Ich denke, Menschen haben eine finite Reserve an Mitgefühl, und so wie die heute täglich mehrmals in Anspruch genommen wird, ist sie schnell erschöpft. Man behält sich das Mitgefühl dann für den engsten persönlichen Kreis vor.
Bei mir löst ein weiteres Bild eines weinenden Kindes im Fernsehen inzwischen nur noch das Gefühl des Belästigtseins aus, ein "nicht schon wieder". Ich vermute instinktiv schlechte Absichten hinter jedem, der offensichtlich versucht, Gefühle bei mir auszulösen.
Wenn ich das verallgemeinere, erreicht man mit dem Nudging eine abgestumpfte, gefühlsarme Gesellschaft, bis auf wenige, die im ständigen Gefühls- und Endorphinrausch ihr Leben eingerichtet haben. Die sind so süchtig nach dem Drama, dass sie es absichtlich herbeischaffen (lassen), wenn es sich nicht von selbst einstellt.