"... . Durch das Studium eines Buches des Nationalökonomen Malthus über die Mißverhältnisse, die in der menschlichen Gesellschaft durch die starke Bevölkerungszunahme im Gegensatze zu der beschränkten Anzahl der Nährstellen entstehen, wurde er zu der Erkenntnis geführt, daß ein ähnlicher Wettbewerb, der keineswegs immer einen wirklichen Kampf einschließende sogen. Kampf ums Dasein (struggle for life), wie im Menschenleben auch unter Tieren und Pflanzen, wegen ihrer z. T. ungeheuern Vermehrungsfähigkeit sogar noch im verstärkten Maßstab entbrennen und die Folge haben müßte, daß nur die den jeweilig obwaltenden Lebensverhältnissen am besten entsprechenden Varietäten erhalten werden. Dies Prinzip der sogen. natürlichen Auslese (natural selection) oder natürlichen Züchtung wurde gleichzeitig mit Darwin von Wallace zur Erklärung der Wesenmannigfaltigkeit und der Zweckmäßigkeit ihres Baues angewendet (Zuchtwahl- oder Selektionstheorie).
Man muß sich erinnern, daß die Mitbewerbung unter den Angehörigen derselben Art am stärksten ist, so daß geringe körperliche Vorzüge nach irgend einer Richtung, z. B. auf einem trocknen Boden und in einer trocknen Jahreszeit das Vermögen, mit etwas weniger Feuchtigkeit auszukommen, oder die Fähigkeit, durch eine bestimmte Färbung den Feinden besser zu entgehen, zum Siege führen können, d. h. das Überleben des Passendsten, wie Herbert Spencer den Vorgang genannt hat..."
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 531-536.
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