anfängt.
Aber Bildung wird eh kleingeschrieben in diesem Land.